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Re: Zeitreise ins Jahr 1985
Sir Hilary 2.0 schrieb:
------------------------------------------------------- > Wilkie schrieb: > -------------------------------------------------- > ----- > > Sir Hilary 2.0 schrieb: > > > -------------------------------------------------- > > > ----- > > > > > > Das TV Programm vermisse ich nicht. Warum? > > > Weil nahezu alles was damals gut war, heute > > > für wenig Geld-oder gar gratis- auf den > > > verschiedensten Wegen vorhanden ist. Hinzu > > > kommen die vielen tollen neuen Sachen.... > > > > Ich habe am liebsten gute Fernsehfilme gesehen, > > von den ca. 1000 bis 2000 aus den 80er Jahren > > ist leider fast alles (ca. 98 %) in den Archiven > > verschwunden. > > > Ja, das stimmt leider. Und da fällt mir auch > gerade ein TV Film ein. Werde im Filmforum mal ne > Suche starten.... Was die TV-Branche angeht, würde ich aufgrund objektiv gegebener Fakten übrigens schon sagen, dass die etablierten TV-Sender in früheren Zeiten deutlich experimentierfreudiger und flexibler bei der Programmgestaltung waren als heute. (So spielten auch Begriffe wie "Zielgruppen", "Marktanteile" und "Sehgewohnheiten" noch keine so große Rolle.) Ist ja auch logisch: Wenn man noch keine oder nur wenig Erfahrungswerte hat, probiert man einfach aus, um zu sehen, wie es angenommen wird. Je mehr Erfahrungen man macht, umso länger wird dann aber die Liste mit den Dingen, die sich nicht bewährt haben und die man nicht noch einmal ausprobieren möchte und aus Prinzip ausschließt. Das Programmkonzept wird dann immer mehr zur eingefahrenen Routine, die nur wenig Spielraum für Abweichungen von konkreten Vorgaben lässt. An der Entwicklung des Kinderkanals (KiKA) kann man das sehr schön feststellen. (Dabei ist klar, dass es diesen erst seit 1997 gibt, aber da es in den 80er Jahren noch keinen Kinderkanal mit entsprechenden Erfahrungswerten gab, erfolgte die Entwicklung hier zeitversetzt, wurde aber zusätzlich durch den veränderten Zeitgeist beschleunigt.) In den ersten drei Jahren hat man das Programmschema häufiger umgestellt, dabei auch viele Sendungen aus den Archiven hervorgeholt und getestet, wie diese von den Kindern der späten 90er Jahre angenommen wurden. Die ModeratorInnen hatten wohl relativ viel Spielraum, die Sendungen nach ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten, wie Franziska Rubin mal in einem Interview berichtete. Es gab umfangreiche Thementage anlässlich von Jubiläen kultiger Kinderpogramme (Sesamstraße, Augsburgar Puppenkiste, Sendung mit der Maus), Geburtstagen von namhaften Kinderbuchautor/innen (Astrid Lindgren, Otfried Preußler, Erich Kästner), aber auch mal ohne konkreten Anlass (z.B. "Weltraum-Tag", "Spuk-Tag" usw.). Auf die Quote wurde in den ersten Jahren kaum geschaut. Das änderte sich dann leider ab den 2000er Jahren. Es erfolgte die Umbenennung in "KI.KA" (heute: KiKA) und die Einführung der Figur "Bernd, das Brot". Zunehmend wurde darauf geachtet, den Sender zu einer "Marke" und damit kommerzieller und reichweitenstärker zu machen. (Mir ist schon bewusst, dass der KiKA keine Werbung zeigt, sich damit aber letztlich schon an den Gesetzen des Marktes orientiert hat, u.a. auch, um mit dem privaten Kinderfernsehen konkurrieren zu können.) Ich kann es dem damaligen Programmgeschäftsführer Frank Beckmann auch nicht verdenken, denn er wurde infolgedessen zum Programmdirektor des NDR befördert. Ich möchte jetzt an dieser Stelle nicht bewerten, ob diese Kommerzialisierung des (Kinder-)Fernsehens im Sinne der Zuschauer/innen (oder hier: der Kinder) wirklich wünschenswert ist oder nicht. Das würde zu weit führen. Es zeigt aber auf, dass sich im Zeitverlauf die Prioritäten verschoben haben und sich der Handlungsspielraum der im System beschäftigten Personen/Individuen verändert hat. 3-mal bearbeitet. Zuletzt am 06.04.23 21:04. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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