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Hansi Schmidt gestorben
geschrieben von: Kaschi, 09.02.23 17:25
"Hansi" Schmidt ist am 5.2.2023 in Gummersbach mit 80 Jahren gestorben.

Hans-Günther "Hansi" Schmidt war wohl der berühmteste deutsche Handballer von 1966 bis 1976. - Mit 21 Jahren setzte sich der Deutsch-Rumäne, der den Banater Schwaben entstammte, von der rumänischen Juniorennationalmannschaft ab (23.11.1963). Alsbald landete er beim VfL Gummersbach.

Der handballsportliche Rahmen in der Anfangszeit von Hansi Schmidts Karriere in Westdeutschland unterschied sich noch sehr von heutigen Verhältnissen.

Zunächst gab es in der BRD noch keine Bundesliga, sondern nur mehrere Oberligen, deren Meister sich in einer unübersichtlichen Mischung aus K.o.-Runden und Vorrundenturnieren für das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft qualifizieren mussten.

In der Saison 1966/67 startete dann die erste Spielzeit der neuen Hallenhandball-Bundesliga, zunächst noch zweigeteilt in eine Nord- und eine Südgruppe. In den ersten drei Jahren spielten nach einer doppelten Punkterunde von je 8 Vereinen der Nord- und der Südmeister in einem Endspiel den Deutschen Meister aus. Später erhöhte man die Zahl der Vereine in beiden Gruppen auf 10 Vereine und schaltete dem Endspiel ein Halbfinale vor, wodurch auch die beiden Tabellenzweiten noch im Wettbewerb um den Meistertitel mitmischten.

Obendrein gab es im Sommer noch die ähnlich strukturierte zweiteilige Feldhandball-Bundesliga. Feldhandball war bis in die frühen Sechziger Jahre mindestens genauso populär wie Hallenhandball, wurde draußen von den Spitzenvereinen häufig in Fußballstadien gespielt, die oft genug vollbesetzt waren. Doch die Hallenvariante mit dem deutlich kleineren Spielfeld, dem kleineren Ball und einem anderen Regelwerk, was das Spiel dynamischer machte, setzte sich gegen den Feldhandball immer mehr durch, bis dieser nahezu komplett verschwand. Voraussetzung war dabei der Bau zahlreicher Sporthallen, im Rahmen des "Goldenen Plans".

Mit seinem neuen Torjäger Hansi Schmidt gewann der VfL Gummersbach die letzte Deutsche Meisterschaft vor Errichtung der Hallenhandballbundesliga im März 1966 durch einen Endspielsieg gegen die SG Leutershausen mit 14:9. Dabei traf Hansi Schmidt siebenmal ins Schwarze!

Auch die erste Bundesligameisterschaft gewann Gummersbach. Als souveräner Sieger der Nordgruppe traf der VfL im Finale 1967 auf den Süd-Ersten, den TV Hochdorf - und gewann mit 23:7 (Schmidt: 8 Tore). Dazu kam der Gewinn des Europapokals der Landesmeister, durch ein 17:13 (Schmidt: 7 Treffer) gegen Dukla Prag im Finale in der Dortmunder Westfalenhalle. Diese Halle wurde immer mehr zur "Europapokalheimat" der Gummersbacher und damit zu DEM Handballort in Westdeutschland für lange Zeit.

Die Erfolge rissen nicht ab für den VfL Gummersbach: Deutscher Meister 1969,1973, 1974, 1975, 1976, Vizemeister 1968, 1970, 1972, Halbfinalist 1971. Europapokalsiege 1970, 1971, 1974, immer mit zahlreichen Schmidt-Treffern, zumeist aus dem Rückraum mit seinem "verzögerten Sprungwurf". Schmidt schien oft einen Moment lang "in der Luft zu stehen", hatte damit dann freie Wurfbahn. Dazu kamen auch noch raffiniert-verdeckte Anspiele an den Kreis. In der Bundesliga warf er in 173 Spielen 1066 Tore, im Europapokal in 53 Spielen 338 Tore!

In der DHB-Nationalmannschaft spielte er 98mal, traf dabei 484mal - 5 Tore im Schnitt pro Länderspiel. Zum Olympiaturnier 1972 in München verweigerte Schmidt aber seine Teilnahme, aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit dem damaligen Bundestrainer Werner Vick über die Kaderzusammensetzung. Aus deutscher Sicht endete das Turnier mit einer Pleite.

Schmidt galt als nicht einfach. In einer Gummersbach-Chronik ist zu lesen: "Schmidt war ein schwieriger Spieler. Diplomat war er jedenfalls nie. Nach heftiger Auseinandersetzung mit Handballchef Eugen Haas verließ Schmidt 1976 schließlich den Verein. Seine bissige Kritik und beißende Ironie hatten ihm nur wenige Freunde eingebracht. Die jüngere Generation wollte alsbald nichts mehr von ihm wissen. Manche waren gar froh, als Schmidt endgültig weg war." Damit endete die grandiose Zeit des wohl weltweit besten Handballspielers dieser Jahre.

Reichtümer waren seinerzeit im Handball auch für die Stars nicht zu verdienen. Schmidt arbeitete als Hauptschullehrer. Als er später in einem TV-Studio Rückschau auf seine Karriere halten sollte, hielt er seine Hände in die Kamera und sagte im Hinblick auf Knorpelschäden, Gelenksplitterungen und komplizierte Brüche: "Das ist nicht Gicht - das ist Handball!"

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  Hansi Schmidt gestorben
Kaschi 09.02.23 17:25 1078 
  Re: Hansi Schmidt gestorben
Kaschi 09.02.23 17:43 244 
  Re: Hansi Schmidt gestorben
Wilkie 09.02.23 22:14 193 
  Re: Hansi Schmidt gestorben
Kaschi 09.02.23 23:09 181 
  Torarmut in der Handballbundesliga
Kaschi 10.02.23 00:27 191 
  Re: Torarmut in der Handballbundesliga
Wilkie 11.02.23 10:45 172 
  Re: Torarmut in der Handballbundesliga
Kaschi 11.02.23 12:47 170 
  Re: Hansi Schmidt gestorben
Kaschi 09.02.23 22:41 179 
  Re: Hansi Schmidt gestorben
kleinbibo 11.02.23 14:14 196 
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Kaschi 12.02.23 01:02 166 
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Kaschi 12.02.23 01:13 170 
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Kaschi 12.02.23 01:26 214 
  Re: Hansi Schmidt gestorben
Kaschi 22.03.23 15:04 147 
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Kaschi 22.03.23 15:32 168 
  Re: Hansi Schmidt gestorben
Oma-Eugenie 23.03.23 15:25 264 
  VfL Gummersbach
Kaschi 12.06.23 21:10 109 
  Ballgröße beim Feldhandball
Kaschi 22.03.23 18:42 151 


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