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TV-Erinnerungen an gute, alte Fernsehzeiten
Highway Patrol / Streifenwagen 21-50, Review einer weiteren vergessenen Serienperle der 50er Jahre
geschrieben von: Stahlnetz, 31.01.14 12:54

Bildquelle: [www.youtube.com]

Highway Patrol / dt.Titel: Streifenwagen 21-50
US-Polizeiserie 1955-1959
156 Folgen in 4 Staffeln, s/w
13 Folgen davon zeigte das ZDF anno 1963/64

Darsteller:

Chief Dan Mathews...................Broderick Crawford (09.12.1911 - 26.04.1986)
Narrator...................................Art Gilmore (18.03.1912 - 25.09.2010)

Wiederkehrende Nebenrollen:

Sergeant Ken Williams...............William Boyett (03,01.1927 - 29.12.2004)
Officer Larrabee........................Vance Skarstedt (22.06.1922 -13.12.1984)
Officer Garvey...........................Ron Foster (* 19.02.1930)
Sgt. Moore................................Terry Frost (26.10.1906 - 01.03.1993)


Bildquelle: [www.fernsehserien.de]


Bereits ab dem Jahre 1951 portraitierte das amerikanische Fernsehen durch den Seriendauerbrenner Dragnet (dt. Titel: Polizeibericht) höchst erfolgreich die Polizeiarbeit in Los Angeles. Solche Publicity wollte sich auch die Califorina Highway Patrol (CHP) nicht entgehen lassen und bemühte sich nun ihrerseits, ebenfalls in einer Fernsehserie präsent zu ein. Der ZIV Television Production gefiel diese Idee, drängte aber im Sinne abwechslungsreicher Geschichten auf ein deutlich breiteres Spektrum an Fällen, als die tatsächliche Zuständigkeit und Arbeit der CHP hergab. Die war in den 1950er Jahren in erster Linie nur damit beschäftigt, die Gesetze der Straßenverkehrsordnung zu überwachen. Deshalb griff man in die Trickkiste und ließ durch einen kurzen Off-Text im Vorspann den Eindruck vermitteln, die Serie sei ein Tribut an ALLE Einrichtungen der Staatspolizei. Somit konnten die Drehbuchautoren auch Themen aufgreifen, in denen Highways und Autos nur im entferntesten Sinne eine tragende Rolle spielten.

Als Narrator der Serie verpflichte die ZIV den bekannten Synchron- und Radiosprecher Art Gilmore, der mit seiner tiefen und ausdrucksstarken Stimme die Zuschauer gleich zu Beginn jeder Folge auf die Sendereihe einschwor mit den Worten:

Whenever the laws of any state are broken, a duly authorized organization swings into action. It may be called the State Police, State Troopers, Militia, The Rangers, or the Highway Patrol. These are the stories of the men whose training, skill and courage have enforced and preserved our state law.

Frei übersetzt: Wann immer die Gesetze eines Bundesstaates gebrochen werden, setzt sich ein autorisierter Apparat in Bewegung, der sich Staatspolizei, Staatskavallerie, Miliz, Rangers oder die Autobahnpolizei nennt. Dies sind die Geschichten von jenen Männern, deren Ausbildung, Fertigkeit und Mut unsere Staatsgesetze durchgesetzt und bewahrt haben.

Highway Patrol entwickelte sich rasch zu einem großen Erfolg für die ZIV, konnte in 71 Länder verkauft werden und wurde in 17 Sprachen synchronisiert, darunter auch in deutsch. Jedoch speiste das blutjunge ZDF seine Zuschauer mit nur 13 von insgesamt 156 Folgen ab, die auch nur ein einziges Mal, nämlich von Juni 1963 bis Februar 1964 im Vorabendprogramm ausgestrahlt wurden. Sendetermin war zunächst mittwochs um 18:45 Uhr, später wurden die Folgen auf den Montag verlegt. Da die Bezeichnung Highway Patrol im deutschen Sprachgebrauch der frühen 1960 Jahren noch kein allgemeiner Begriff war, nannte das ZDF die Serie Streifenwagen 21-50. Mit "Streifenwagen" konnte von Flensburg bis München jeder Zuschauer etwas anfangen, und der Zusatz "21-50" wurde einfach dem Funkrufzeichen entliehen, mit dem Chief Dan Mathews in der Serie kontaktiert wird.


