Der Two Gun Rig, oder Revolvergurt mit zwei Colts, ist so alt wie der Western selbst - Roy Rogers, der König der Cowboys, trug immer zwei Revolver, ebenso der Lone Ranger, und in den Serials trugen Helden auch öfter zwei Pistolen. In Westernromanen werden Revolverschützen gerne dargestellt, die einen Colt rechts und einen links, dessen Kolben aber zur Rechten - also vor den Bauch - ragt. Einer der berühmtesten Helden der Wildwestliteratur, Dusty Fog aus der Feder des englischen Erfolgsautors J.T.Edson, trägt einen Kreuzgurt mit zwei Revolvern, die er über Kreuz zieht.
Diese Zwei Revolver-Geschichten sind allerdings auch ein Klischee und reine Effekthascherei. Der Otto-Normalwestman jener Tage war ein miserabler Pistolenschütze, und da war es reine Angeberei, zwei oder mehr Kanonen mit sich rumzuschleppen. Erstens wogen die Dinger ne Menge, und zweiten konnte man wenig damit anfangen. Manche schleppten sogar vier revolver mit sich rum, zwei in Schulterholstern, zwei im Gurt. Manche trugen einen Colt im Gurt, einen im Hosenbund. Im Western sind Zweihandmänner gerne gesehen, und ich mag sie auch, aber der typische Zweihandmann verliert zumindest in der Wildwestliteratur fast immer. Nett anzusehen ist es allemal, aber was nützen einem Zweihandmann zwei Colts, wenn er mit einem schon nicht das Scheunentor trifft, vor dem er steht?
Ich mag Roy Rogers trotzdem, auch wenn er die Colts immer wegsteckt, bevor er die bösen Schurken stellt und sie dann verprügelt. Lustig fand ich immer, wenn die Colts leergeschossen sind, Roy steckt sie weg, dann haut er dem bösen Buben den Frack voll, und wenn der am Boden liegt, zieht Roy wieder den (leergeschossenen) Colt, um den Bösewicht in Schach zu halten. Könnte mich jedesmal wegschmeißen, wenn ich sowas seh... Genauso auch die Sequenzen, wenn vom galloppierenden Pferde geschossen wird. In der Vorspannsequenz vom Lone Ranger ballert der in vollem Gallopp und ohne mit der Wimper zu zucken. Und trifft vermutlich auch. In nahezu jedem Western von gestern ballern Verfolger, Aufgebotsmitglieder und Banditen wie die wilden - ja, aber auf was? Die ballern zum Beispiel, bevor sie die Kurve erreicht haben, hinter der ihr Opfer gerade verschwunden ist. Sie ballern... aber da ist halt nüscht, was man treffen könnte - außer einem Karnickel, das vielleicht von einem Querschläger getroffen werden könnte. Das sind dann doch recht kuriose Effekte um der Schüsse Willen und ziemlich belustigend, aber insgesamt halt auch blöd.
Letzten Endes ist mir das gute alte Revolverduell am Liebsten, und zum Beispiel die "Sackett"-Verfilmung Ende der 70er Jahre der Romane von Louis L'Amour hielt da einige sehr schöne Szenen parat. Das Schnelligkeitsduell kam auch bei John Wayne ziemlich zu kurz, und selbst in "Ringo" war es letztlich nur angedeutet, wirft sich Ringo doch am Schluss in den Staub und schießt im Liegen. Dieses finale Duell wurde dann in den TV-Versionen des Stoffes, die man bei Maverick, Cheyenne und Bronco vorfand, wesentlich dramatischer und effektvoller inszeniert.
Einige sehr schöne Duelle waren in "Am Fuß der blauen Berge" zu bewundern, und auch in Bonanza gab es einige beeindruckende Revolverkämpfe. Aber sie blieben die Ausnahme.
Der Lonewolf Pete