Götz George erhält Unterstützung vom Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler (BFFS). In deutlichen Worten protestiert die Organisation gegen den Ausstrahlungstermin des Dokudramas "George" im Ersten - an einem Sommerabend um 21.45 Uhr - und betrachtet die Vorgehensweise als Musterbeispiel für den "kaum noch wahrgenommenen Kulturauftrag der öffentlich-rechtlichen Sender".
"Dieses Dokudrama ist auf mehreren Ebenen ein Meisterwerk und ein Höhepunkt im Schaffen eines unserer bedeutendsten Schauspieler, Götz George, vielleicht seine wichtigste Rolle, ganz sicher aber seine persönlichste", sagte Vorstandsmitglied
Hans Werner Meyer. Heinrich George habe wie kaum ein anderer "deutsche Film- und Theatergeschichte geschrieben und sein Verhalten während der Nazizeit ist von großem gesellschaftlichen Interesse".
"Die Entscheidung, dieses wertvolle Zeitdokument nicht an Heinrich Georges Geburtstag im Oktober und in der Primetime, sondern am 24. Juli, also im Sommerloch, um 21.45 Uhr auszustrahlen - und damit faktisch zu versenden - stößt bei dem mit 2.460 Mitgliedern wichtigsten deutschen Schauspielerverband auch im Hinblick auf den - aus ihrer Sicht - kaum noch wahrgenommenen Kulturauftrag der öffentlich-rechtlichen Sender auf scharfen Protest", heißt es in einer Mitteilung des Verbands.
Meyer wird noch deutlicher: "Wir verstehen diese Terminierung als Respektlosigkeit gegenüber zwei unserer bedeutendsten Schauspieler und Ausdruck bedauerlicher Gleichgültigkeit gegenüber unserer Kultur, die zu fördern klar definierter gesellschaftlicher Auftrag der öffentlich-rechtlichen Sender ist."
In dem Dokudrama spielt Götz George, der in diesem Jahr vom BFFS mit dem 'Deutschen Schauspielerpreis' für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, seinen eigenen Vater Heinrich George, der wegen seiner Haltung im Dritten Reich nach dem Krieg verhaftet wurde und 1946 in sowjetischer Lagerhaft starb. Die ARD hält den Film offenbar nicht für Primetime-tauglich und zeigt im Rahmen eines Geburtstagsabends für Götz George stattdessen zunächst um 20.15 Uhr die Wiederholung eines Schimanski-Krimis. Unmittelbar danach sollen sich die Zuschauer dann ab 21.45 Uhr noch das 110 Minuten lange Dokudrama ansehen.
In Interviews hat Götz George daraufhin Kritik am Sender und den in leitender Position sitzenden "Bürokraten" geübt. Das Versprechen, den Film im Herbst auszustrahlen, sei nicht eingehalten worden (
wunschliste.de berichtete). Immerhin wird "George" vorab am 22. Juli bereits um 20.15 Uhr auf arte zu sehen sein - vor einem naturgemäß kleineren Publikum als im Ersten.
Meyers Schauspielkollege
Heinrich Schafmeister, der ebenfalls im BFFS-Vorstand sitzt, wirft der ARD eine zunehmende kulturelle Ignoranz vor und stellt die Existenzfrage: "Wir verstehen immer weniger, worin der Vorteil des öffentlich-rechtlichen Rundfunks besteht und warum wir uns für ihn stark machen sollen."
18.07.2013 - Michael Brandes/wunschliste.de
Bild: SWR/Thomas Kost
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