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Re: Schnittbericht zu Kill Bill
Thinkerbelle schrieb:
------------------------------------------------------- > Sicher sind Ballerspiele oder andere > gewaltverherrlichende Medien nicht der einzige und > alleinige Grund wieso Menschen gewalttätig > werden. Aber sie tragen zu einer Herabsetzung der > Schwelle bei, die jemand überschreitet, wenn er > Gewalt anwendet. Damit setzt du allerdings voraus, dass es bereits vor dem Gewaltkonsum eine Gewalttendenz gibt, sonst wäre das Herabsetzen der Hemmschwelle irrelevant. Das bedeutet zugleich, dass es nichts bringen würde, wenn diese Person keine Gewalt im Fernsehen mehr sieht, da jeder andere Reiz vielleicht genauso reichen würde. Dazu könnte ein Buch gehören, dass von einem Serienmörder handelt oder vielleicht hat der Vater eine Schlachterei oder er sieht zufällig einen Autounfall, wird Teil einer Gewalttat, beispielsweise Terrorismus oder ein sonstiges Verbrechen. All das könnte für das Gehirn eines Heranwachsenden eine Rolle spielen. Gewalt ist etwas, das sich bei dem Menschen einprägt. Viele Formen der Gewalt werden auch nicht mehr wahr genommen und ich glaube auch, dass es innerhalb der Gesellschaft eine Abstumpfung gibt. Ich sehe die Ursache dafür nur nicht in Filmen und Videospielen. Wenn man sich die Geschichte der Menschheit ansieht, hat es immer schon Gewalt gegeben und die war größtenteils brutaler, als das, was es heute real gibt. Mit dem, was beispielsweise in der Bibel steh, was real als Strafe angewandt wurde, würdest du heute einen Horrorfilm drehen, der auf dem Index landet. Vor ein paar Jahren habe ich mal eine Studie zu Gewaltverbrechen gelesen. Ich weiß leider nicht mehr ihren Titel, was sehr schade ist. Sie war wirklich spannend. Darin analysierte eine Gruppe die Anzahl der Gewaltverbrechen heute und früher. Sie kam damals zu dem Schluss, dass sich die Gewalttaten per se nicht wirklich erhöht hatten. Lediglich die Berichterstattung war angestiegen, sowie eine Bereitschaft der Bürger Straftaten zu melden. Was früher beispielsweise in der Familie oder mit den Betroffenen direkt geklärt wurde, geht jetzt an die Polizei und damit an die Statistik. Die Frage nach der Henne und dem Ei ist simpel. Aggressivität gab es schon immer und viele Erklärungsansätze gehen davon aus, dass es einen angeborenen Aggressionstrieb gibt, dessen Bewältigung wir im sozialen Umfeld lernen, womit wir wieder bei der Verantwortung der Eltern wären. Wenn in der Familie etwas nicht stimmt, Bindungen nicht richtig entstanden sind, dann entsteht bei dem Kind das Gefühl etwas zu kompensieren. Wenn Gewalt in der Familie ein Thema ist oder das Kind auf andere Weise misshandelt wird, beispielsweise durch Entwertung oder andere seelische Grausamkeit, flüchtet sich das Kind schnell in Fantasien. Beim Heranwachsen werden Aggression zu einem Schutzmechanismus. Zugleich entfremdet das denjenigen noch weiter von der Gesellschaft, die das abnorme Verhalten ahndet. Das führt zu heimlichen Gewaltfantasien, die je nach Kreativität in Form von Gedanken oder lebhaften Träumen auftreten. An dem Punkt kommen oftmals auch die Gewaltfilme und Darstellungen ins Spiel. Allerdings begnügen die sich sicherlich mit nichts, was im Fernsehen oder Kino läuft. Das ist als ob ein Heroinsüchtiger einen Joint raucht. Ansonsten hat man insbesondere bei Amokläufen, Serienmördern und Extremismus das Problem, dass jede Nachricht zu viel ist. Diese Täter schauen sich keine Gewaltfilme an, sondern sammeln die Nachrichten. Da müsste man die Nachrichten verbieten oder eine extreme Fokusierung auf die Opfer durchziehen. Das ist allerdings kaum möglich, vor allem würde das jede Form von spontaner Berichterstattung unmöglich machen. > Wenn das nur durch gewalttätige Eltern erklärt > wird, dann muss es auch mehr gewalttätige Eltern > geben als noch in früheren Generationen und frage > mich wodurch die dann alle gewalttätiger wurden? Mein persönliches Lieblingsbeispiel sind die führenden Nazis im Dritten Reich. Schaut man sich Dokumentationen über die Kinder an, so beschreiben sie alle ihre