Ich finde es besonders reizvoll, die alten Serien der 60er jahre zu sehen, erinnere ich mich doch an meine Jugendzeit. Die Krankenwagen waren damals noch einfache VW-Busse, aus deren hecklappe man dann eine einfache Pritsche herauszog, um Kranke zu transportieren, und die Fahrer sahen aus wie Bedienstete von Beerdigungsinstituten. Die Streifenwagen waren damals noch grau oder schwarz oder grün , oft VW Käfer, oder Ford taunus, mit einem Blaulicht in der Mitte des Daches. Es gab aber auch schwarzweiße Streifenwagen. Hartmanns Moped und seine weiße oder schwarzweiße Uniform - ich werde nie vergessen, dass mein Vater ihn immer "Weiße Maus" nannte - das war der Spitzname für Streifenpolizisten mit dem Krad: Die weißen Mäuse. Zwar wirken viele Folgen vielleicht naiv, sind aber gut gespielt und vom Inhalt her haben sie oft auch an Aktualität nicht verloren (z.B. der berühmte "schwarze Mann", der kleine Kinder mit Süßigkeiten anlockt - heute sind es Kinderschänder, die mit McD oder Kino und Unterhaltungs-Elektronik oder Geld locken...).

Auch was die Hafenpolizei betrifft, ist für mich die Serie ungemein spannend und schildert auch den Beamtenalltag. Wie schon erwähnt, musste man damals alles zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erledigen - und nicht jeden konnte man telefonisch erreichen (meine Eltern hatten erst Mitte der 70er Jahre Telefon). Strafgefangene trugen Blaumänner - heute tragen sie zwar jeans, aber bei Arbeiten in der Werkstatt tragen sie immer noch Blaumänner. Früher fuhr man eben mit VW Pritschenwagen rum, heute eben mit Fiat Ducato. Ich finds faszinierend, den Hamburger hafen damals zu sehen und so, wie er heute ist. Das Leben dort hat sich im großen und ganzen kaum geändert, außer dass es moderner, hektischer, und hochtechnisierter geworden ist. Aber hamburg war eben damals was Besonderes, und ist es auch heute noch - für mich jedenfalls.

Dazu kommt natürlich die "Action". Außer der "Küstenwache", die sowas wie eine moderne Variante der Hafenpolizei angesehen werden kann, ist doch in deutschen krimiserien kaum noch Action. Da wird nur noch eine Stunde lang mit Verdächtigen gelabert, bis rauskommt, dass er sie oder sie ihn aus Beziehungsgründen abserviert hat. Punkt. Aber bei der hafenpolizei gings richtig rund - da gab es Verfolgungsjagden, Einbrecher wurden nachts in der Speicherstadt gejagt, es gab Schießereien und die Polizisten kamen ab und an so richtig in "Wallung". Wenn ich mir das so zu heute betrachte, dann muss ich sagen, dass heutzutage trotz aller High tech die Fernsehpolizisten den Arsch irgendwie nicht hochkriegen. Ist ja auch leichter, am PC zu sitzen und mal eben über Handy rumzurufen, statt sich die Hacken abzulaufen.

Im Zusammenhang mit "Hacken ablaufen" fällt mir auch die deutsche krimiserie "Gesucht wird..." ein, in der eine Zwei-Mann-Einheit der Polizei Vermisstenschicksale zu klären versucht. Aber das geht auch nur, weil sich die beiden die Absätze flachlaufen, und das war zehn jahre nach der Hafenpolizei. Aber interessant ist es allemal. Auch "St. Pauli Landungsbrücken" finde ich oftmals sympathischer, weil behäbiger, aber mindestens genauso aktuell wie vergleichbare deutsche Serien. Es macht auch Vergnügen, heute renommierten Schauspielern zuzusehen, die ihre ersten Schritte in solchen Serien wagten, oder auch nie wieder auftauchten, weil das Leben eben andere Pläne für sie hatte. Das macht auch einen besonderen reiz aus, und für Leute wie mich, die damals die Serien nur teilweise oder gar nicht sahen, ist es ein besonderes genüssliches Fernseherlebnis, das ich den meisten aktuellen Serien absolut vorziehe.

Der Lonewolf Pete