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Andres Veiel fordert gesetzliche Quote für Doku-Formate
Der renommierte Dokumentarfilmer Andres Veiel ("Black Box BRD") betrachtet die Zukunft seines Genres angesichts des aktuellen "Scripted Reality"-Trends mit Sorge. Im Interview mit der "Berliner Zeitung" fordert er gemeinsam mit dem Berufsverband AG DOK (Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm), dem rund 850 Autoren, Regisseure und weitere Fernsehschaffende angehören, eine gesetzliche Regelung für ARD und ZDF. "Wir fordern die Ministerpräsidenten der Länder auf, gesetzgeberisch tätig zu werden. Wenn das öffentlich-rechtliche Fernsehen Gebühren kassiert, muss es auch dafür sorgen, dass in Qualität investiert wird. Ein bestimmter Prozentsatz sollte für dokumentarische Formate reserviert werden", so Veiel. Kritik üben Veiel und sein Verband auch an den Plänen des NDR-Programmdirektors Frank Beckmann, "Scripted Reality"-Elemente in öffentlich-rechtlichen Formaten auszutesten (wunschliste.de berichtete): "Für uns Filmemacher bedeutet das: Wir müssen sehr genau beobachten, wohin die Entwicklung geht." Der qualitätsvolle Dokumentarfilm sei hinsichtlich der Produktionskosten gegenüber den billig produzierten Fake-Formaten nicht konkurrenzfähig: "Qualität ist immer teurer. 30 Sendeminuten einer gescripteten Dokusoap kosten ungefähr 30.000 Euro. Ein fiktionales Format in derselben Länge kostet das Zehn- bis Dreißigfache und ein abendfüllender Dokumentarfilm das Zwanzigfache", was vor allem mit der intensiven Recherche zusammenhänge. Hinsichtlich aktueller "Scripted Reality"-Formate wie "Familien im Brennpunkt" (RTL) kritisiert Veiel die fehlende Transparenz seitens der Privatsender: "Es gibt nur einen kleinen Hinweis im Abspann. Der wird aber so schnell eingeblendet, dass der Zuschauer das gar nicht realisiert. Es müsste noch klarer gemacht werden, dass es sich um Schauspieler handelt. Stattdessen wird ihm vorgegaukelt, die Sendungen bildeten die Realität ab." Andres Veiel arbeitet zur Zeit an seinem ersten Spielfilm. Die SWR-Produktion "Wer, wenn nicht wir" thematisiert die Vorgeschichte der RAF am Beispiel von Bernward Vesper (August Diehl), Gudrun Ensslin (Lena Lauzemis) und Andreas Baader (Alexander Fehling) (wunschliste.de berichtete). 27.10.2010 - Michael Brandes/wunschliste.de Quelle: Berliner Zeitung; Bild: AG DOK/Logo [www.wunschliste.de]
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