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"Lügenfernsehen": Kleines Gerangel zwischen NDR und RTL
Ein kleiner Schlagabtausch zwischen dem NDR und RTL verschafft dem "Panorama"-Special zum Thema "Lügenfernsehen" kurz vor der Ausstrahlung (Do., 7. Juli, 21.45 Uhr im Ersten) erhöhte Aufmerksamkeit. In diesem Update zu einer bereits im NDR-Fernsehen ausgestrahlten Doku beschäftigt sich Reporterin Anja Reschke erneut mit dem Thema "Scripted Reality": Realität und Inszenierung verschwimmen in zahlreichen TV-Formaten der Privatsender zunehmend und sind selbst für Medienexperten kaum noch auseinander zu halten. Oft finden sich entsprechende Hinweise auf inszenierte Inhalte, bisweilen sehr vage formuliert, lediglich im "Kleingedruckten". Zu Wort kommen in der NDR-Reportage Protagonisten, Senderverantwortliche und Medienpolitiker. Thematisiert wird in der Reportage auch die Frage, inwieweit "Scripted Reality"-Formate von Privatsendern als Unterhaltungs- oder auch als Informationsprogramme gekennzeichnet werden. Gegenüber der Internetseite "turi2" meldete sich RTL-Sprecher Christian Körner noch vor der Ausstrahlung zu Wort: "Im Eifer ihres manchmal eher verzweifelten Gefechts gegen die Erfolge der Privaten sind die ARD-Kollegen in Sachen Kennzeichnung von Programmen wohl selbst durcheinandergekommen. Wir jedenfalls weisen unsere Nachrichten als Information aus, unser Nachmittagsprogramm als Unterhaltung. Ein Blick in die Programmlisten der AGF hätte genügt." Dieser Bezug auf die Daten der von den großen TV-Sendern initiierten Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) führt jedoch laut NDR am Thema vorbei: "Offenbar hat die Ankündigung des 'Panorama'-Spezials einen Nerv getroffen. Allerdings hätte sich der RTL-Kollege die Mühe machen sollen, unsere Pressemeldung genau zu lesen", so NDR-Sprecher Martin Gartzke in einer Stellungnahme. "Der Absatz, auf den sich der Kollege Körner bezieht, hat die Programmanalysen von Prof. Hans-Jürgen Weiß und seines Institutes ('Göfak') für die Landesmedienanstalten zum Thema - ihnen und nicht der AGF obliegt die Aufsicht über die Privatsender. Prof. Weiß betrachtet alle Sendungen durch die Brille des Zuschauers, der auch nicht anhand von AGF-Tabellen entscheiden kann, ob etwas Unterhaltung oder Information ist." In der vorausgegangen Ankündigung zur Sendung heißt es: "Erst seit kurzem ordnet Weiß sogenannte 'Scripted Reality' nicht mehr als Publizistik, sondern konsequent als Unterhaltung ein. Prompt sank zum Beispiel der gemessene Informationsgehalt der RTL-Tochter Vox von 27 Prozent auf 15 Prozent." Es sei jedoch verständlich, bemerkt Gatzke zum Abschluss leicht süffisant, "dass man sich nicht gern einen solchen Spiegel vorhalten lässt". Mit dem Thema "Scripted Reality" beschäftigte sich am Mittwochabend auch das NDR-Medienmagazin "Zapp". In einem sechsminütigen TV-Beitrag wurden konkrete 'Schummelei'-Vorwürfe gegenüber den Produzenten der TV-Formate "Die Super-Heimwerker" (kabel eins) sowie "mieten, kaufen, wohnen" (VOX) erhoben. Beteiligte Protagonisten bestätigen gestellte Locations und Dialoge. Das "Zapp"-Video ist via NDR im Netz abrufbar, zusätzlich stehen ausführliche Interviews mit dem "mieten, kaufen, wohnen"-Protagonisten Niklas Taborsky und dem Medienjournalisten Fritz Wolf zur Verfügung. 07.07.2011 - Michael Brandes/wunschliste.de Bild: NDR/Dirk Uhlenbrock [www.wunschliste.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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