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Peter Grosser (1860 München) ist tot
geschrieben von: Kaschi, 05.03.21 00:19
Peter Grosser, Fußballnationalspieler und Kapitän von 1860 München in deren Meisterjahr 1966, ist am 1. oder 2. März mit 82 Jahren gestorben.
Grosser war in allen drei Münchner Bundesligavereinen aktiv. Als Spieler bei Bayern München vor Gründung der Bundesliga in der Oberliga Süd (1958/59 bis 1962/63), dann - und vor allem - beim TSV 1860 München in der Bundesliga (1963/64 bis 1968/69) und später als Trainer, danach als Vizepräsident für die Spvgg. Unterhaching (Amateurligen, 2. und 1. Bundesliga). Auch seine Brüder Rudi und Robert spielten bei Bayern München, wenn auch längst nicht so erfolgreich.
Mit Bayern München (die "Roten") hätte er 1963 eigentlich die sportliche Qualifikation für die neue Bundesliga geschafft als Drittplatzierter in der Oberliga Süd - aber auf Platz 1 landete der Lokalrivale 1860 (die "Blauen" bzw. die "Löwen"). Der DFB vertrat seinerzeit die Auffassung, dass in der neuen Liga nicht zwei Vereine aus derselben Stadt spielen sollten - und Bayern blieb vorerst zweitklassig. Grosser wechselte daraufhin den Verein und ging zum Erzrivalen, was manchen Münchner Fußballfreund schwer erzürnte ...
Die "Sechz'ger" hatten dann aber sinnigerweise gerade in den Sechziger Jahren ihre mit Abstand erfolgreichste Phase der Vereingeschichte vor sich: 1964 DFB-Pokalsieger, 1965 Finalist im Europapokal der Pokalsieger (0:2 verloren gegen West Ham United im Londoner Wembley-Stadion), 1966 Deutscher Meister (vor Borussia Dortmund und, nun doch dabei, Bayern München), 1967 Vizemeister (Trainer jeweils Max Merkel, bis Ende 1966). Aber nach diesen Jahren ging es steil bergab: ein Jahr, nachdem Grosser und andere den Verein verlassen hatten, stieg 1860 in die damalige Regionalliga Süd ab. Die große Zeit der Blauen war vorbei.
Peter Grosser war nicht nur Kapitän dieser Mannschaft, sondern auch der "Denker und Lenker", ein großartiger Techniker. Da konnte es nur verwundern, dass er gerade mal zwei A-Länderspiele bestritten hat. Eines davon hatte es aber in sich: 1965 das entscheidende WM-Qualifikationsspiel in Stockholm gegen Schweden. Ein legendäres Spiel! Die Deutschen mussten gewinnen gegen diesen starken Gegner. Und sie gewannen - auch dank Peter Grosser, der den entscheidenden Treffer zum 2:1 durch Uwe Seeler vorbereitete. Seinen Schuss konnte der schwedische Torwart nur abklatschen, sodass Uwe Seeler mit einer Grätsche den Ball ins Tor bugsieren konnte! Damit war der Weg frei zur legendären WM 1966!

[www.youtube.com] (Tor Grosser - Seeler 2:04 min)

- Das zweite Länderspiel Grossers 1966 in Nordirland, unmittelbar vor WM-Beginn, war sein letztes. Dazu heißt es in einem Nachruf:
"Weil ihn der damalige Bundestrainer Helmut Schön vor der Weltmeisterschaft 1966 in England im Unklaren darüber ließ, ob er wirklich mit ihm planen würde, fuhr Grosser, genervt vom ewigen Hin und Her, kurzerhand in den Urlaub. Nach seiner Rückkehr fragte Schön nach, ob er körperlich fit genug sei für ein anstrengendes Turnier. Grosser, der von Schönfärberei wenig hielt, verneinte das - und wurde nie wieder für die Nationalmannschaft berufen. "Es war ein Fehler, aber nachher ist man oft gescheiter", sagte er dazu vor Jahren in einem Interview in der SZ."
[www.sueddeutsche.de]

Sein größter sportlicher Triumph war wohl der Saison-Showdown 1966. Borussia Dortmund hatte gerade als erster deutscher Verein überhaupt einen Europapokal gewonnen (2:1 gegen den FC Liverpool in Glasgow) und empfing gut zwei Wochen später am vorletzten Spieltag als Tabellenführer die punktgleichen Sechz'ger: Endspielcharakter! In einem dramatischen Spiel gewannen die Münchner 2:0. Das entscheidende zweite Tor schoss - Grosser, der ein tolles Dribbling mit einem satten Torschuss abschloss. Eine Woche später waren die "Löwen" Deutscher Meister!
Im Jahr darauf nahm 1860 am Europapokal der Meister teil, scheiterte aber an Real Madrid. Zum Jahresende 1966 kam es zu einer "Spielerrevolte" der 1860-Profis gegen ihren Trainer, den Wiener Max Merkel, dem sie überhartes Training vorwarfen und miesesten Umgangston mit den Spielern. "Wir sind Deutscher Meister geworden TROTZ Max Merkel!" Dieser Spruch machte die Runde in der Mannschaft. Bei einer internen Abstimmung sprachen sich 17 Profis gegen Merkel aus, nur drei für ihn. Merkel, eine der umstrittensten Figuren der frühen Bundesliga, musste gehen. Es gab Vereinspräsidenten, die diesen Vorgang bitterböse kommentierten, bis hin zur Aussage: "Bei mir wären die Spieler geflogen, und zwar alle!" Merkel äußerte sich später abfällig über Mannschaftskapitän Grosser.
Zwar schaffte 1860 noch die Vizemeisterschaft 1967 hinter Eintracht Braunschweig, aber danach ging es bergab. Grosser wechselte 1969 zu Austria Salzburg, wo er 1975 seine Profikarriere beendete. Neben Torwartidol Petar Radenkovic ist Peter Grosser das Symbol der großen Zeit der Sechz'ger geblieben!


Peter Grosser (rechts) gegen den VfB Stuttgart

Ein Link zum Team 1966 mit Merkel, Grosser, "Radi" Radenkovic, Patzke, Brunnenmeier, Rebele, Küppers, Konietzka, Heiß (alle Nationalspieler)
[www.tsv1860.de]

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  Peter Grosser (1860 München) ist tot
Kaschi 05.03.21 00:19 619 
  Re: Peter Grosser (1860 München) ist tot
Kaschi 05.03.21 00:57 207 
  Re: Peter Grosser (1860 München) ist tot
Kaschi 05.03.21 22:08 216 


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