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Geschichte
geschrieben von: Snoopy1, 02.04.04 22:29
Hallo,
ich schreib jetzt mal ne´ Geschichte... Bitte lest sie Euch mal ganz durch, weil die nicht langweilig ist, auch wenn es viel Arbeit ist, das alles zu lesen... Also:
Owen Henry: Quartiert gesucht

Auf seiner Parkbank wälzte sich Soapy unruhig hin und her. Wenn er so herumrückte, wusste man, dass der Winter nahe war. Ein dürres Blatt fiel in Soapys Schoß: Das war die Visitenkarte, die der Frost abgab. Es war also wieder soweit.
Die Überwinterungsansprüche Soapys waren nicht hoch. Was seine Seele ersehnte, war ein dreimonatiger Aufenthalt auf Blackwells Island, der Gefängnisinsel. Drei Monate, die ihm Kost, Bettund ebenbürtige Gesellschaft sicherten und wo ihm der Nordwind und die Polizisten nichts anhaben konnten.
Jetzt musste er nur noch den Einlass zum Winterquartier finden. Das sicherste würde sein, in einer teuren Gaststätte zu speisen und sich dann für zahlungsunfähig zu erklären. Dann würde er rasch und ohne Aufsehen der Polizei übergeben werden.
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So verließ Soapy seine Bank, schlenderte aus dem Park und machte sich auf den Weg. Er bog in den Broadway ein und blieb vor einem der prächtigsten Cafes stehen. Er sah von von seinem Jackett an aufwärts ordentlich aus. Er war rasiert und er trug eine schwarze Krawatte. Wenn er unverdächtig einen Tisch im Speisesaal erreichen könnte, wäre die Sache gemacht. Eine gebratene Ente, dachte er, wäre nicht schlecht. Dazu eine Flasche Wein, Camembert, eine Tasse Mokka und eine Dollarzigarre...
Aber als Soapy seinen Fuß auf die Schwelle des Gasthauses setzte, fiel das Auge des Portiers auf die ausgefransten Hosen und schiefgetretenen Schuhe. Kräftige Hände drehten ihn rasch um, führten ihn in aller Stille auf den Bürgersteig zurück und bewahrten so die bedrohte Ente vor einem unwürdigen Schicksal.
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An der nächsten Ecke wurde seine Aufmerksamkeit auf die Leuchtreklame eines Geschäftes gelenkt. Er betrachtete einen Augenblick das helle Schaufenster, hob dann einen Stein auf und schleuderte ihn in die Glasscheibe. Leute kamen um die Ecke gelaufen, voran ein Polizist. Soapy stand ganz ruhig da, die Hände in den Hosentaschen und lächelte. "Wo ist der Mann, der das getan hat?" fragte der Beamte aufgeregt. "Meinen Sie nicht, dass ich etwas damit zu tun haben könnte?" fragte Soapy wie einer, dem das Glück lächelt.
Der Polizist aber wies den Gedanken von sich. Leute, die Fenster einwerfen, bleiben nicht stehen.
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Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße entdeckte Soapy ein anspruchloses Gasthaus. In dieses Lokal konnte er sich wagen, ohne dass man ihn wegen seiner Hosen und Schuhe anhalten würde. Er setzte sich an einen Tisch und verzehrte ein Beefsteak, Pfannkuchen, Törtchen und Pasteten. Dann teilte er dem Kellner mit, dass er kein Geld habe.
"Und nun los, holen Sie einen Polizisten", sagte er, "lassen Sie einen Gentleman nicht warten!"
"Keinen Polizisten für dich!" sagte der Kellner mit einer Stimme, zart wie Butterkeks.
"He, Carl!" Zwei Kellner warfen Soapy auf die Straße. Er erhob sich und klopfte den Staub aus seinen Kleidern. Ein Polizist, der die Szene beobachtet hatte, lachte und ging die Straße hinunter.
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Heftige Angst befiel Soapy, dass irgendein böser Zauber ihn gegen Festnahmen immun gemacht hätte. Dieser Gedanke erfüllte ihn mit Schrecken.
