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"Braune Soße": SWR erzürnt über "Rommel"-Kritik
Der SWR reagiert auf die anhaltende Kritik an seinem "Rommel"-Biopic. "Auf keinen Fall werde ich zulassen, dass 'Rommel' auch nur in die Nähe von revisionistischem Gedankengut gerückt wird. Den Vorwurf 'braune Soße' in dem Film zu verarbeiten, weise ich mit aller Entschiedenheit zurück", kommentierte SWR-Intendant Peter Boudgoust Aussagen von Historikern und Familienmitgliedern, die am Wochenende gegen die inhaltliche Ausrichtung des Fernsehfilms vorgebracht wurden. Die als Expertin zu Rate gezogene Cornelia Hecht kündigte ihren Vertrag mit der Produktionsfirma Teamworx. "Das Vertrauensverhältnis ist zerrüttet", wird die Stuttgarter Historikerin im Wochenmagazin 'Focus' zitiert. Sie wirft den Produzenten "eine fragwürdige Darstellung" von Erwin Rommel vor, "die weit hinter das zurückfällt, was die Wissenschaft an Erkenntnissen über Rommel und den Widerstand" gegen die Nationalsozialisten gesammelt hätten. Laut ihrer Darstellung habe der Drehbuchautor viele Dialoge und Zuordnungen aus dem Buch 'Rommel' des Briten David Irving übernommen, der in rechtsradikalen Kreisen als "Revisionist" geschätzt werde. Kritik kommt auch von den Militärhistorikern Reinhard Stumpf und Bernhard Kroener, die von der Familie Rommel um eine Einschätzung des Drehbuchs gebeten wurden. Etliche Szenen seien aus fachlicher Sicht "unglaubwürdig". Die Ansicht von Cornelia Hecht teilt auch Catherine Rommel, die Enkelin des einstigen Generalfeldmarschalls: Szenen des Drehbuchs entsprängen der Darstellung des Holocaust-Leugners Irving. "Braune Soße und Ansichten eines Ewiggestrigen darf man nicht im Film verarbeiten", sagte sie der 'Bild am Sonntag'. Der SWR distanzierte sich inzwischen von den Äußerungen seiner Kritiker. Autor und Regisseur Niki Stein habe sich während seiner Recherchen für das Drehbuch mit der gesamten, insbesondere aber mit der neuesten wissenschaftlichen Forschung zum Thema Erwin Rommel, Nationalsozialismus und Widerstand beschäftigt. "Alle zugänglichen historischen Quellen sind für den Film kritisch zu Rate gezogen worden", versichert SWR-Fernsehfilmchefin Christine Strobl. "Allerdings in dem Wissen, dass jede der Quellen auf Herz und Nieren zu prüfen ist und in einem Unrechtssystem wie dem Dritten Reich keine absolute Wahrheit bieten kann." Die Ankündigung eines Biopics über Hitlers Generalfeldmarschall Erwin Rommel, gespielt von Ulrich Tukur, hatte bereits in den vergangenen Monaten für viel Gesprächsstoff gesorgt. Stets ging es dabei um dessen Haltung zum Nationalsozialismus. Unter anderem hatte bereits Rommels Sohn, der ehemalige Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel, in einen Brief an Boudgoust Kritik am Drehbuch geäußert. Die Wandlung des Generals zu einem Hitler-Kritiker sei nicht ausreichend dargestellt worden (wunschliste.de berichtete). Nach SWR-Angaben ist beabsichtigt, in "Rommel" ein differenziertes Bild des Generalfeldmarschalls zu zeichnen, der sich 1944 im tiefsten Gewissenskonflikt und im Zwiespalt zur Loyalität des von ihm verehrten Führers Adolf Hitler befunden habe. "Wir wollen die Zuschauer ermuntern, sich kritisch mit Rommels Rolle in diesen entscheidenden Kriegsmonaten auseinander zu setzen, die in seinem von Hitler erzwungenen Selbstmord endeten", so Strobl. Die Dreharbeiten wurden gerade beendet, die Ausstrahlung ist für Herbst 2012 geplant. 01.11.2011 - Michael Brandes/wunschliste.de Bild: SWR/teamworx/Walter Wehner [www.wunschliste.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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