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Für wen ist "Die langen großen Ferien" zu empfehlen?
Kurz gesagt: Für jeden und jede. Zum einen stemmt sich die Serie erfolgreich gegen den immer noch (oft unausgesprochenen) "Vorwurf", Animation würde primär für Kinder bestimmt sein, zum anderen ist sie, wie bereits erwähnt, ein hervorragendes Beispiel für Familienunterhaltung im allerbesten Sinne. Sicherlich sind Kinder die primäre Zielgruppe von "Die langen großen Ferien", aber mitschauende Erwachsene müssen sich nicht auf ihren Sitzen winden. Im Gegenteil, auch eine Rezeption ohne Kinder ist möglich und lohnend. Die Serie ist nicht nur technisch ausgezeichnet umgesetzt, mit sorgfältigen Animationen, klarem Layout und bestechendem Design, auch die Dramaturgie ist bemerkenswert. So wird eine allzu klare Schwarz/Weiß-Darstellung vermieden, im Mikrokosmos des französischen Dorfes gibt es zweifelnde Nazisoldaten und faschistische einheimische Kollaborateure, Widerstand und Resignation, Hoffnung und Grauen. Es wird deportiert und gebombt, gelebt und überlebt, niedliche Tierfiguren erleiden grausame Schicksale, menschliche Protagonisten werden aus der Handlung gerissen. Es ist die emotionale Achterbahnfahrt, die beeindruckt, ebenso wie das gekonnte Vermitteln von Historie und Zeit. Die kindliche Perspektive wird geschickt genutzt, um die Handlung jenseits der bekannten Fakten über die Okkupation Frankreichs zugänglich zu machen, ohne dabei auf die Figuren (und damit die Zuschauer) herabzublicken. "Die langen großen Ferien" ist stets auf Augenhöhe mit seinem Publikum. Man muss nicht immer in die USA oder nach Skandinavien schielen, wenn es ums sogenannte "Quality-TV" geht. Diese kleine, große Zeichentrickserie beweist, dass es wahrlich Grandioses überall zu finden gibt.