Hier eine Kopie des Protesbriefes, den ich an das ZDF und die Produktionsfirma Phenix Film geschickt habe.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Vor genau zehn Jahren habe ich „Unser Charly“ kennengelernt. Ich war damals 11 Jahre alt und die Serie hat mir auf Anhieb sehr gefallen: Die Geschichten rund um den liebevollen, listigen und heldenhaften Schimpansen und seine Familie haben mich sofort begeistert und ich wurde zu einem großen Fan der Serie. Den bin ich bis heute geblieben.

Es gab immer ein paar Aspekte, die mir weniger gut gefallen haben, so zum Beispiel die Tatsache, dass die Sandra-Schauspielerin jede zweite Staffel gewechselt wurde oder die Neubesetzung der Rolle Michaela Martin durch Nicola Tiggeler in der 6. Staffel, obwohl diese ihrer Vorgängerin überhaupt nicht ähnlich war – und ich spreche hier viel weniger vom Aussehen, als von der Art und Weise, wie die beiden Schauspielerinnen vor der Kamera auftraten. Außerdem fand ich es nicht besonders klug, eine Schauspielerin zu engagieren, bei der es von vornherein klar war, dass sie nach zwei Jahren aussteigen würde. Ein weiterer negativer Aspekt besteht darin, dass es im Gegensatz zu anderen Serien – wie beispielsweise „Forsthaus Falkenau“ – bei „Unser Charly“ ziemlich wenig Beständigkeit gibt. Nach dreizehn Jahren „Forsthaus Falkenau gab es noch um die zehn Figuren, die seit der allerersten Folge dabei waren. Nach dreizehn Jahren „Unser Charly“ sind es nur noch zwei (Charlotte Roesner-Lombardi und Oliver Martin). Aber diese negativen Aspekte haben nichts an meiner Begeisterung geändert.

Als im April 2008 allerdings bekannt wurde, dass um die zehn Schauspieler die Serie in der 14. Staffel verlassen würden, war ich – wie übrigens viele anderen Fans – alles Andere als begeistert. Ich halte nämlich nicht sehr viel von radikalen Änderungen wie diese. Außerdem kamen mir die Gründe dafür ziemlich zweifelhaft vor. Es gab diesbezüglich eine ganze Reihe von widersprüchlichen Angaben: Auf einer Internetseite stand, dass sich die Produzenten deshalb für eine tiefgründige Änderung entschieden hätten, weil Franziska Heyder und Gary Bestla aus der Serie hätten aussteigen wollen, um sich besser auf die Schule konzentrieren zu können und Wayne Crapendale wegen seiner Hauptrolle in „Der Landarzt“ „Unser Charly“ auch verlassen müsste und aus der Familie Waldner deswegen nur noch Maren geblieben wäre, und das wäre schließlich nicht sehr realistisch gewesen: „Das hat "familiäre Gründe": Die beiden Teenager, die Waldners Sohn und Tochter spielen, "wollen sich jetzt mehr um die Schule kümmern", wie die zuständige Redakteurin Anika Kern erklärt. "Und Wayne Carpendale, ihr Bruder, ist ja jetzt ,Der Landarzt'." Da wäre von Maren Waldners Seite nur sie selbst übrig geblieben.“. Dummerweise gab Franziska Heyder auf ihrer Fanpage bekannt, ihre Rolle sei gegen ihren Willen herausgeschrieben worden: „Ich muss dir leider sagen das die Rolle der Conny aus dem Drehbuch von "Unser Charly" herusgeschrieben wurde! Ich finde es sehr schade ich hätte gut und gerne noch weitere 6 Jahre bei Charly spielen können!“ (Quelle: [www.franziska-4ever.de.tl] ). Erster Wiederspruch. Aber es kam noch viel schlimmer: In einer Fernsehsendung erzählte Saskia Valencia, dass sie auf der einen Seite traurig sei, dass ihr Vertrag für „Unser Charly“ nicht verlängert wurde, dass es ihr aber auf der anderen Seite mehr Zeit für neue Projekte ließe. Zweiter Widerspruch. In einem weiteren Presseartikel stand dann, dass Saskia Valencia wegen Altersgründe die Serie verlassen müsse: „die bisherige weibliche Hauptdarstellerin Saskia Valencia wird nicht mehr dabei sein. Der Grund überrascht: Mit 43 Jahren ist die blonde Schauspielerin zu alt für die Rolle der Maren Waldner. Der Jugendwahn im Fernsehen hat also auch beim ZDF keinen Halt gemacht.“ (Quelle: [unterhaltung.t-online.de] ). Auf den ersten Blick scheint das ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Aber je mehr man sich die ZDF-Serien – und das ZDF-Programm im Allgemeinen – anschaut, desto glaubwürdiger erscheint einem der Artikel dieser Zeitung. Der Jugendwahn des ZDF ist nämlich schon lange kein Geheimnis mehr. Man braucht sich nur Serien wie „Forsthaus Falkenau“ oder „Der Landarzt“ anzuschauen. Warum aber ist der Mainzer Sender so naiv und glaubt, dass er jüngere Zuschauer anlocken wird, indem er seinen alten Serien jüngere Hauptfiguren schenkt? Um jüngere Zuschauer anzulocken, liebes ZDF, muss man ein Programm von Grund auf ändern. Dafür muss man neue Sendungen produzieren und alte einstellen. Ich persönlich halte nichts davon, aber nur so ist das Ziel zu erreichen.