Bildquelle: [latimesblogs.latimes.com]

Das originale Emblem der CHP

Mit dem Funksprechverkehr in Highway Patrol bot die Produktion selbst für die USA etwas völlig Neues, denn erstmals wurden in einer Fernsehserie verschiedene Kürzel des originalen Zehnercode verwendet, wie er in weiten Teilen des Landes im Polizeifunk tatsächlich gebräuchlich war. Vor allem das obligatorische 10-4 für "Habe verstanden, Aussendung beendet" entwickelte sich rasch zu einem skurrilen Markenzeichen der Serie. Noch heute intonieren die Fans das obligatorische 10-4 als spontane Reaktion, wenn der Name Broderick Crawford oder der Serientitel Highway Patrol fällt. Im Gegensatz zu Deutschland wurde die Reihe in den USA während der 60er und 70er Jahre sehr häufig wiederholt, wodurch sie nachhaltig zum Kult avancierte. Auch weitere ZIV-Polizeiserien, wie z.B. Harbor Command / Alarm im Hafen übernahmen das obligatorische 10-4 sowie andere Abkürzungen wie "headquarters by". Sogar bis in den amerikanischen CB-Funk schaffte es jenes berühmte Zahlenpaar... und landete spätestens durch das Leinwandepos "Convoy" (1978) auch bei uns im heimischen Vokabular.

Das Zugpferd der Serie ist aber unangefochten Hauptdarsteller Broderick Crawford, der die Rolle des bärbeißigen Dan Mathews, Leiter einer Einheit der Highway Patrol, wirklich brilliant und unerreicht überzeugend spielt. Ein großgewachsener, bulliger Typ mit Filzhut, dem man auf den ersten Blick kaum den Scharfsinn zutrauen möchte, mit dem er seine Fälle löst. Trotz seiner Körperfülle und auch nicht mehr den jüngsten Jahren ist er stets forschen Schrittes unterwegs oder braust mit heulender Sirene und quietschenden Reifen zum Ort des Geschehen. Obwohl Mathews immer Straßenanzug trägt, nie eine Uniform, fährt er dennoch ausschließlich einen schwarzweißen Streifenwagen der Highway Patrol. Und wenn er darin mit seiner sonoren Stimme Anordnungen ins Mikrofon des Funkgerätes bellt, am Tatort oder im Büro den Beamten mit lautem Wortschwall persönlich Anweisungen erteilt, gleicht das oftmals einer Salve wie aus dem Maschinengewehr abgefeuert. Und so rasant wie sein Sprechtempo arbeitet auch die Kombinationsgabe von Chief Dan Mathews.

Die erzählten Fälle bieten solide, abwechslungsreiche Krimikost der 50er Jahre, wobei hier weniger spektakuläre Sequenzen im Mittelpunkt stehen. Der besondere Reiz von Highway Patrol / Streifenwagen 21-50 liegt schlichtweg in seinem elementaren Stil, welcher die gezeigte Polizeiarbeit mit recht großer Authentizität auf die Mattscheibe bringt. Es wäre aber wohl keine ZIV-Serie, wenn der Realität in einem zu hohen Maße gehuldigt würde ;-) So kommt der Smith & Wesson Trommelrevolver von Chief Dan Mathews in praktisch jeder Folge zum Einsatz, denn wenn es um die Ergreifung der Bösewichte oder um den Schutz unschuldiger Menschen geht, wird auch hier oftmals mit Blei und nicht mit Worten "argumentiert". Da ist man - wie es in jener Ära noch üblich war - auch sonst nicht gerade zimperlich, was die Wahl der Mittel betrifft. In der Episode "Kidnap Copter" (2.Staffel) rückt Chief Mathews z.B. zwei skrupellosen Entführern mit einem Helicopter auf die Pelle, der nach bleihaltiger Ablenkung der uniformierten Kollegen das Dach der kleinen Berghütte eindrückt und die Verbrecher so ins Freie zwingt.


