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Re: Spiel für Dein Land - Das größtes Quiz Europas
Für die deutsche Fernsehunterhaltung ist schlicht und ergreifend nicht mehr genug Geld da. Die Öffentlich-Rechtlichen haben ein riesiges Finanzierungsproblem und schon alle Hände voll damit zu tun den öffentlich-rechtlichen Informationsauftrag zu erfüllen, eine Aufgabe, die sie zweifellos nach wie vor bravourös meistern.
Im Unterhaltungssektor hingegen ist Schmalhans Küchenmeister; wie man mit billigen Quizshows ein erträgliches Maß an Quote einfährt hat Pilawa ja bereits vor Jahren im ZDF vorgemacht, wo er mit seinem minimalistischen Ratespiel "Rette die Million" offenbar selbst nicht glücklich wurde und unversehens unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zur ARD zurückgelockt wurde. Dort muss er sich nun mit ähnlich simpel gestrickten Formaten herumärgern, nur Hirschhausens "Quiz des Menschen" wird dort noch mit einem Rest an Sorgfalt und Akribie produziert. Ansonsten überbieten sich ARD und ZDF mit kostengünstigen Krimis, die auf formelhaften Drehbuch-Stereotypen beruhen, welche sich unentwegt wiederholen und nach einiger Zeit variiert und neu arrangiert werden. Alte Haudegen und zweit- oder drittklassiger Schauspielernachwuchs pressen darin lustlos dröge Dialoge hervor, an Originalität oder Atmosphäre ist bei diesen kostengünstig ins Werk gesetzten Massenfabrikaten gar nicht erst zu denken. Krimis erreichen dank des ihnen eigenen Spannungsbogens noch die größte demographische Spannweite unter den 08/15-Formaten und haben damit noch am ehesten das Potential, zielgruppenübergreifend Zuschauer zu binden. Der Sender kriegt sozusagen für ein Minimum an Einsatz ein Maximum an Einschaltquote, wenn auch die über die Jahre zunehmend dahinbröckelte und in naher Zukunft Verschiebungen tektonischen Ausmaßes ins Haus stehen. Andere fiktionale Projekte sind schier nicht mehr finanzierbar, der Freitagsfilm wurde nach der DEGETO-Neuformierung wegen armseliger Locations, gesellschaftskritischer Kanten, überdrehter Geschichten und dem zwanghaften Versuch "nicht-kitschige" Sozial-Romanzen inszenieren zu wollen sehenden Auges in den Quotenkeller manövriert - und das bei schwächster Konkurrenz im Nicht-Krimi-Umfeld. Die Privatsender, allen voran RTL, produzieren heute Shows auf einem Niveau, für das sich in den 90er-Jahren sogar der Kleinsender "Tele 5" geschämt hätte, aber das besprachen wir ja schon hinreichend an anderer Stelle. Echte Fernsehereignisse jenseits von Sportwettkämpfen gibt es während des Jahres überhaupt nicht mehr, für zündende Mehrteiler, populäre Buchverfilmungen oder gekonnt umgesetzte Serienstoffe sind angeblich keine Mittel mehr frei. Darüber können selbst singuläre Highlights wie das "Das Adlon", "Weinberg" oder "Weißensee" nicht hinwegtäuschen. Wer heute noch in größerem Umfang fiktionale Fernsehunterhaltung frei von Etatlimitierungen genießen will ist praktisch dazu gezwungen ein Sky-Abonnement abzuschließen, DVDs zu kaufen oder auf einschlägigen Internetplattformen nach der begehrten Ware Ausschau zu halten. Denn die eigenproduzierten Marken der Privatsender haben mittlerweile Ramschniveau erreicht, und die Öffentlich-Rechtlichen haben höchstens noch den Anspruch sie qualitativ um wenige Fingerbreit zu übertreffen. Streamingdienste sind anders als in Amerika noch keine ernstzunehmende Größe, ansonsten bliebe in der deutschen Fernsehlandschaft wohl kein Stein auf dem anderen.
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