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Herbert Feuerstein im Alter von 83 Jahren gestorben
geschrieben von: TV Wunschliste, 07.10.20 14:31
Traurige Nachricht: Der Satiriker und Journalist Herbert Feuerstein ist am 6. Oktober 2020 im Alter von 83 Jahren gestorben. Als Chefredakteur des Satiremagazins MAD und Förderer des Late-Night-Talkers Harald Schmidt prägte der gebürtige Österreicher die deutsche Unterhaltungs- und Comedylandschaft in vielfältiger Hinsicht.

Herbert Feuerstein wurde am 15. Juni 1937 in Zell am See geboren. Über seine Kindheit und Jugend ist wenig bekannt. Von 1956 bis 1958 studierte er am Salzburger Mozarteum Musik in den Fächern Klavier, Cembalo und Komposition. Doch als er in seiner Tätigkeit als Kritiker eine Komposition von Bernhard Paumgartners, dem Präsidenten der Salzburger Festspiele, verriss und zudem einige Kommilitonen provoziert hatte, wurde ihm nahegelegt, die Hochschule zu verlassen. Am 20. November 1960 heiratete er seine erste Frau, die hawaiische Gaststudentin Pearl Higa, in New York. In der Metropole arbeitete für die New Yorker Staats-Zeitung, ab 1968 als Chefredakteur. Parallel war er für den Hörfunk und als USA-Korrespondent der deutschen Satirezeitschrift Pardon tätig. 1969 kehrte Feuerstein nach Europa zurück, nachdem seine Ehe in die Brüche ging. Er wurde Verlagsleiter beim Verlag Bärmeier & Nikel und war bis 1991 insgesamt 20 Jahre lang Chefredakteur der deutschen Version des legendären MAD Magazins - für viele Humorschaffende eine sehr prägende Zeitschrift.

Feuersteins Karriere beim Fernsehen begann erst vergleichsweise spät - und zwar zunächst hinter der Kamera. 1984 wurde er als Autor der "Michael Braun Talkshow" verpflichtet, 1985 folgte die abgedrehte Sketchshow "Wild am Sonntag" am Sonntagvormittag im Ersten. Einem breiteren Publikum wurde Feuerstein schließlich an der Seite von Harald Schmidt bekannt. Ab Anfang 1990 war er zunächst festes Rateteam-Mitglied in der Spielshow "Pssst...", bevor er ab Dezember 1990 als Co-Moderator und Chefautor von "Schmidteinander" tätig war.

Herbert Feuerstein gilt als Förderer von Harald Schmidt, der in ihm das Potenzial für einen großen Entertainer sah. Durch seine Zeit in New York war Feuerstein vertraut mit amerikanischen Late-Night-Shows - ein Format, das bis dato in Deutschland völlig unbekannt war. "Schmidteinander" gilt als Vorreiter der "Harald Schmidt Show", der bereits einige Late-Night-typische Elemente besaß - verbunden mit abgedrehten Sketchen und Einspielfilmen. Herbert Feuerstein legte Harald Schmidt den roten Teppich aus und ließ sich von ihm runterputzen - er gefiel sich in der Rolle des getretenen Hundes.

Das Konzept stammte von Feuerstein. Dass Harald Schmidt es ignorierte, gehört zum Anekdotenschatz, den der feinsinnige, eigenwillige und sehr gebildete Österreicher selbst verbreitete. Als kongeniales Duo erlangten Schmidt und Feuerstein schnell Kultstatus - bis heute. Ihn und mich verbindet der Hass auf die Menschheit und die Liebe zum Publikum. Und: Das Publikum lechzt danach, überfordert zu werden, sagte Feuerstein einmal. "Schmidteinander" lief von 1990 bis 1995 zunächst im WDR und später im Ersten. 1994 wurde das Format mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.

