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Ein Thread mit der Bitte, ihn nicht misszuverstehen
Ich habe es mir eben überlegt, den Thread zu erstellen, obwohl ich wusste, dass ich mich auf sehr dünnem Eis bewege. Denn ich erinnere mich natürlich an den einen Thread, der mich vor einiger Zeit eines Morgens "überraschte". Zur Info - Er ist hier nicht Thema und ich möchte bitte keinerlei Anspielungen auf diesen alten Thread, der ein ganz anderes Thema hatte.
Ich stand auf dem Bahnhof und habe etwas gekauft. Mein Portemonnaie war geöffnet und dann hörte ich eine Stimme, noch bevor ich die Person erblickte. "Haben Sie vielleicht ein bisschen Geld für Essen"? Die Person stand direkt neben mir, bei meinem geöffneten Portemonnaie. Etliche Menschen standen am Bahnhof, aber zu mir ging die Person, zu mir mit geöffnetem Portemonnaie. Die Situation war mir extrem unangenehm. Obwohl ich solche Drucksituationen nicht mag, nickte ich und sagte Ja. Im nächsten Moment wurde mir die Hand entgegengesteckt, in der schon einige Münzen lagen. Da reagierte ich ein wenig lauter, wenn auch sicherlich nicht laut: "Ein Moment, ich muss ja erst auf das Wechselgeld warten". Ich gab den Euro, erhielt ein Danke und reagierte mit einem steifen Bitte. Ich habe schon mehrfach etwas gegeben. Früher war es häufiger, da vor ein paar Jahren solche Situationen noch nicht so häufig vorgekommen sind. Ich erinnere mich an einen Mann vor einem Supermarkt, dem wir Bananen vom Einkauf gaben und der so glücklich war und direkt eine verzehrt hat. An einen Mann erinnere ich mich, dem es richtig schlecht ging und der still am Rand saß, mit einem Zettel neben sich. Er sprach kein Wort und ich hatte meine Pfandflaschentüte aus dem Büro bei mir, die ich abgeben wollte. Er freute sich sehr darüber, auch ohne Worte. Überhaupt gab ich häufiger Essen - das "Hasenbrot" von der Arbeit, Obst oder Brötchen vom Einkauf. Nur ging ich nicht damit hausieren - warum auch? Das mache ich jetzt auch nur aufgrund des Threads. Gut, ich erinnere mich auch an eine junge Frau in Designerklamotten, die wie ich damals um die 20 war und mich mit verstellter Kleinmädchenstimme ansprach - Duhuuu, ich hab mal ne gaaaanz blöde Frage, mein Freund hat mich gerade aus dem Auto geworfen, meine Tasche mit dem ganzen Geld ist noch im Auto - Hast du vielleicht ein wenig Geld für eine Fahrkarte oder ein Taxi? Ich könnte mich heute noch ärgern um die ein oder zwei Euro. Geglaubt habe ich kein Wort, aber ich hatte um ehrlich zu sein Angst - sonst kein Mensch weit und breit und sie hätte ja auch in Begleitung sein können. Solche Leute gab es natürlich auch damals. Seit ein paar Jahren ist es um diese Menschen stiller geworden. Es gibt sie noch, aber sie sind weniger als früher. An Menschen, die zu Leuten mit geöffneten Portemonnaies laufen, die einem nachrennen, die mit Nachdruck in der Stimme fragen, die brüllen, die neben einem stehen, während man bezahlt - auch diese hat es gegeben. Aber früher waren, zumindest in meiner Wahrnehmung, die Menschen aus der ersten Gruppe in der Mehrheit. Der Wechsel fing nicht erst mit der Coronaoandemie an. Ich bin wirklich sauer, dass Menschen, denen es schlecht geht, die still in einer Ecke kauern und mit dem Leben meist ziemlich abgeschlossen haben, sich kaum noch in die Öffentlichkeit zu trauen scheinen. Bei der Situation heute ärgere ich mich über mich selbst fast am meisten. Ich ärgere mich auch über den Verkäufer, der die ganze Situation sehr bewusst beobachtet hat und keinen Ton sagte. Wie geht ihr mit einer Situation wie dieser um? Ich bin sehr gespannt, wie es mit diesem Thread weitergeht. Ich wollte ihn ganz bewusst schreiben - obwohl ich weiß, von wem ich die miesesten Unterstellungen zu erwarten habe. Ich würde dich bitten, hier nichts zu schreiben oder zumindest nur dann zu schreiben, wenn du komplett sachlich bleibst. Ich hetze hier keineswegs, sondern ärgere mich nur über Situationen wie diese, die derzeit keine Seltenheit sind. Diesmal bin ich aber entspannter. Ich weiß ja, was mich erwarten könnte. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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