Bildquelle: [www.advisor.com]

"21-50 to headquarter". In dieser typischen Pose
ist Dan Mathews häufig zu sehen: An den Streifenwagen
gelehnt, das Mikrofon in der Hand und Anordnungen erteilen


Turbulent ging es auch hinter den Kulissen zu, als die CHP mit der Entwicklung der Serie unzufrieden wurde und schließlich ihre technische Unterstützung nach der 2.Staffel einstellte. Mit rund $20.000 bis $25.000 pro Folge lag das Budget der Produktion ohnehin schon im limitierten Bereich, nun mußten auch noch private Wagen zu Highway Patrol Fahrzeugen umgerüstet sowie weiteres Equipment improvisiert werden. Ein Grund, weshalb sich das Outfit im Verlauf der Serie etwas veränderte. Als weitere Schwierigkeit entwickelte sich das zunehmende Alkoholproblem von Hauptdarsteller Broderick Crawford. Das Aufnahmeteam war deshalb bemüht Dialogszenen bereits vormittags in den Kasten zu bekommen, bevor Crawford sein "Mittag" hatte. Wegen Trunkenheit am Steuer erhielt Crawford zudem auch noch ein polizeiliches Fahrverbot, weshalb man ihn in einigen Folgen nur auf Parkplätzen oder staubigen Privatwegen am Steuer seines Streifenwagens sieht.

Trotz aller Schwierigkeiten hätte die ZIV gerne noch eine 5.Staffel Highway Patrol produziert, doch Broderick Crawford lehnte dies ab. Ihm wurde die Belastung zuviel, zwei Folgen pro Woche zu drehen, wofür je Episode 2 Tage Außenaufnahmen und ein Tag im Studio anstanden. Durch die Hektik trank er mehr als je zuvor und wollte zunächst sein Alkoholproblem in den Griff bekommen. Desweiteren waren Filme in Europa geplant. Etwas später unterzeichnete Crawford aber erneut einen Serienvertrag bei der ZIV, spielte darin einen Versicherungsermittler in der Reihe "King of Diamonds", die jedoch anno 1962 nach der ersten Staffel bereits wieder abgesetzt wurde.

Wie bei diversen anderen ZIV-Produktionen gibt es auch bei Highway Patrol vor dem Abspann noch eine persönliche Einladung des Hauptdarstellers zur nächsten Folge. Dies wurde rasch noch zusätzlich kombiniert mit unterschiedlichsten Anmerkungen von Broderick Crawford in Richtung Verkehrserziehung. Hier mal einige Beispiele:

It isn`t what you drive, but how you drive that counts.
(Es kommt nicht darauf an was Sie fahren, sondern es zählt wie Sie fahren)

Leave your blood at the Red Cross, or your community blood bank, not on the highway!
(Lassen Sie ihr Blut beim Roten Kreuz oder der Blutbank ihrer Gemeinde, nicht auf der Autobahn!)

The careless driver isn`t driving his car, he is aiming it
(Der leichtsinnige Fahrer fährt sein Auto nicht, er zielt damit)


Und im Zusammenhang klang das dann z.B. so:

Next week`s "Highway Patrol" story is a very unusual one. I hope you be with us. And til then remember: It isn`t the car that kills, it`s the driver! This is Broderick Crawford saying, see you next week. Frei übersetzt: Die nächste Geschichte von "Highway Patrol" ist eine sehr außergewöhnliche. Ich hoffe, Sie werden dabei sein. Und bis dahin denken Sie daran: Es ist nicht das Auto, das tötet, es ist der Fahrer! Ich bin Broderick Crawford und sage: Bis zur nächsten Woche.

Und damit beende auch ich dieses Review über eine weitere Serienperle der 50er Jahre, die bei uns in Deutschland - wie leider zahlreiche andere Titel - in tiefe Vergessenheit geraten ist. Abschließend sei noch darauf hingewiesen, daß inzwischen die komplette Serie Highway Patrol in den USA auf DVD erschienen ist. Für eine Produktion diesen Alters sogar in recht guter Qualität. Wer also Interesse verspürt, der kann hier bedenkenlos zugreifen. Und wer in diverse Folgen der Serie reinschauen möchte, kann dies auch in der Tube tun, hier mal eine Episode aus der 3.Staffel:





Gruß
Stahlnetz


Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann

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