Doch auch darüber hinaus schrieb Herbert Feuerstein Fernsehgeschichte - etwa als er 1997 im WDR zwölf Stunden am Stück die Live-Sendung "Feuersteins Nacht" moderierte. Ein Jahr später folgte eine zweite zwölfstündige Nacht - und in den ersten sechs Stunden des neuen Jahrtausends ging er im WDR mit "Feuersteins Morgengrauen" erneut live auf Sendung. Von 1995 bis 1998 begab er sich in "Feuersteins Reisen" zu fernen Orten. Das Ziel war, keine Satiresendung zu machen, aber auch kein typisches Reisemagazin. Feuerstein erkundete die Welt auf seine ganz persönliche Art - genau so, wie er es ohne Kamera auch getan hätte. Ebenfalls legendär ist Feuersteins Auftritt als Kidnapper von Mutter Beimer im Film "Entführung aus der Lindenstraße".

In der Anfangsphase der Sat.1-"Wochenshow" wirkte Herbert Feuerstein 1996 regelmäßig als Stuntman Spartakus mit, bevor er von 2000 bis 2005 festes Rateteam-Mitglied in der Kabel-Eins-Neuauflage von "Was bin ich?" wurde. Darüber hinaus lieh er Professor Brabbelback in der "Sendung mit der Maus" seine Stimme und sprach 2004 im Disney-Animationsfilm "Die Unglaublichen" Gilbert Huph. Von 2003 bis 2011 war er außerdem regelmäßig in der Comedy-Panelshow "Genial daneben" von Hugo Egon Balder zu Gast. 2007 war Feuerstein erneut an der Seite von Harald Schmidt in der kurzlebigen Neuauflage von "Pssst..." zu sehen. Ferner spielte er in der Romanverfilmung "Vollidiot" von Tommy Jaud und in "Wickie und die starken Männer" von Michael "Bully" Herbig mit. In der Märchenverfilmung "Frau Holle" aus dem Jahr 2008 war er als Erzähler zu hören.

Anlässlich seines 70. Geburtstags strahlte der WDR 2007 die Sondersendung "Herr Feuerstein wird 70, und Herr Schmidt bejubelt ihn" aus. Fünf Jahre später folgte "Herr Feuerstein wird 75 und Herr Pastewka feiert ihn".

Neben seinen Aktivitäten fürs Fernsehen ging Feuerstein seiner Leidenschaft als Theaterschauspieler nach. 1998 gab er in Berlin sein Debüt und zwischen 2003 und 2008 spielte er in 75 Vorstellungen der Operette "Die Fledermaus" an der Oper Köln den Amtsdiener Frosch. Mit seinem Musikkrimi "MozartMordNacht" trat er im Mozartjahr 2006 zwanzig Mal mit verschiedenen Orchestern auf, ab 2007 dann mit dem Berliner Rundfunk-Sinfonieorchester mit der Reihe "Feuerstein führt Klassik ein". 2007 verkörperte er Gott in der Oper "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny". 2009 und 2010 war er im Berliner Dom bei den Berliner Jedermann-Festspielen als Teufel zu sehen.

2010 wurde Herbert Feuerstein beim "Deutschen Comedypreis" mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet, 2014 erschien seine Autobiographie "Die neun Leben des Herrn F.". 2017 wurde er von Pierre M. Krause für dessen Sendung "Krause kommt!" in seiner Heimat besucht - es handelte sich um einen der letzten TV-Auftritte von Feuerstein, der zuletzt zusammen mit seiner Ehefrau Grit Bergmann in Erftstadt lebte.

Harald Schmidt: Feuerstein war ein Genie. Das hat er mir selbst gesagt, und ich habe es ihm bestätigt. Während 'Schmidteinander' hat er mir befohlen, zuerst zu sterben. Jetzt ist es anders gekommen. Bei unserem letzten Treffen an der Sicherheitskontrolle in Tegel habe ich ihm gesagt, dass ich ihm im Grunde meine Karriere verdanke. Er hat es mir bestätigt. Feuerstein ist unsterblich, zumindest solange mir noch wildfremde Leute auf Rolltreppen das Putzgeräusch der Zwergbrillenratte vorspielen. Zum Abschied danke und leise Servus auf der Nasenflöte. Tschüss, Feuerstein.