Väter und Mütter als wundervolle Eltern. Es ist das beste Beispiel dafür, dass man ein gewalttätiger Mensch ist und dennoch keine Gewalt an die Kinder weitergibt, wenn man das Familienleben intakt hält. Jedenfalls gab es in jeder Generation Gewalt und gewalttätige Eltern und bei Hinrichtungen zuzusehen, dürfte auch ein Ambivalent zu Gewaltfilmen sein, neben diverser Literatur. Im 18. Jahrhundert gab es beispielsweise Marquis de Sade mit seinen "120 Tagen von Sodom". Noch weiter zurück gab es diverse Massaker, bei denen Kinder und Eltern zusehen mussten. > Das große Problem ist aber das, dass > Gewalt gesellschaftsfähig wird. Sie ist so > allgegenwärtig in den Medien, dass sie schon > keine Abscheu oder Empörung mehr hervorruft. > Gewalt=Unterhaltung=Spaß. Auch das ist ein > Lerninhalt durch Dauerberieselung mit aller Art > von Gewalt. Das große Problem ist, dass es ein Bedürfnis gibt, alles sehr vereinfacht zu betrachten. Es gibt mehr Gewalt auf der Welt. Das liegt am Fernsehen. Was ist mit Boko Haram und dem IS? Saßen die ihre ganze Kindheit vor dem Fernseher und wurden deswegen zu gewalttätigen Irren? Wo bleibt die Verantwortung der Eltern ihren Kindern Respekt und Anständigkeit beizubringen? Wo bleibt die Verantwortung der Schule und des Lehrers Missstände zu melden und Hilfe anzubieten? Seit Jahren brechen Familienstrukturen immer weiter auf. Früher gab es die Familienverbände, Vater, Mutter, Großeltern. Heute gibt es viel mehr Alleinerziehende, geschiedene Paare und dergleichen. Kinder lernen schneller selbstständig zu sein und müssen mit vielem alleine klar kommen. > Ich bin GEGEN Verbote, aber ich bin sehr für > Aufklärung und dafür ein Bewusstsein zu > schaffen, was die gesellschaftlichen Folgen von zu > viel Gewalt in den Medien sind. Und das schafft > man nicht, indem man die wissenschaftlichen > Erkenntnisse dazu klein redet, oder wenn es tabu > ist Gewaltverherrlichung in den > Unterhaltungsmedien anzusprechen. Es hat nichts mit Kleinreden zu tun, wenn man die Einseitigkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse aufzeigt. Das wäre ja so, als würde ich behaupten, du hast die Studie nur rausgeholt, weil sie als einzige deine Meinung deckt. > Ich bin dafür, dass jeder sich Gedanken drüber macht, > ob diese Gewalt denn nötig ist, was daran denn so > unterhaltend ist, wenn ein Mensch verletzt oder > getötet wird und ob man vor allem Kinder davor > schützen sollte, bzw. wie man das tun kann. > Einsicht, Vernunft und Selbstregulierung ist immer > besser als Verbote. Oh, ich liebe diese Sektenverbote. Nichts ist offiziell verboten, man soll selbst darauf kommen, warum es besser für einen ist, wenn man sich die Sache selbst verbietet. Denn es braucht ja das böse Wort Verbot nicht, wenn der Druck von außen groß genug ist und man einfach so lange Nachdenken muss bis man den einzig richtigen Weg denkt. Das wahrt zumindest äußerlich den Anschein der freien Willensäußerung. > Aber ich habe den Eindruck, > dass die Menschen das nicht hören wollen, und am > Ende wird es wohl irgendwann auf Verbote > hinauslaufen. Oder auf eine Gesellschaft in der > ein noch höheres Gewaltlevel herrscht als wir es > jetzt haben. > Und wir als Gesellschaft müssen uns überlegen, > ob wir in so einer Welt leben wollen, in der die > Gewaltbereitschaft immer mehr zunimmt. Ich wäre zu allererst für eine besser Ausstattung der Polizei und eine Aufstockung der Polizei. Es kann nicht angehen, dass es Städte gibt, in denen sich die Polizei nötige Schutzkleidung selbst kaufen muss und es Einsätze gibt, die die Polizei aus Unterbesetzung abbrechen muss. Wenn wir wollen, dass die Polizei wieder respektiert wird und als Autorität angesehen wird anstatt das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen, muss dringend etwas geschehen. Ansonsten wäre ich für mehr Antiaggressionsprogramme in Schulen. Da gibt es leider viel zu wenige. Oftmals sind sie hoffnungslos überfüllt und es gibt teilweise ewige Wartelisten. Das wären nur zwei Beispiele. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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