In England ist das Mädchen genauso in den Medien zum armen Opfer erklärt worden wie bei uns der Junge. Und die Briten sind sich ihrer Sache heute noch ebenso sicher wie die Deutschen. Während sich deutsche Reporter bereits am Tag nach der Anzeige auf Schulkameradinnen der Kleinen gestürzt haben, die dann mit großen Augen in die Kamera plapperten, Charlotte wäre ja schon immer komisch und hinter Jungen hergewesen (ich habe diesen Bericht selbst gesehen), sind gegenteilige Berichte in England gesendet worden, in denen Marco als rücksichtsloser Weiberheld dargestellt wurde (gezeigt - natürlich unter dem Vorzeichen der gemeinen Medienlüge - im selben deutschen Boulevardmagazin wie vorher die englischen Schülerinnen). Beide Berichte wurden in ihren jeweiligen Produktionsländern den Zuschauern als beweiskräftig präsentiert.
Was macht also die eine Geschichte besser oder verfilmenswerter als die andere? Warum sollte es nicht ebenso interessant (und ebenso unbewiesen) sein, wenn wir in Deutschland "sicher" wären, dass ein armes kleines deutsches Mädchen von einem brutalen englischen Jugendlichen missbraucht und dann auch noch in britischen Medien zur Kinderhure abgestempelt wurde? Denn exakt das wäre passiert, wenn die beiden die gegenteiligen Nationalitäten gehabt hätten ...