WDR-Intendant Tom Buhrow: Wir bedanken uns bei Herbert Feuerstein nicht nur für 'Schmidteinander', eine Kult-Show, die Fernsehgeschichte geschrieben hat und vieles verändert hat. Sondern auch für seinen klugen Humor, seine herrliche Albernheit, den intelligent durchdachten Anarchismus und viele, viele höchst unterhaltsame Fernseh- und Hörfunkstunden. So oft hat er uns zum Lachen gebracht. Heute sind wir traurig.

UPDATE: Zu Ehren von Herbert Feuerstein strahlt das WDR Fernsehen am Mittwoch, 7. Oktober, um 22.15 Uhr die Sondersendung: "Herr Feuerstein schreibt seinen Nachruf. Und lebt noch 2091 Tage" aus. In dem Film von Klaus Michael Heinz schreibt Herbert Feuerstein im Januar 2015 seinen Nachruf und nimmt ihn für den Hörfunk auf: Ich will nicht lang drumrum reden, ich bin jetzt tot, und Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, werden das eines Tages auch sein. Auf Wunsch von Klaus Michael Heinz lässt Feuerstein erstmals eine Home-Story zu: Anke Engelke besuchte ihn zu Hause in Erftstadt und stellte ihm vor laufenden Kameras persönliche Fragen - auch zum selbstbestimmten Sterben.

Bereits am Mittwoch, 7. Oktober strahlt der Hörfunksender WDR 5 um 20.04 Uhr "Herbert Feuersteins Nachruf auf sich selbst" aus.

Eine ausführliche Werkschau über Herbert Feuersteins Lebenswerk wird seit vielen Jahren auf www.herbert-feuerstein.de gepflegt.

07.10.2020 - Glenn Riedmeier/TV Wunschliste
Bild: WDR


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  Herbert Feuerstein im Alter von 83 Jahren gestorben
TV Wunschliste 07.10.20 14:31 1224 
  Herbert Feuerstein im Alter von 85 Jahren verstorben
tiramisusi 07.10.20 14:24 641 
  Re: Herbert Feuerstein im Alter von 85 Jahren verstorben
tiramisusi 07.10.20 14:43 632 
  Re: Herbert Feuerstein im Alter von 83 Jahren gestorben
TVMaster74 07.10.20 15:24 470 
  Re: Herbert Feuerstein im Alter von 83 Jahren gestorben
Thinkerbelle 07.10.20 15:46 507 
  Re: Herbert Feuerstein im Alter von 83 Jahren gestorben
kleinbibo 08.10.20 17:42 376 
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tiramisusi 09.10.20 12:23 330 
  Re: Herbert Feuerstein im Alter von 83 Jahren gestorben
Deckard 09.10.20 13:29 307 
  Re: Herbert Feuerstein im Alter von 83 Jahren gestorben
VT 5081 09.10.20 14:36 416 
  Re: Herbert Feuerstein im Alter von 83 Jahren gestorben
Deckard 15.10.20 12:20 268 
  Re: Herbert Feuerstein im Alter von 83 Jahren gestorben
sascha72 08.10.20 11:14 467 
  Re: Herbert Feuerstein im Alter von 83 Jahren gestorben
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  Re: Herbert Feuerstein im Alter von 83 Jahren gestorben
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  Re: Herbert Feuerstein im Alter von 83 Jahren gestorben
James Finlaysons Assistent 15.10.20 13:31 323 
  Re: Herbert Feuerstein im Alter von 83 Jahren gestorben
OStD Dr. Gottlieb Taft 19.10.20 22:48 249 
  Re: Herbert Feuerstein im Alter von 83 Jahren gestorben
andreas_n 19.10.20 23:11 295 
  Re: Herbert Feuerstein im Alter von 83 Jahren gestorben
Sveta 15.10.20 16:08 301 
  Re: Herbert Feuerstein im Alter von 83 Jahren gestorben
burchi 16.10.20 08:39 276 
  Re: Herbert Feuerstein im Alter von 83 Jahren gestorben
Ralfi 16.10.20 12:59 289 


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