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Re: Uwe Seeler gestorben
Uwe Seeler: Einzelkritiken im "Kicker", zentrale Spiele:
1960: Hamburger SV - 1. FC Köln 3:2 (DM-Finale) "Uwe Seeler verriet die Meisterklasse schon dadurch, daß er sehr bald erkannte, daß ihm in Wilden der ebenbürtige Widersacher erwachsen war, er folglich versuchte, seine Künste durch allerlei Listen z. B. früherer und vom Gegner sich lösender Sprung nach hohem Ball - anzuwenden. Uwe schoß selten, da ihm Wilden auch nur den winzigen Raum, mit dem er sich begnügt, um loszudonnern, nicht preisgab." 1965: Schweden - BRD 1:2 (WM-Qualifikation) "Uwe Seeler schoß das Tor, das den deutschen Sieg bedeutete. Und schoß es, weil es so kein anderer hätte schießen können. Er schnellte in eine Vorlage, die ins Aus zu gehen drohte. Danach taute er auf. Gewann Zweikämpfe, brachte das Spiel in Fluß. War übrigens auch der erste, der in der sechsten Minute einen Schuß auf das Schweden-Tor riskierte. Einmal, nach einer Stunde, wäre allerdings ein Paß für den völlig freistehenden Grosser torversprechend gewesen." 1966: BRD - Schweiz 5:0 (WM) "Seeler war, wie erwartet, der große Unruhestifter in der Schweizer Abwehr. Seiner nahmen sich meist gleich zwei Gegner an, Schneiter und Tacchella, und doch schnappte Uwe ihnen viele Bälle weg. Uwe schoß kein Tor, aber wie uneigennützig machte er Haller den Weg zum 2:0 frei, und erst sein Schuß ermöglichte den wichtigen Führungstreffer. Am Pfosten blieb der Ball nach Seelers, von Elsener noch abgelenkten Schuß liegen, Held schoß ihn dann über die Linie." BRD - Argentinien 0:0 (WM) "Seeler lieferte der argentinischen Abwehr einen verzweifelten, aber, da völlig allein auf sich gestellt, hoffnungslosen Kampf. Raum hätte er sich verschaffen können, wäre er öfter etwas zurückgewichen. Vorbildlich wieder sein Einsatz. Fast wäre ihm "fliegend" der Siegtreffer auf eine scharfe Flanke von Brülls gelungen." BRD - Spanien 2:1 (WM) "Seeler sorgte für die erste gefährliche Situation vor Iribar, doch nach seinem akrobatischen Rückzieher flog der Ball knapp am Tor vorbei. Uwe rackerte sich unaufhörlich ab, ließ sich seinen Mut auch nicht dadurch nehmen, daß ihn die Spanier mit allen, auch den unfairsten Mitteln zu stoppen versuchten. Verdienter Lohn für seinen unermüdlichen Einsatz war das Tor zum 2:1, als Emmerich Helds flache Flanke verpaßte, erfaßte Uwe blitzschnell die Situation und schoß den Ball unhaltbar ein." BRD - Uruguay 4:0 (WM) "Seeler war, man muß es schon gar nicht mehr sagen, dauernd in Bewegung, kämpfte wie ein Löwe, übersprang bei hohen Bällen die um einen Kopf größeren Uruguayer. Immer besser klappten die Duetts mit Beckenbauer. Und sein Tor zum 3:0 war ein überraschender Scharfschuß bester Seeler-Art, knallhart in den oberen Torwinkel. Ähnlich wie bei Schnellinger: Von Spiel zu Spiel steigert sich der Kapitän unserer Elf. Er war auch diesmal (zu) oft auf sich allein gestellt, resignierte aber nie." BRD - Sowjetunion 2:1 (WM) "Seeler sprang höher als die so kopfballstarken Schesternjew und Woronin, stieß wie eine Wespe in die russische Abwehr. Dreimal vereitelte allein die überragende Klasse eines Jaschin Seeler-Tore. Obwohl an der Schulter verletzt, steckte er nie auf. Auch er spielte taktisch in dem ja nur mit drei Spitzen angreifenden