Wilkie schrieb:
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> Aufghrund der schlechten Verkaufszahlen geht das
> Angebot an Zeitungen und Zeitschriften schon seit
> vielen Jahren in den Geschäften zurück, aber in
> der letzten Zeit ist es nach meiner Beobachtung
> eine so dramatische Entwicklung, dass ich eine
> Ende des Angebotes in ca. 10 Jahren für möglich
> halte.
Ich bin kürzlich zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder in der Düsseldorfer Bahnhofsbuchhandlung gewesen. Ich hatte zwar nicht viel Zeit, aber mir fiel sofort auf, dass ein großes, prominent platziertes Zeitungs-/Zeitschriftenregal inzwischen mit Kopierpapier und Collegeblöcken bestückt wurde.
Als Schüler und Zivi habe ich von ca. 1986 bis 1991 fast täglich die Hamburger Morgenpost für 50 oder 60 Pfennig gekauft. Ein Freund von mir brachte manchmal die Bildzeitung mit zur Schule ("wegen des Sportteils"). Ich schätze mal, das wird heute kein Schüler mehr machen :) Letztes Jahr wurde die Morgenpost als täglich gedruckte Zeitung abgeschafft und in ein Wochenblatt umgewandelt. Eigentlich wollte ich im Bahnhof mal interessehalber ein Exemplar mitnehmen, aber ich habe die MoPo auf die Schnelle nicht gefunden. Stattdessen habe ich für meine Zugfahrt die Wochenendausgabe der Westdeutschen Zeitung gekauft - für stolze 2,70 Euro. Die Rheinische Post ist noch teurer (3,20 oder so ähnlich).
Früher hatte ich die WZ viele Jahre lang im Abo. Ein Vorteil war für mich damals das kleine, handliche Format. Mittlerweile wird die WZ aber in der Druckerei der Rheinischen Post produziert und hat deren größeres Format übernommen. Die Auflage der WZ liegt nur noch bei 38.000, obwohl sich das Verbreitungsgebiet von Mönchengladbach bis Wuppertal erstreckt. Die Düsseldorfer Ausgabe enthält inzwischen auch Lokalseiten für Neuss, Meerbusch etc.
Die Rheinische Post lag letztes Jahr (laut Wiki) immerhin noch bei einer Auflage von 198.000. In Düsseldorf war sie zwar schon immer der Platzhirsch, aber mittlerweile ist sie übermächtig, weil sie auch die Lokalteile von WZ und NRZ mit Artikeln beliefert.
Bei den Programmzeitschriften wundert es mich, dass es trotz ständig sinkender Auflagen immer noch über 20 Blätter gibt, die sich allerdings zum Teil kaum oder gar nicht voneinander unterscheiden. TVneu, das Schlusslicht in der Auflagenstatistik, kommt nur noch auf 22.000 Exemplare. Irgendwann müsste doch eigentlich der Punkt erreicht sein, an dem sich Druck und Vertrieb für den Verlag nicht mehr rechnen. Auf einen Blick (436.000), Funk Uhr (218.000) und Fernsehwoche (188.000) sind die letzten Zeitschriften, die sich noch ein regionalisiertes Fernsehprogramm mit 6 bis 7 verschiedenen Ausgaben leisten, um das jeweils örtlich zuständige Dritte Programm auf der ersten Doppelsete abdrucken zu können. Ich bin gespannt, wie lange das noch so bleibt. Die TV Hören+Sehen hatte bis Ende 2022 noch ein regionalisiertes Hörfunkprogramm, jetzt ist es bundesweit einheitlich - es werden vor allem Kultur- und Klassikwellen abgedruckt. Nur Hörzu und Gong/Bild+Funk haben noch ausführliche regionale Hörfunkbeihefter, allerdings habe ich schon öfter gehört, dass die abgedruckten Programmabläufe nicht stimmen.
Die Hörzu (Auflage: 647.000) feiert Ende 2026 ihr 80-jähriges Jubiläum, bis dahin wird sie sicher noch durchhalten :) Bis zum 90. könnte es auch noch reichen, aber was das 100-jährige Jubiläum angeht, bin ich inzwischen skeptisch.
Gong und Bild+Funk sind schon seit vielen Jahren inhaltlich identisch, und neuerdings werden sie auch in der Auflagenstatistik nur noch gemeinsam ausgewiesen (aktueller Stand: 195.000 verkaufte Exemplare). Ob der Gong wohl sein 80-jähriges Jubiläum im Herbst 2028 noch erleben wird?
Die TV14 ist die einzige Programmzeitschrift, die noch eine siebenstellige Auflage hat (1.306.000), aber auch sie hat im Vergleich zum Vorjahr 8,9% verloren.
[
www.dwdl.de]
Wenn ich bei Penny an der Kasse stehe, gucke ich manchmal kopfschüttelnd auf die vielen Klatschblätter mit ihren gelb-blauen Logos und den immergleichen Lügenschlagzeilen. In 10 bis 20 Jahren dürfte deren Zielgruppe aber deutlich geschrumpft sein - dann werden auch die allermeisten Ü70-Jährigen ganz selbstverständlich Smartphones oder Tablets nutzen.
Fazit: Die Printbranche stirbt allmählich vor sich hin, und die Verlage melken ihre Cash-Cows, solange sie noch Gewinne abwerfen.