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Re: Warum gibt es keine Form für deutsche Frauen?
Liebe Leo, das hatten wir doch alles schon einmal. Merkwürdig, dass ich hier immer wieder über das Binnen-I bzw. geschlechtsneutrale Schreibweisen Auskunft geben soll. In meinen Alltag spielt das nämlich keine Rolle, hier scheine ich jedoch schon "die mit dem Binnen-I" zu sein. Irgendwie verstehe ich es ja, denn in diesem schriftlichen Medium fällt es auf, dass ich nunmal das Binnen-I verwende. Deshalb möchte ich doch einige Punkte erwähnen, auch weil ich das Thema an sich grundsätzlich spannend finde. Es sind nicht nur Frauen, die das "Binnen-I" verwenden, sondern auch Männer. Emanzipation betrifft beide Geschlechter, nicht nur die Frauen. Gleichberechtigung muss auf allen Ebenen stattfinden, auch und vor allem in der Sprache, weil sie Realität abbildet und schafft. Zugeständnisse sind in meinen Augen nicht möglich. Wie kommst du bloss darauf, dass Frauen nicht selbstbewusst sind, die für die eigenen Rechte einstehen und z.B. das Binnen-I unterstützen? Meiner Ansicht nach ist das Gegenteil der Fall. Was beispielsweise die korrekte Anrede betrifft geht es nicht um Pedanterie, der Hintergrund ist tieferliegend. Die "korrekte Reihenfolge" spielt in meinen Augen keine Rolle, im Gegenteil, ich drehe sie deshalb gerne auch um. Mir würde es auffallen, wenn an einer Tagung, einem Kongress o.ä. nur die männliche Begrüssungsform gewählt werden würde das ist jedoch noch nie vorgekommen. Aus der Bahn werfen würde es mich aber nicht. Ich stimme dir somit insofern zu, als es in diesem Fall wichtig ist, welche Haltung der Redner oder die Rednerin hat, ob er/sie z.B. ein Geschlecht diskriminiert. Das würde ich als stossend empfinden. Mir fällt es auf, wenn eine Frau sagt "ich bin Lehrer". Meist geschieht das aus Gewohnheit und nicht aus einer inneren Überzeugung heraus, die meisten haben sich einfach noch keine Gedanken darüber gemacht. Hier in den Foren verwendet die Mehrheit das Binnen-I nicht, das akzeptiere ich. Mir persönlich ist es aber wichtig. Natürlich ist es auch und insbesondere wichtig, Diskriminierungen im Alltag zu kritisieren und wenn möglich zu beseitigen. Ich habe ja nie behauptet, dass mit der "korrekten" Sprache alles im Lot ist. Jedoch wird mit der Sprache die Richtung angezeigt. Männer und Frauen sollten sich emanzipieren von der Geschlechterrollenstereotypen, die ihre Handlunsgsspielräume einschränken. Es gibt beispielsweise nicht nur Frauen in typischen Männerberufen, die es schwer haben, sondern auch Männer in typischen Frauenberufen, die nach Anerkennung ringen, beispielsweise Pädagogen. Ich habe mal in einem Heim gearbeitet und konnte da einen Einblick gewinnen in die Schwierigkeiten von Männern in solchen Berufen. Ein anderes Beispiel: Ein Vater mit einem weinenden Kind in der Stadt wird schonmal von PassantInnen gefragt "wo ist denn die Mama?". Eine Mutter mit einem weinden Kind würde wohl eher nicht gefragt werden "wo ist denn der Papa?" Mein zentrales Anliegen ist, dass die Geschlechterrollensterotypen verschinden, denn sie stimmen nicht und sie schränken uns ein. Die wenisten Frauen sind das was als "typisch weiblich" gilt, ebensowenig sind die meisten Männer "typisch männlich" (ich erinnere mich mit grauen an die gleichnamige Fernsehsendung bei RTL). Es gibt viele unterschiedliche Individuen, nicht nur zwei "Arten". Solche Schubladen schränken uns ein, aber sie erleichtern eben auch das Handeln im Alltag, weshalb sie ständig perpetuiert werden. Dies illustriert dein Beispiel schön, der Mann greift auf das Stereoty "Frauen können mit Technik nichts anfangen" zurück, was ihm bei der Suche nach einem Geschenk behilflich ist. Diesen Fotoapparat wünsche ich mir übrigens auch zu Weihnachten, kein Scherz jetzt. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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