Sturm sehr geschickt, wich oft nach rechts aus und schaffte in der Mitte Platz für Vorstöße aus der zweiten Linie. Immer besser klappt auch sein Doppelpaß-Zusammenspiel mit Beckenbauer. Wir drücken ihm die Daumen, daß er bis Samstag voll wiederhergestellt ist." England - BRD 4:2 nach Verlängerung (WM-Finale) "Seeler schuftete zwei Stunden lang, sprang nach jedem hohen Ball, egal, wieviel Engländer ihn dabei bedrängten. Er bot sich schon im Mittelfeld an, spurtete in die Gassen, steckte nie auf. Auch durch härteste Körperattacken ließ er sich nicht von seinem Spiel abbringen. Da aber zu häufig die Bälle für ihn zu hoch gegen die kopfballstarke Abwehr geschlagen wurden, wurde er bei den dauernden Sprüngen und in den zahllosen Duellen, von denen er viele siegreich bestand, abgenutzt. Abermals eine vorbildliche Leistung!" 1969: BRD - Schottland 3:2 (WM-Qualifikation) "Seeler war der erste unserer Spieler, der das Publikum zu Beifall animierte, mit einem Kopfball alter Klasse. Uwe kämpfte unermüdlich, war aber auch glücklos, als er knapp über das Tor schoß. Mit energischem Nachsetzen leitete er das 1:1 ein. Seinen Kopfball verwandelte Müller zum 2:1. Uwe war unser stärkster Angreifer." 1970: BRD - Marokko 2:1 (WM) "Uwe Seeler schlug in der 6. Minute über eine Overath-Vorlage, die er ins Aus entwischen ließ. Ein schlechtes Omen! Mit Boujemaa wurde er selten fertig, zu oft zog es ihn die Mitte, wo die Marokkaner dicht geschart lauerten. Mit seinen Schüssen war es nicht weit her, besser sah er bei Kopfbällen aus. Die Schlachtenbummler verziehen ihm manches, als er ausglich, aber die Jahre sind an Uwe halt nicht spurlos vorübergegangen." BRD - Bulgarien 5:2 (WM) "Von ihm kam der steile Paß, den Libuda zum Ausgleich verwertete. Etwas hinter den Spitzen arbeitete er - bei der Sonnenglut und seinen Jahren erstaunlich - unermüdlich. Sein Fleiß wurde mit einem Tor belohnt." BRD - Peru 3:0 (WM) "Er rackerte wieder aus der zweiten Reihe. Schuftete für Müller. Sein Glanzstück: Vorstoß und Flanke zum 3:0. Aber er konnte bei der unerhörten Hitze das Tempo nicht durchhalten und hatte vor allem nach dem Wechsel manchen Schwächemoment durchzustehen." BRD - England 3:2 nach Verlängerung (WM) "Wurde diesmal weiter nach vorn beordert. Auch er konnte den Abwehrblock nicht aufbrechen. Wieder unser einziger Stürmer, der mal an einen Kopfball kam! Sein Lohn, der Ausgleich!" BRD - Italien 3:4 nach Verlängerung (WM) "Der schnelle Rückstand ließ keine Wahl. Uwe mußte vorn mit rein. In Bertini sah er sich einem kitzligen Bewacher gegenüber. Bei hohem Abspielen Schnellingers zeigte er seine eminente Kopfballgefährlichkeit, die sich auszahlte, als er Müller den Ball zum Einköpfen bereit zunickte." BRD - Uruguay 1:0 (WM) "Sein schönster Lohn: mit diesem Spiel erreichte er den deutschen Länderspielrekord, den Paul Janes seit 1942 mit 71 Berufungen hält. Uwe begann wieder sehr stark, war erneut unser bester Kopfballspieler, sein herrlicher Lattenschuß in der 53. Minute hätte ein Tor verdient. Uns wäre viel erspart geblieben. Er ließ erst nach der Pause nach: nur zu verständlich bei dem Riesenpensum, das er hier als Spitze und im Mittelfeld absolvierte. - 600 Minuten lang!" In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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