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"Die Schnarchnasen machen mich verrückt": Gottschalk teilt gegen Öffentlich-Rechtliche aus
geschrieben von: TV Wunschliste, 09.11.23 18:03
In rund zwei Wochen, am 25. November, verabschiedet sich Thomas Gottschalk von "Wetten, dass..?" und wird den Samstagabend-Klassiker zum letzten Mal moderieren. Dies nutzte der Entertainer, um im Vorfeld der Wochenzeitung DIE ZEIT ein Interview zu geben, in dem er im Gespräch mit Giovanni di Lorenzo nicht mit deutlichen Worten über die TV-Branche sparte.

Angesprochen auf die Frage, weshalb er seine letzte "Wetten, dass..?"-Show ohne seine langjährige Ko-Moderatorin Michelle Hunziker präsentieren will, erläutert Gottschalk: Michelle war für mich mal eine erfreulich spontane Kollegin, eine Figur, die ich jederzeit anspielen konnte, und dann flogen die Bälle zurück. Das ist für mich immer wahnsinnig wichtig gewesen. Aber irgendwann kam ein Management ins Spiel, es wurden feste Texte auf Karteikarten angefordert, nichts Spontanes mehr, eher eine Parallelmoderation. Das ist etwas, was ich weder wollte noch brauche.

Gottschalk findet im Fernsehen durchaus noch Sendungen, die ihm gefallen. Ich fand dieses Rätselformat 'Die Verräter - Vertraue Niemandem!' bei RTL ganz interessant, mit den 16 Promis, die zusammen in einem Schloss waren. Insgesamt gebe es aber immer mehr Formate, die er nicht gut findet. Wenig Hoffnung hat er insbesondere bei den Öffentlich-Rechtlichen, wo er den Eindruck habe, dass die Unterhaltung eingestellt werden soll. Es ist nicht so, dass das ZDF mir jetzt hinterherläuft und sagt, um Gottes willen, du kannst dich doch noch nicht verabschieden. Wenn das passiert wäre, hätte ich vielleicht gesagt: Also gut, dann mache ich noch eine Sendung. Er habe nichts gegen das öffentlich-rechtliche System, aber die Schnarchnasen, die darin unterwegs sind, die machen mich verrückt.

Dabei würde mehr "Wetten, dass..?" der Gesellschaft gerade jetzt vielleicht ganz gut tun, um der zunehmenden Spaltung im Land entgegenzuwirken. Ich habe mit meinen Samstagabenden niemanden klüger oder besser gemacht, aber ich habe Menschen entkrampft - und es geschafft, dass Enkel und Großväter zusammen auf dem gleichen Sofa saßen, wie sie es heute nicht mehr tun.

Der aktuelle Zeitgeist verunsichert Gottschalk allerdings, weshalb er die Flucht nach vorne antritt: Bevor ich nur noch Shitstorms erzeuge, weil ich Frauen ans Knie fasse, höre ich lieber auf. Er habe eine gewisse Angst, in Fallen zu tappen. Ich gelte ja inzwischen als der Vater des Herrenwitzes, was ich nie sein wollte. Seit einer gewissen Zeit werde ich als alter, weißer Mann gesehen, der nichts begriffen hat. Ich will nicht auffällig werden auf meine alten Tage. Nach dem Motto: Er hat wieder dummes Zeug erzählt. Man habe es auch nicht mehr in der Hand: Der Beleidigte sagt Ihnen ja, dass er sich gerade beleidigt fühlt. Selbst den alten Schlager "Rote Lippen soll man küssen" könne man heutzutage nicht mehr guten Gewissens anstimmen. Man darf Frauen nicht auf die Lippen küssen, nur weil sie rot sind.

Dass seine Zeit beim Fernsehen allmählich zu Ende geht, sieht Gottschalk entspannt: Dass Leute wie wir oder wie Kulenkampff sich erledigen, ist was ganz Normales. Im Fall von "Wetten, dass..?" habe man lange Angst vor der Einstelligkeit gehabt. Was, wenn wir unter zehn Millionen Zuschauer sinken?! Heute liegen sich Kollegen in den Armen, weil sie zwei Millionen hatten. TV-Shows kämen heutzutage insgesamt gekünstelter rüber. Heute werden im Publikum junge Frauen so einsortiert, dass der Eindruck entsteht, da sitzen nur attraktive Menschen, so Gottschalk. Wenn du heute Fernsehshows siehst aus den Achtzigern, sitzt da ein Publikum in Rauchschwaden, alles Menschen mit dicken Koteletten, die aussehen, als wären sie jenseits der 40.

Selbstkritisch gibt sich Gottschalk beim Beantworten der Frage, weshalb er nach seinem zweiten Abschied von "Wetten, dass..?" im Jahr 2011 in so vielen verschiedenen TV-Formaten mitgemacht hat, in denen nach Ansicht von Giovanni di Lorenzo nicht mehr der gute alte Thomas Gottschalk zu sehen war: Hach, es gibt nur wenig Formate, die Thomas Gottschalk sind, stellt der Entertainer fest. Bei seiner Entscheidung, sich 2012 neben Dieter Bohlen in die Jury des "Supertalents" zu setzen, habe er einen Denkfehler gemacht: Ich habe nie einen Menschen getroffen, der mit solchen Scheuklappen durch seine Fernsehexistenz geht. Sobald Drehpause war, ist der ins Auto gesprungen und in eine Berliner Nobelkneipe zum Essen gefahren. Bohlen lasse außerdem nicht zu, dass ein Gag von jemand anderem als von ihm selbst kommt.

Was "Wetten, dass..?" betrifft, soll der Abschied diesmal endgültig sein. Ganz von der Bildfläche verschwinden will Gottschalk allerdings nicht: Ich werde sicher Dinge machen, von denen Sie sagen: Warum macht er das? Ich werde aber nicht in den Dschungel gehen oder ins 'Sommerhaus der Stars' einziehen. Auf die Frage, weshalb er nicht ganz aufhört, antwortet Gottschalk selbstbewusst: Das wäre Blödsinn. Solange kein anderer es besser macht, mache ich es halt selber.

09.11.2023 - Glenn Riedmeier/TV Wunschliste
Bild: ZDF/Sascha Baumann


[www.wunschliste.de]

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