Aber zurück zu „Unser Charly“. Ehrlich gesagt weiß ich nicht so recht, ob die Entscheidung der Produzenten tatsächlich etwas mit dem Jugendwahn des Senders zu tun hat, zumal Saskia Valencia gar nicht mal so alt ist und ihre Nachfolgerin Ursula Buschhorn übrigens kaum sechs Jahre jünger ist, als sie. Ich glaube vielmehr, dass den Drehbuchautoren die Ideen ausgegangen sind. Und in solch einem Fall gibt es nichts Besseres, als eine tiefgründige Änderung mit einer ganzen Reihe von neuen Figuren, Schauplätzen, usw. Es wäre meines Erachtens jedoch viel klüger gewesen, die Drehbuchautoren auszutauschen. Wie dem auch sei, ich habe mir schließlich doch vorgenommen, den Neuen eine Chance zu geben. Schließlich haben sie die verdient. Von da an blieb mir nichts Anderes übrig, als bis zur Ausstrahlung der 14. Staffel zu warten.

Heute bin ich beim Surfen im Internet auf die Zusammenfassung der ersten Folge der 14. Staffel gestoßen. Als ich den Titel sah – „Charly zieht um“ – traute ich meinen Augen nicht. Da wurde mir nämlich sofort klar, dass die Wende in der Serie noch radikaler sein würde, als ich es befürchtet hatte. Die ausscheidenden Figuren würden also keinen würdigen Abschied bekommen. Aber es kam noch schlimmer: Saskia Valencia, Franziska Heyder, Gary Bestla u.v.a. waren nirgendwo in der Besetzungsliste zu finden. Das bedeutet also, dass die ehemaligen Hauptfiguren in der neuen Staffel überhaupt nicht mehr erscheinen werden – nicht einmal in der ersten Folge ?! Das darf doch wohl nicht wahr sein! Ende der 13. Staffel verstanden sich Max und Maren noch sehr gut, es herrschte eben Idylle im Hause Henning/Waldner. Und nun sollen sich die beiden getrennt haben – und freundschaftlich dazu? Wollen uns die Drehbuchautoren eigentlich für blöd verkaufen? In einer Serie können doch nicht so viele Figuren in Abwesenheit des Zuschauers (wenn ich das so nennen darf) einfach rausgeschrieben werden! Es muss doch eine Abschiedsgeschichte geben! Aber anscheinend ist es den Drehbuchautoren und den Produzenten der Serie egal, dass die Fans überhaupt nichts verstehen werden. Wahrscheinlich geht es ihnen nicht schnell genug, diese alten, staubigen Figuren endlich loszuwerden! Dabei haben sie ihren Erfolg einzig und allein den Fans zu verdanken. So müssten sie jedem Einzelnen von uns auf ewig dankbar sein. Denn selbst die beste Serie nützt einem Sender nichts, wenn sie keine Fans hat. Aber das ist den Produzenten egal. In ihren Augen sind die Fans möglicherweise zu blöd, um überhaupt irgendetwas zu merken! Und merken sie doch etwas? Egal! Sie werden sich ja sowieso wohl oder übel an die neuen Figuren und Schauplätze gewöhnen müssen!

„Unser Charly“ werde ich weiterschauen – zumindest die neuen Folgen der 14. Staffel – und ich werde mich mit der Zeit natürlich an die neuen Figuren gewöhnen (vielleicht wird es sogar einige geben, die ich richtig mögen werde), aber war es wirklich notwendig, sie so schnell in die Serie einzuführen, ohne den Zuschauern die Möglichkeit zu geben, sich von den aktuellen Hauptfiguren (dank einer richtigen Abschiedsgeschichte) zu verabschieden? Hätte die Zeit dazu wirklich nicht gereicht? Wenn nicht, warum haben Sie die Figuren nicht am Ende der 13. Staffel rausgeschrieben?

Der Grund, aus dem ich so heftig reagiere, liegt daran, dass ich „Unser Charly“ sehr mag, dass ich mit der Serie quasi aufgewachsen bin und es daher sehr schade und traurig finde, dass solche dermaßen tiefgründige Änderungen auf überstürzte Weise eintreten.

Mit trotzdem freundlichen Grüssen,

XXX