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Nach ZDF-Skandal: Auch NDR gibt Rankingshow-Manipulationen zu
Der medienwirksame Skandal um die ZDF-Rankingshow "Deutschlands Beste!" schlägt weitere Wellen. Nun räumt auch der NDR nach einer internen Untersuchung Manipulationen ein. Demnach gab es Abweichungen von den online durchgeführten Abstimmungen, die als Grundlage für Sendungen wie "Die schönsten Mühlen Norddeutschlands", "Die schönsten Garten und Parks des Nordens" oder auch "Die spannendsten Seen Norddeutschlands" dienen sollten. Inwiefern dies nun allerdings wirklich skandalös ist, liegt wahrscheinlich im Auge des Betrachters. Die interne Untersuchung wurde vom NDR nach den Berichten des Medienmagazins "Zapp" über die Geschehnisse im ZDF veranlasst. Bei den betroffenen Unterhaltungssendungen sollte die Rangfolge auf nicht repräsentativen Online-Votings basieren, an denen sich ohnehin nur eine überschaubare Zahl an Usern beteiligt hat. Dennoch entsprachen die Platzierungen in zwölf Fällen nicht dem tatsächlichen Abstimmungsergebnis. Die Änderungen wurden teilweise durchgeführt, weil entsprechende Bildrechte gefehlt haben, aber auch aus "dramaturgischen Gründen". Im Gegensatz zum Fall "Deutschlands Beste!" wurden allerdings in keinem Fall Protagonisten des NDR bevorzugt. In der Sendung "Die schönsten Gärten und Parks des Nordens" vom 20. Dezember 2013 wurde beispielsweise der Elftplatzierte ("Planten un Blomen", 81 Klicks) auf Rang 10 vorgezogen, auf dem tatsächlich der Rhododendronpark Ammerland (88 Klicks) gelandet war, wofür aber kein gutes Bildmaterial zur Verfügung stand. In "Die schönsten Mühlen Norddeutschlands" wurde außerdem versehentlich ein Mühlenmuseum zur Abstimmung gestellt, obwohl es eigentlich nur um historische Einzelmühlen gehen sollte. Trotz der erzielten 89 Klicks wurde das Museum im Ranking letztendlich nicht berücksichtigt. In der Langfassung des Rankings "Die bedeutendsten Norddeutschen" vom 3. Oktober 2011 wurde der achte Platz im Vergleich zur ein Jahr zuvor ausgestrahlten Kurzfassung geändert und Loriot durch Loki Schmidt ersetzt, da der NDR nicht mehr über die Senderechte an den "Loriot"-Ausschnitten verfügt hatte. Ohne ins Detail zu gehen, gibt der NDR auch Manipulationen bei der "Top Flops Gala 2013" zu. Die Zuschauer konnten zwar in einem Voting über die Vorauswahl der schönsten Fernsehpannen und Versprecher des Jahres entscheiden, allerdings erfolgte die Schlussauswahl durch die Redaktion, was jedoch verschwiegen wurde. Zudem wurden in zwei Fällen Musik-Hitparaden der Sender N-Joy und NDR 1 Radio MV im Nachhinein relativiert, weil die Online-Abstimmung von außen gehackt wurde. "Ich halte die festgestellten Fälle für nicht hinnehmbar, vor allem auch weil sie nicht transparent gemacht wurden, selbst wenn sie im Einzelfall in ihrer Tragweite überschaubar erscheinen mögen", stellt NDR-Intendant Lutz Marmor klar. "Wir werden zukünftig alles dafür tun, selbst geringfügige Abweichungen zu vermeiden und offen darzulegen, wenn sie im Ausnahmefall redaktionell geboten sind. Deshalb haben wir vorläufige Leitlinien zum Umgang mit Online-Votings entwickelt, die wir noch mit unseren Gremien beraten werden. Zudem sollen Online-Votings im NDR künftig restriktiver eingesetzt werden." 08.08.2014 - Glenn Riedmeier/wunschliste.de Bild: NDR [www.wunschliste.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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