|
Monika Piel übt Kritik an schwerfälligen Senderstrukturen
Nur noch sechs Wochen lang hat WDR-Intendantin Monika Piel den ARD-Vorsitz inne. Zum 1. Januar 2013 übernimmt ihr NDR-Kollege Lutz Marmor das Amt für die kommenden zwei Jahre. In einem ausführlichen Interview mit dem stern spricht Piel über aktuelle Entwicklungen und Programmpläne ihres Senders und übt dabei auch Kritik an den schwerfälligen Strukturen. "Eine ARD-Vorsitzende hat keinerlei Kompetenzen", so Piel, die angesichts der unterschiedlichen Interessen der neun verbundenen Rundfunkanstalten auch keine Möglichkeit sieht, die ARD grundlegend umzukrempeln. Wie unflexibel ihr Arbeitgeber sei, zeige sich beispielsweise am Dienstagabend, an dem es jahrelange Wartezeiten für neue Serienstaffeln gibt. Da keiner der Sender auf seine Programmplätze verzichten wolle, sei es "manchmal schwierig, einen Sendeplatz zu finden. Es wäre sinnvoll, bei Erfolg sofort nachzulegen. Das haben wir bei 'Weissensee' nicht getan." Die Ausstrahlung der ersten Staffel liegt bereits mehr als zwei Jahre zurück. Noch etwas länger wird es auch dauern, bis die ARD die Zahl ihrer Talkshows wieder von fünf auf vier reduziert. Die Verträge mit den Talkmastern laufen mehrheitlich Ende 2013 aus. Wie Piel andeutet, müsse sich dann der NDR angesprochen fühlen, Verzicht zu üben. Drei der fünf Talks ("Günther Jauch", "Beckmann", "Anne Will") werden von den lieben Kollegen aus dem Norden produziert. Die allgemeine, auch in den ARD-Gremien geäußerte Kritik am kuscheligen Sonntagsplausch mit Günther Jauch teilt Piel allerdings nicht: "Ich habe von ihm weder erwartet noch erwünscht, dass er einen harten Info-Journalismus macht. Seine Art passt für mich, auch als Zuschauerin, gut zum Sonntagabend: Da habe ich keine Lust auf Konfrontation." Reduziert werden mittelfristig auch die Digitalkanäle. Piel spricht davon, in diesem Bereich künftig Prioritäten setzen zu wollen und hat mittlerweile auch ihre ablehnende Haltung gegen einen Jugendkanal aufgegeben - aber nur, falls finanziell nachgerüstet werden kann: "Für die 14- bis 29-Jährigen müssen wir neues Programm herstellen und neue Mitarbeiter einstellen. Wenn wir den politischen Auftrag dafür bekommen, sollten wir das machen, zusammen mit dem ZDF. Wir können es aber nicht aus dem Bestand finanzieren. So ein Kanal kostet mindestens 60 Millionen im Jahr." Eine neuerliche Zusammenarbeit mit Thomas Gottschalk wird unterdessen wahrscheinlicher: Man rede derzeit mit dem Entertainer über konkrete Pläne für eine Samstagabendshow, bestätigt Piel dem stern. Details sind allerdings noch nicht bekannt. Insgesamt will die ARD - wie bereits angekündigt - die Anzahl ihrer Unterhaltungsformate reduzieren und ganz allgemein auch gleich einige Moderatoren einsparen. Piel: "Im Moment haben wir zu viele: Jeder Chefredakteur eines Senders möchte auf den Schirm. Aber für die Zuschauer ist es einfacher, wenn sie sich weniger Gesichter merken müssen." 22.11.2012 - Michael Brandes/wunschliste.de Bild: WDR/Herby Sachs [www.wunschliste.de]
In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
|