Re: Zeitreise ins Jahr 1985
geschrieben von:
Morlar, 26.04.23 21:39 |
Mobbing kann sicher seit Aufkommen der sozialen Medien viel stärkere Ausmaße annehmen als davor. Soviel zum Thema "Zeitgeist". Hinzu kommt aber auch, dass heute auch viel mehr darüber berichtet wird. Dank des Internets erfährt man über die Problematik, über die damals nicht mal das örtliche Käseblatt geschrieben hätte.
Die 80er Jahre (und alle Jahrzehnte davor) waren trotzdem keine heile Welt wie in damaligen beliebten Familienserien, in denen es höchstens Problemchen gab, die am Folgenende dann aber auch schon gelöst waren. (Mir kommt gerade "Ich heirate eine Familie" in den Sinn.) Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, dass Menschen damals allgemein "netter" waren.
Sogenannte Streber, Schwächlinge, Schüchterne, körperlich und sonst wie Auffällige, waren und werden immer Gefahr laufen, besonders in der Schule Opfer von Spott und Gewalt zu werden. Das hat wenig mit Zeitgeist als mit der Natur des Menschen zu tun.
Du schreibst vom Milieu des Gemobbten, ich möchte noch kurz das des Mobbers eingehen. Von zwei damaligen Peinigern wusste ich schon damals, dass sie selbst Opfer elterlicher Gewalt waren. Und als Erwachsener kam ich ins Gespräch mit einer Frau, von der ich bis dahin niemals gedacht hätte, dass sie eine jugendliche Mobberin war. Und auch sie hat exzessive Gewalt im Elternhaus erlebt. Das Mobben war für sie eine Art Ventil. (Sie hat aber an sich gearbeitet, Therapie etc.).
Worauf ich hinaus will: körperliche "Züchtigung" der Kinder war zumindest in den 80ern zwar immer mehr verpönt, aber dennoch eine verbreitete Erziehungsmethode, natürlich nicht automatisch verbunden mit Gewaltexzessen. Heutzutage kommen Kinder, so schätze ich das jedenfalls ein, viel weniger in Kontakt mit häuslicher Gewalt. Im Prinzip müsste das Schulmobbing daher abgenommen haben. Zahlen dazu fand ich leider nicht.