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Die Arche - 2ter Teil.
geschrieben von: Brooklyn, 05.11.01 18:12
Die Arche - Teil II

Nach vielen Jahren sah Gott wieder einmal auf die Erde. Die Menschen
waren verdorben und gewalttätig und er beschloss, sie zu vertilgen,
genau so, wie er es vor langer langer Zeit schon einmal getan hatte.

Er sprach zu Noah: "Noah, bau mir noch einmal eine Arche aus
Zedernholz, so wie damals - 300 Ellen lang, 50 Ellen breit und 30
Ellen hoch. Ich will eine zweite Sintflut über die Erde bringen. Die
Menschen haben nichts dazu gelernt. Du aber gehe mit deiner Frau,
deinen Söhnen und deren Frauen in die Arche und nimm von allen Tieren
zwei mit, je ein Männchen und ein Weibchen. In sechs Monaten werde ich
den großen Regen schicken".

Noah stöhnte auf; musste das denn schon wieder sein? Wieder 40 Tage
Regen und 150 unbequeme Tage auf dem Wasser mit all den lästigen
Tieren an Bord und ohne Fernsehen! Aber Noah war gehorsam und
versprach, alles genau so zu tun, wie Gott ihm aufgetragen hatte.

Nach sechs Monaten zogen dunkle Wolken auf und es begann zu regnen.
Noah saß in seinem Vorgarten und weinte, denn da war keine Arche.

"Noah", rief der Herr, "Noah , wo ist die Arche?"

Noah blickte zum Himmel und sprach: "Herr, sei mir gnädig."

Gott fragte abermals: "Wo ist die Arche, Noah??"

Da trocknete Noah seine Tränen und sprach:"Herr, was hast du mir
angetan? Als Erstes beantragte ich beim Landkreis eine Baugenehmigung.
Die dachten zuerst, ich wollte einen extravaganten Schafstall bauen.
Die kamen mit der ausgefallenen Bauform nicht zurecht, denn an einen
Schiffbau wollten sie nicht glauben.

Auch deine Maßangaben stifteten Verwirrung, weil niemand mehr weiß,
wie lang eine Elle ist. Also musste mein Architekt einen neuen Plan
entwerfen.

Die Baugenehmigung wurde mir zunächst abgelehnt, weil eine Werft in
einem Wohngebiet planungsrechtlich unzulässig sei.

Nachdem ich dann endlich ein passendes Gewerbegrundstück gefunden
hatte, gab es nur noch Probleme. Im Moment geht es z. B. um die Frage,
ob die Arche feuerhemmende Türen, eine Sprinkleranlage und einen
Löschwassertan k benötige. Auf einen Hinweis, ich hätte im Ernstfall
rundherum genug Löschwasser, glaubten die Beamten, ich wollte mich
über sie lustig mache n.
Als ich ihnen erklärte, das Wasser käme noch in großen Mengen, und zwar
viel mehr als ich zum Löschen benötigte, brachte mir das den Besuch eines
Arztes vom Landeskrankenhaus ein.

Er wollte von mir wissen, was ein Schiffbau auf dem Trockenen, fernab
von jedem Gewässer, solle. Die Bezirksregierung teilte mir daraufhin
telefonisch mit, ich könnte ja gern ein Schiff bauen, müsste aber
selbst zusehen, wie es zum nächsten größeren Fluss käme. Mit dem Bau
eines Sperrwerks könnte ich nicht rechnen, nachdem der
Ministerpräsident zurückgetreten sei.

Dann rief mich noch ein anderer Beamter dieser Behörde an, der mir
erklärte, sie seien inzwischen ein kundenorientiertes
Dienstleistungsunternehmen und darum wolle er mich darauf hinweisen,
dass ich bei der EU in Brüssel eine Werftbeihilfe beantragen könne;
allerding s müsste der Antrag achtfach in den drei Amtssprachen
eingereicht werden.

Inzwischen ist beim Verwaltungsgericht ein vorläufiges
Rechtsschutzverfahren meines Nachbarn anhängig, der einen Großhandel f
ür Tierfutter betreibt. Der hält das Vorhaben für einen großen
Werbegag - mein Schiffbau sei nur darauf angelegt, ihm Kunden
abspenstig zu machen. Ich habe ihm schon zwei Mal erklärt, dass ich
gar nichts verkaufen wolle. Er hört mir gar nicht zu und das
Verwaltungsgericht hat offenbar auch viel Zeit.

