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Re: DEFA-Western
Und man kann sagen, was man will - das Winnetou-Kostüm (und das von Nscho-Tschi), die sind wirklich edel. Auch Old Shatterhands "Rawhide-Outfit" war wirklich Klasse - und sowas, auch mit "potthässlichen Kordeln" am Arm, trugen echte Westmänner und Mountain Men tatsächlich, von Wildlederbraun bis weiß gegerbtem Hirschleder a la Winnetou und farbenfrohesten Stickereien war da alles dabei. Man darf auch nicht vergessen, dass zahlreiche Mountain Men, (die echten Pioniere, die damals die Rockies eroberten) gerne in Indianerdörfern überwinterten, mit häufig wechselnden Partnerinnen, von denen sie auch mit bunt bestickter Kleidung versorgt wurden. Die in den Winnetou-Filmen gezeigte Kleidung stand also der Kleidung der echten Westmänner kaum in etwas nach. Allerdings muss man sagen, dass der Apache selbst eher selten in Hirschlederkleidung rumlief wie Winnetou - da wollte man eben etwas beeindruckendes fürs Auge schaffen. Die Apachen trugen gerne handgenähte Hemden, wie sie die Weißen trugen, Leggins mit oder ohne Lendenschutz, und Mokassins, üblicherweise kniehoch. Solche Kleidung ist übrigens auch auf alten Fotografien überliefert. Das allerdings wäre zu einfach für eine farbenprächtige Verfilmung gewesen, zumal ja Karl May seinen Winnetou ebenso prächtig gekleidet beschrieben hatte. Auch entsprachen Waffen wie die Silberbüchse und Bärentöter natürlich keinesfalls den üblichen Waffen des Wilden Westens. Einzig der Henry-Stutzen, aber undenkbar war, eine Schrotflinte zu benutzen, die gleich mehr als zweimal hintereinander schießen konnte. Die gab es erst kurz vor der Jahrhundertwende, und sie war der (einläufige) Vorläufer der späteren Pump Gun. Somit sind die in den Filmen verwendeten Schrotflinten Hirngespinste, wurden sie doch meistens von Farmern oder Siedlern benutzt. Üblicher waren da hingegen Spencer und Sharps-Büchsen (dem Bärentöter käme allenfalls die "Sharps Big 50" nahe, die von Wolfs- und Büffeljägern bevorzugte Jagdwaffe, die aber nach jedem Schuss nachgeladen werden musste und ebenfalls einläufig war) oder Repetiergewehre wie die Henry und die Winchester. Auch die gezeigten Revolver waren damals durchaus nicht üblich, denn etabliert hatte sich der Colt 38 bei Cowboys, der Colt 44 und 45 bei Revolvermännern. Wir reden hier immerhin von Geschichten, die nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkrieges spielen, und da war zumindest die Winchester 66 bereits weit verbreitet. Erst später nutzte man Waffen der Firma Smith & Wesson oder gar auch englische Webleys und ähnliche Waffen. Double-Action Revolver wie sie die bösen Knallchargen in den Karl May Filmen benutzten, waren eher die Ausnahme. Und so schlecht, wie in den Filmen geschossen wurde (ausgenommen die Helden natürlich) schoss man auch eher nicht. Cowboys konnten überraschend gut mit Gewehren umgehen, und selbst die Indianer erwiesen sich als großartige Gewehrschützen und natürlich auch nahezu unschlagbar mit Pfeil und Bogen.
Soviel also zu Realität und Fiktion. Man kann die Ausstattung mögen oder auch nicht, aber vor allem in Zeiten remasterter Digitalaufnahmen stellen die Karl May Filme, ebenso wie viele der Hollywood-Western, großartiges, farbenprächtiges Filmvergnügen dar, das einfach nur Spaß macht. Dazu noch die kongeniale Musik von Martin Böttcher, und das Kind im Manne fängt zu Jubeln an... Der Lonewolf Pete In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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