Bin mir nicht sicher, ob das Thema schon mal diskutiert wurde, ist aber naheliegend. Allerdings konnte ich per Stichwortsuche nichts entsprechendes finden. Alle Nicht-Nostalgiker sollten jetzt nicht weiterlesen *grins*:

Ich habe mir gestern mal wieder Turtles - Quietschvergnügt und springlebendig (1990) auf meiner alten abgenudelten Kauf-VHS angeschaut, und die Nostalgie überrollte mich sprichwörtlich. Ich war wieder ein 11/12-jähriger Bub, der zusammen mit einem Freund im kleinen Vorstadtkino hier um die Ecke fasziniert den Film anschaute. Vater fuhr uns mit Auto hin- und zurück. Nach dem Film gab's noch zusammen ein Eis. Da hielt man noch richtig zusammen.

Es ist schwer, wie ich das Gefühl beschreiben soll, dass ich im heutigen Kino so vermisse... vielleicht lässt es so sagen:

- Man fühlte sich damals bei solchen Filmen (Ob nun Turtles 1990, Terminator 2 1991 oder Jurassic Park 1993) als Teil etwas ganz besonderem, man *war* selbst etwas besonderes. Man erlebte auf der Leinwand etwas, was es vorher noch nie gegeben hat, zusammen mit Gleichgesinnten im Kinosaal Es war schlichtweg faszinierend und aufregend. Zuhause spielte man als Kind dann noch Turtles im Garten oder im Haus nach. Welches Kind macht das heute? Smartphone anschalten, und weiter im langweiligen Facebook-Smartphone-Suchti-Trott - Nein Danke!

- Es fand keine Massenabfertigung in riesigen grauen langweiligen Klötzen, auch bekannt als Multiplexkinos, statt. Es wurde in den kleinen urigen Vorstadtkinos noch "Kinoromantik" gepflegt. Man konnte (kann man heute aber auch noch) in den kleinen Kinos den persönlichen Plausch mit dem Kinobesitzer pflegen. Man wird in diesen kleinen Kinos noch als richtiger "Mensch" angesehen, respektiert behandelt, nicht als ein Stück Masse, das zur schnellen Abfertigung in und aus dem Film gescheucht wird.

- Hypes gab es damals nicht. Jedenfalls nicht in dem Maße, in dem es heute dank Internet & co möglich ist.

- Damals gab es halt noch kein 3D-CGI im Überfluss. Dezent eingesetzte CGI von the Last Star Fighter (1984) bis Terminator 2 (1991) war angesagt. Es spielten noch Schauspieler vor echten Umgebungen, man stelle sich das nur mal vor. ;)) Heute in Blockbustern agieren die Schauspieler oft nur noch vor Green Screen - mit niemandem. Die Grafik kann man später ja auch noch einfügen. Überzeugend wirkt das alles nicht, ganz im Gegenteil.

- Man ging nach einem Film wie Turtles Anfang der 90er nach hause und kehrte wieder - ja ich schramme am Rassismus vorbei meine es aber nicht so! - in die deutsche Kultur zurück! So ein Ami-Film im Kino war eben so der Klecks Exotik, der das Leben aufregend macht. Heute ist unsere deutsche Kultur durch und durch vor allem amerikanisch (als Vorbild), in dem Maße, dass man dem ja nicht mal mehr ausweichen kann . Werbetexte auf Englisch (Part of your world, come in and find out, und pipapo). Denglisch und Anglizismen rulen. Yeah, cool, man *facepalm*. Oh, sorry folks :D

Jedenfalls finde ich gerade letzten Punkt höchstinteressant. Man musste sich schon ins Kino bemühen, wenn man das aktuellste neuste aus den vereinigten Staaten sehen wollte, oder in spezielle Schallplattenläden, um die neusten Importe aus USA anzuhören. Ja, schon klar, das heutige Phänomen nennt sich Globalismus, durchs Internet wird die Welt zum Dorf. Ich nutze das Internet selbst, vermisse aber auch das Web 1.0 welches noch ohne (a)soziale Netzwerke, Hypes und (größtenteils) Getrolle auskam.

Es wäre schön, wenn sich hier gleichgesinnte zusammenfinden würden, die das Kino der 80er und 90er (vielleicht sogar 70er?) erlebt haben, und sich Leute fernab von Trollen und Realisten a la "Setz Deine Rosarote-Nostalgiebrille ab, so isses heute nun mal, deal with it" hier mal melden würden, besonders zum Thema Vorstadtkinos und Kinoromantik - ganz ohne Massenabfertigung, Nachos und Popcorngestank, und das sensationelle Kinogefühl der 80er und 90er vor der vermaledeiten Multiplexkinozeit wie ich noch erlebt haben. Danke im Voraus und einen schönen Gruß :)



5-mal bearbeitet. Zuletzt am 12.05.15 17:35.