Die Suche nach dem Zedernholz habe ich eingestellt. Libanesische
Zedern dürfen nicht mehr eingeführt werden. Als ich deshalb hier im
Wald Bauhol z beschaffen wollte, wurde mir das Fällen von Bäumen -
unter Hinweis auf d as
Landeswaldgesetz verweigert. Dies schädige den Naturhaushalt und das
Klima. Außerdem sollte ich erst eine Ersatzaufforstung nachweisen.

Mein Einwand, in Kürze werde es gar keine Natur mehr geben und das
Pflanzen von Bäumen an anderer Stelle sei deshalb völlig sinnlos,
bracht e mir den zweiten Besuch des Arztes vom Landeskrankenhaus ein.

Die angeheuerten Zimmerleute versprachen mir schließlich, für das
notwendige Holz selbst zu sorgen. Sie wählten jedoch erst einmal einen
Betriebsrat. Der wollte mit mir zunächst einen Tarifvertrag für den
Holzschiffbau auf dem flachen Lande ohne Wasserkontakt aushandeln.
Weil wir uns aber nicht einig wurden, kam es zu einer Urabstimmung und
zum Streik.

Herr, weißt du eigentlich, was Handwerker heute verlangen? Wie soll
ich
denn das bezahlen?

Weil die Zeit drängte, fing ich schon einmal an, Tiere einzusammeln.
Am Anfang ging das noch ganz gut, vor allem die beiden Ameisen sind
noch immer wohlauf. Aber seit ich zwei Tiger und zwei Schafe von der
Notwendigkeit ihres gemeinsamen und friedlichen Aufenthaltes bei mir
überzeugt hatte, meldete sich der örtliche Tierschutzverein und rügte
die artwidrige Haltung.

Und mein Nachbar klagt auch schon wieder, weil er auch die Eröffnung
eines Zoos für geschäftsschädigend hält.

Herr, ist dir eigentlich klar, dass ich auch nach der Europäischen
Tierschutztransportverordnung eine Genehmigung brauche? Ich bin schon
auf Seite 22 des Formulars und grüble im Moment darüber, was ich als
Transportziel angeben soll.

Und wusstest du, dass z. B. Geweih tragende Tiere während der
Brunftzeit überhaupt nicht transportiert werden dürfen? Und die
Hirsche sind stän dig am
Schnackeln, wie Fürstin Gloria sagen würde und auch der gemeine Elch und
Ochse denken an nichts anderes, besonders die südlicheren!

Herr, wusstest du das?

Übrigens, wo hast du eigentlich die Callipepia caliconica du weißt
schon , die Schopfwachteln und den Lethamus Discolor versteckt? Den
Schwalbensittich
habe ich bisher auch nicht finden können.

Dir ist natürlich auch bewusst, dass ich die 43 Vorschriften der
Binnenmarkt-Tierschutzverordnung bei dem Transport der Kaninchen
strikt beachten muss. Meine Rechtsanwälte prüfen gerade, ob diese
Vorschriften auch für Hase n
gelten.

Übrigens: wenn du es einrichten könntest, die Arche als fremdflaggiges
Schiff zu deklarieren, das sich nur im Bereich des deutschen
Küstenmeeres aufhält, bekäme ich die Genehmigung viel einfacher.

Du könntest dich doch auch einmal für mich bemühen.

Ein Umweltschützer von Greenpeace erklärte mir, dass ich Gülle, Jauche
, Exkremente und Stallmist nicht im Wasser entsorgen darf.

Wie stellst du dir das eigentlich vor? Damals ging es doch auch!

Vor zwei Wochen hat sich das Oberkommando der Marine bei mir gemeldet
und von mir eine Karte der künftig überfluteten Gebiete erbeten. Ich
habe ihnen einen blau angemalten Globus geschickt.

Und vor zehn Tagen erschien die Steuerfahndung; die haben den
Verdacht, ich bereite meine Steuerflucht vor.

Ich komme so nicht weiter Herr, ich bin verzweifelt! Soll ich nicht
doch lieber meinen Rechtsanwalt mit auf die Arche nehmen?"

Noah fing wieder an zu weinen.

Da hörte der Regen auf, der Himmel klarte auf und die Sonne schien
wieder. Und es zeigte sich ein wunderschöner Regenbogen.

Noah blickte auf und lächelte. "Herr, du wirst die Erde doch nicht
zerstören?"

Da sprach der Herr: "Darum sorge ich mich nicht mehr, das schafft
schon eure Verwaltung!"

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  Die Arche - 2ter Teil.
Brooklyn 05.11.01 18:12 527 


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