An der nächsten Ecke promenierten Männer und Frauen vor einem hell erleuchteten Theatereingang. Als er nun einen Polizisten sah, dachte er, er könnte es mit der Erregung öffentlichen Ärgernisses versuchen.
Deshalb begann er, auf dem Bürgersteig wie ein Betrunkener herumzutanzen und mit rauer Stimme zu johlen. Der Polizist wirbelte mit seinem Knüppel in der Luft herum, drehte Soapy den Rücken zu und sagte zu einem der Passanten: "Das ist einer von den Studenten der Yale-Universität, die ihren Fußballsieg über die Hartforder feiern. Laut, aber harmlos! Wir haben die Anweisung, sie in Ruhe zu lassen."
Betrübt stellte Soapy sein nutzloses Lärmen ein.
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In einem Tabakladen sah er, wie ein gutgekleiderter Herr seine Zigarre anzündete. Er hatte beim Eintreten seinen Regenschirman die Tür gelehnt. Soapy trat ein, nahm den Schirm und ging damit davon. Der Mann mit der Zigarre lief ihm eilig nach. "Mein Schirm!" rief er grimmig.
"Oh, ist das Ihr Schirm?", spöttelte Soapy , "warum rufen Sie denn keinen Polizisten? Dort steht einer an der Ecke!"
Der Mann verlangsamte seine Schritte merklich und sagte: "Natürlich, es ist... nun, Sie wissen ja, wie solche Missverständnisse entstehen... ich... wenn es Ihr Schirm ist, werden Sie hoffentlich entschuldigen... ich habe ihn diesen Morgen in einer Gaststätte aufgeklaubt... wenn Sie ihn wiedererkennen.. so hoffe ich, Sie werden....."
Soapy setzte seinen Weg fort. In einer durch Ausbesserungsarbeiten gesperrten Straße warf er den Schirm wütend in eine Baugrube.
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Jetzt wandte er sich wieder dem Park zu, wohin ihn eine Art von Heimweh zog, ein Gefühl, das im Menschen fortlebt, selbst wenn sein Heim nur eine Parkbank ist...
An einer ungewöhnlich stillen Ecke blieb Soapy stehen. Hier stand eine altmodische Kirche. An sein Ohr drang liebliche Musik, die ihn so ergriff, dass er ihr, an das eiserne Gitter gelehnt, lauschen musste.
Das Lied, das man auf der Orgel spielte: Soapy hatte es einst gut gekannt, in den Tagen, da sein Leben noch Dinge wie Mutter, Freunde, Rosen und ernstes Streben enthielt, und als seine Gedankennoch rein waren und sein Hemdkragen auch.
Der Zauber, der von der alten Kirche ausging, bewirkte einen wunderbaren Wandel in Soapys Seele. Ein neuer, starker Vorsatz befahl ihm, gegen sein verzweifeltes Los anzukämpfen. Er wollte wieder einen Mann aus sich machen. Es war noch Zeit dazu. Er war noch verhältnismäßig jung.
Gleich morgen wollte er sich in die Hauptgeschäftsgegend von New York begeben, um Arbeit zu finden. Ein Pelzhändler hatte ihm vor längerer Zeit einen Posten als Fahrer angeboten. Morgen wollte er den Mann aufsuchen und um diese Anstellung bitten. Er wollte wieder etwas darstellen auf der Welt. Er wollte...

Soapy fühlte, wie sich eine Hand schwer auf seine Schulter legte. Er wandte sich schnell um und blickte in das breite Gesicht eines Polizisten.
"Was machen Sie hier?" fragte der Polizist.
"Nichts!" antwortete Soapy.
"Dann kommen Sie mit!"
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"Drei Monate auf die Gefängnisinse!", sagte am nächsten Morgen der Beamte des Polizeigrichts.

ENDE

Kennt ihr die Geschichte? Und wie gefällt die Euch?
Jetzt hab ich eineinhalb Stunden gebraucht um das zu schreiben^^ *gg*
MfG,
Snoopy1

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Betreff geschrieben von Datum/Zeit Zugriffe 
  Geschichte
Snoopy1 02.04.04 22:29 381 
  Re: Geschichte
Wilkie 02.04.04 23:32 118 
  Re: Geschichte
Kat 03.04.04 01:36 107 
  Re: Geschichte
Snoopy1 03.04.04 10:49 132 
  Re: Geschichte
elbqueen 03.04.04 10:52 119 
  Re: Geschichte
Kat 03.04.04 12:30 110 


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