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Harald Schmidt - Die Spaßgesellschaft verliert ihren Hohenpriester
So kann man die Sache natürlich auch sehen... Ich finde seine Sticheleien in dieser Woche teilweise schon ziemlich derb; aber seeehr trefflich :)) Besonders diese zwiespältigen Dialoge mit Manuel Andrack, wie gestern zum Thema Gabi Bauer: "Das mit der Kreativpause ist doch alles Quatsch - entweder man hat keinen Bock mehr, oder man bekommt woanders mehr Kohle." Aus seinen Äußerungen und Andeutungen vermute ich mal ganz vorsichtig, dass er doch wieder mit der ARD anbandelt. Wie auch immer - hier die PM: Harald Schmidt - Die Spaßgesellschaft verliert ihren Hohenpriester [2003-12-19] Köln (ots) - Warum erschüttert Harald Schmidts "Kreativpause" die Nation? Das Steinweg Institut in Köln untersuchte die Trauerreaktionder Zuschauer und bietet auch eine psychologische Erklärung, warum Harald Schmidt nach 8 Jahren Latenightshow sein "Amt" niederlegen musste. Kein deutscher Fernsehentertainer konnte das Unbehagen an unserer scheinheiligen Spaßgesellschaft so vortrefflich zum Ausdruck bringen wie er: Indem er mit seinem messerscharfen Spott andere witzig vorführte, befreite uns unser Lachen darüber von unseren eigenen alltäglichen Verfehlungen und Peinlichkeiten. Wegen der Harald Schmidt Show vernachlässigten Männer ihre Partnerinnen, nur um sich allabendlich - einem Ritual gleich - von ihrem "Hohepriester der Spaßgesellschaft" die Absolution zu holen. Die unzähligen Nachrufe von Promis, Fernsehexperten und Feuilletonjournalisten liefern einen eindrucksvollen Beleg für diese wichtige seelische Funktion Schmidts in unserer Kultur, die nun vakant ist. Dabei vollzogen Harald Schmidt und seine konstant große Jüngerschar eine ungeheuere Entwicklung: Während er in der Startphase seiner Show mit Boshaftigkeit und Sarkasmus Schrecken verbreitete und Empörung hervorrief, reifte er im weiteren Verlauf zu einem zunehmend subtiler und kunstvoller agierenden Magier. Immer enger zog er seine Zuschauer in seinen Bann und immer intimer wurde die Nähe zu seinem Publikum. Wie in einer alten Ehe reichte zum Schluss sein charakteristisches Räuspern oder sein spezieller Griff zur Brille, um seinen witzigen Wendungen schon im Ansatz zu folgen. Warum - so fragt man sich nun - gibt Harald Schmidt sein erklärtes Ziel, Deutschlands David Letterman zu werden, vorzeitig auf? Die Antwort ist verblüffend einfach: paradoxerweise scheiterte Schmidt gerade an der in 8 Jahren entstandenen großen Nähe zum Publikum. Schmidt verlor zusehends die provokative und produktive Distanz eines "Seelsorgers" und musste schließlich vor dem sich ausbreitenden, lähmenden Einvernehmen mit seinen Fans kapitulieren, an dem er geradezu zu ersticken drohte. ots Originaltext: Steinweg Institut
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