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9Live: Das Ende des Grauens
Pünktlich um Mitternacht war Schluss. Mit der Einstellung der Live-Quizshows geht ein Kapitel deutscher Fernsehgeschichte zu Ende, das gelinde gesagt, umstritten war. Am letzten Abend haben die 9Live-Granden um Max Schradin und Thomas Schürmann noch einmal auf ihre ganz eigene Art gezeigt, wie man den eigenen Abgang feiert und den Kater des nächsten Morgens den Zuschauer schon während der Sendung spüren lassen kann. Das "Programm" der letzten Sendung war eine Mischung aus alkoholgetränkter Party mit Karaokeeinlagen und bedeutungsschwangerer Reden der Moderatoren und diverser anderer Mitarbeiter. Gefilmt wurde nicht nur im Studio - auch die Abschiedsfeier in der Lobby, die offensichtlich bereits einige Sektreden auf dem Buckel hatte, geriet zu einem - zugegebenermaßen unterhaltsamen - Panoptikum des Grauens. Wenn der Kameramann aufgrund eines nicht unerheblichen Alkoholpegels sein Arbeitsgerät nicht mehr still halten kann und den Schärferegler nicht unter Kontrolle bekommt, wenn jeder Angestellte die Möglichkeit zur ganz persönlichen Live-on-Screen-Abschiedsrede erhält, wenn Schürmann in Zeiten restriktiver Rauchverbotsgesetze sich seine Fluppe im Sendestudio anzündet, dann war das das konsequente Ende eines Senders, dessen Daseinsberechtigung von der Möglichkeit der Zuschauerabzocke gespeist war. Mit einer gehörigen Portion Selbstironie, in der ausgiebig die letzten Minuten des Hollywoodhits "Die Truman Show" zitiert wurden, gingen die Lichter im Quizstudio endgültig aus. Am Ende saß das Maskottchen, der Ratefuchs, trauernd zu Louis Armstrongs "Wonderful World" auf den Stufen, die ihm die Welt bedeuteten. Leise war dieser Abgang, doch es war nicht das Gesicht, das der Sender über die Jahre hinweg präsentierte. Eine andere, viel bezeichnendere Szene bleibt deshalb im Kopf: Thomas Schürmann lässt einen Aufnahmeleiter für seine Abschiedsrede zu Wort kommen. Ein anderer Mitarbeiter ist offensichtlich schon sehr betrunken und fummelt ständig am Headset seines Kollegen herum. Schürmann wird es zu viel: "Wolle ist besoffen!" [....] "Wolle, du fliegst raus, auch wenns live im Fernsehen ist!" Ja, so wollen wir uns an den Mitmachsender erinnern. 01.06.2011 - Roger Förster/wunschliste.de Bild: 9Live (Screenshot) [www.wunschliste.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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