Die Nebenhandlung fand ich auch ziemlich wirr und zudem habe ich nicht verstanden, was sie eigentlich mit der Haupthandlung zu tun haben sollte. Aber ansonsten muss ich mich schon wundern: Da versucht mal jemand, aus dem deutschen Krimiallerlei auszubrechen und stilistisch und erzählerisch etwas zu wagen, und gleich reagieren die Sonntagskrimi-Stammgucker mit Unverständnis und Ablehnung. Die Handlung kann man ja kritisieren, wie man will, aber stilistisch war das größtenteils einfach brilliant: die Kamera/Bildgestaltung, der Einsatz der Musik (fast Free Jazz), die Schnitte, die Art, wie da immer wieder Alltagsbeobachtungen in die eigentliche Handlung eingestreut werden, die Bildzitate (Argento) etc.

Dominik Graf ist mMn einer der wenigen, vielleicht der einzige deutsche Genreregisseur, der sich mit internationalen Vorbildern messen kann (und Günter Schütter sein bester Drehbuchautor - ich sag nur: "Die Sieger", "Der Skorpion"). Schön, dass sich die ARD ein, zwei Mal im Jahr auch zur besten Sendezeit noch solche Experimente traut, gediegenen Mainstream snedet sie ja schon an den 50 anderen Sonntagen.