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Re: "Kolberg" So, hab ihn nun in toto geguckt
Hmmm.
Zunächst: er hinterläßt mich ähnlich ratlos wie der offenbar "noch gefährlichere" Film "Triumph des Wühlens", was das Getue um ihn angeht. Ich hab vor dem Angucken (viel) Schlimmeres erwartet. Es ist sicher kein Film, den man "unbedingt" gesehen haben muss, auch nicht aus der Perspektive seiner Verdammer. Aber ich würde - mal von sehr wenigen Einzelszenen, die so sind, wie der Ruf, der den Film umweht, erwarten liess- nicht mal als "Gurke" bezeichnen. Es ist -etwas überraschend für mich - keineswegs so, dass z.T. heftige Kritikpunkte, die zwischen Filmsituation und realer Situation der Bevölkerung austauschbar waren (unfähige Verwaltungen, Arroganz der Machthaber, alles zum (zusätzlichen) Schaden der Bürger/Zivilisten, ....) totgeschwiegen wurden. Es ist aber auf jeden Fall so, dass die "Lösung" der dadurch angesprochenen Konflikte "natürlich" im Sinne der jeweils herrschenden Regierung getrieben wurde - das allerdings dann in einer oberpeinlichen Aufgesetztheit, die sicher keinen, der im RL ähnliche Gedanken hatte, hätte "umdrehen" können. Die Konflikte zwischen Nettelbeckc und Lucadou entsprechn in Form und Schärfe wohl dem, was man auch heute unter Wikipedia dazu nachlesen kann, ohne dass "nazi-typische" Aspekte da herausgekehrt wären. Große blonde Typen habe ich da überhaupt nicht gesehen, bei den militärischen Einlagen wurde auch kein falsches Heldentum a la Verdun oder Langemarck eingefordert,im Gegenteil, sinnloses Anrennen gegen den Feind mit noch so viel pseudoheldenhafter Begeisterung wurde aktiv unterbunden. Die Aussagen, warum militärisch die eine Aktion so und die andere anders gemacht werden muss, kann man ohne die entsprechnden Karten und Ressourcenpläne kaum als richtig oder falsch beurtelen, hörten sich aber sachlich begründet an - und kommen so oder ähnlich in den meisten Vietnam- oder Indianerkriegsfilmen vor. Die eingewobene Liebesgeschichte ist so, wie an so was in Deutschland halt immer macht, hat aber eine große (dramaturgisch allerdings verhunzte) Stene zwischen der weibllichen Hauptdarstellerin und einer galadrielhafteren-als-Galadriel agierenden preußischen Königin. Alles in allem; ein knapp unterdurchschnittlicher Film mit mit Bequemlichkeit und Reserve an den Fingern einer Hand abzählbaren Tiefpunkten (oder meinetwegen: versuchten Tiefschlägen) bescheuerter "Heimattreue". Zu subtiler Verführung ist der Film kaum geeignet. Gag am Rande: Der Darsteller des v. Gneisenau hat in seiner Physiognomie für mich eine teuflische Ähnlichkeit - mit dem Typen, der 20 Jahre später "Kaiser Bill's Batman" intoniert bzw. gepfiffen hat. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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