Alexinla schrieb:
-------------------------------------------------------
> The Wire , die beste Serie überhaupt
Um das zu veranschaulichen (auch wenn die "Sopranos" für mich auf Augenhöhe sind):
[
www.sueddeutsche.de]
[
www.faz.net]
(der erste Artikel geht über zwei Seiten)
Quote
Zu Beginn irritiert alles - die Sprache, die Erzählgeschwindigkeit und die Vielzahl der Personen. Die US-Serie "The Wire" bricht mit allen Konventionen: Es gibt keine hektischen Schnitte, keine Großaufnahme von Schusswunden wie bei CSI, das klassische Gut-Böse-Schema funktioniert nicht und am Ende ist auch kein Fall gelöst. "The Wire" ist mehr als eine Polizeiserie, sie ist ein Epos über den Niedergang der amerikanischen Großstadt. Erzählt wird die Geschichte von Polizisten, Drogendealern, Gewerkschaftern, Politikern, Lehrern und Journalisten in Baltimore. Jede dieser Gruppen will ihren Platz in der Stadt behaupten, die Idealisten wollen sie verändern, die anderen sie beherrschen. Doch mit jeder Folge geht die Stadt ein bisschen mehr zugrunde. Keiner entkommt diesem System aus Kriminalität, Korruption, sozialem Abstieg und der düsteren Zukunftsaussicht.
Und trotzdem: "The Wire" ist weder deprimierendes Drama noch apokalyptisches Untergangsszenario. Die etwa 30 Hauptfiguren sind voller Humor, warmherzig und lebendig, man lebt, liebt und leidet mit ihnen und hofft auf eine Welt, in denen Kinder zur Schule gehen und nicht schwerbewaffnet an der Straßenecke Designerdrogen verkaufen. Wer sich einmal auf das epische Erzähltempo, das mit dem großer Romane von Fjodor Dostojewskij oder Charles Dickens vergleichbar ist, einlässt, dem eröffnet sich eine neue Welt des Fernsehens. (...)
Quote
Kein Roman der vergangenen Jahre hat mich so sehr beschäftigt wie die amerikanische Fernsehserie "The Wire". Ganze Nächte habe ich durchgeschaut, wochenlang wollte ich mit Freunden und Kollegen über nichts anderes reden. Überall ergaben sich Anknüpfungspunkte, Parallelen, Vergleichsmöglichkeiten. Der jeweils nach dem Prolog, dem cold open der einzelnen Folge, einsetzende Titelsong "Way Down in the Hole" legte sich als Soundtrack unter meinen ganzen Alltag. Ich lebte in Baltimore, Maryland, war corner boy und Drogenfahnder, Lehrer und Sozialarbeiter, Bürgermeister und Junkie. Ein Serienkiller, ein Triebtäter, ein Fernsehsüchtiger.
"The Wire"-Schauen ist nicht nur irgendein beliebiges, zeitraubendes Hobby, das vom Lesen abhält, wie Online-Games oder Fußballspiele. "The Wire" ist eben nichts völlig anderes als die Romane und Erzählungen, mit denen ich sonst meine Tage und Nächte verbringe. Kein Roman hat mich so beschäftigt wie "The Wire" – das ist auch so zu verstehen: "The Wire" ist ein Roman. Einer der besten. (...)