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Regisseur Dieter Wedel gestorben
geschrieben von: TV Wunschliste, 20.07.22 11:41
Der Regisseur Dieter Wedel ist tot. Wie das Landgericht München I mitteilte, starb er bereits am 13. Juli in Hamburg, wo ein Strafverfahren gegen Wedel anhängig war. Als bekanntester Fall der deutschen #MeToo-Debatte wurde Wedel Anfang 2018 von drei Schauspielerinnen beschuldigt, sie in den 1990er-Jahren sexuell bedrängt zu haben. Eine Schauspielerin habe er 1996 vergewaltigt. Nach vielen Monaten der Verfahrensverzögerung wollte das Gericht heute eigentlich bekanntgeben, ob es zum Prozess kommt, stattdessen verkündete es den Tod Wedels. Somit wird es keine Verhandlung mehr geben und das Verfahren gegen Wedel wird nach Gerichtsangaben nun eingestellt.

Während sein konkretes Geburtsdatum nicht bekannt ist (je nach Quelle 12. November 1939 oder 1942), wurde Dieter Wedel laut Gericht 82 Jahre alt. Gegenüber der dpa sagte er 2010, dass er sich 1968 drei Jahre älter gemacht habe, um seine erste Regiearbeit für den Film "Gedenktag" (1970) zu erhalten. Als Sohn eines Ingenieurs wuchs er in Bad Nauheim auf und inszenierte im dortigen Kulturhaus bereits als Schüler sein erstes Theaterstück "Massada". Nach der Schule studierte er an der Freien Universität Berlin Theaterwissenschaft, Publizistik und Geschichte und leitete währenddessen die dortige Studentenbühne.

Dieter Wedel zählte zu den erfolgreichsten deutschen Filmemachern, begann seine Karriere 1966 allerdings als Hörspielregisseur bei Radio Bremen. Von da aus ging es zum NDR nach Hamburg, wo er unter Dieter Meichsner Hausregisseur wurde. Auf seinen ersten Langfilm "Gedenktag" folgte 1972 der Dreiteiler "Einmal im Leben - Die Familie Semmeling" über die fiktive deutsche Durchschnittsfamilie. 1976 kam es zur Fortsetzung "Alle Jahre wieder - Die Familie Semmeling", in der der Urlaub der Familie kritisch porträtiert wurde. Nach vielen Jahren sollte daran 2001 der Mehrteiler "Die Affäre Semmeling" anknüpfen, der jedoch längst nicht mehr so erfolgreich war.

1978 machte sich Dieter Wedel selbstständig und gründete zusammen mit dem Filmproduzenten Jürgen Dohme die Active Film GmbH. In seinem Schaffen als Regisseur und Produzent spezialisierte sich Wedel auf gesellschaftskritische Fernsehspiele. Parallel inszenierte er in den 1980er Jahren am Hamburger Thalia-Theater unter anderem den Shakespeare-Klassiker "Macbeth".

Im Fernsehen gelang ihm ab 1986 der große Durchbruch mit aufwendigen Mehrteilern: "Wilder Westen inclusive" (1988), "Der große Bellheim" (1992), "Der Schattenmann" (1995), "Der König von St. Pauli" (1998), "Papa und Mama" (2006) sowie "Gier" (2010). Wenn ein neues Werk erschien, wurde wertschätzend vom "neuen Wedel" gesprochen. Nach dem Vorbild von Alfred Hitchcock trat Wedel in seinen Produktionen immer wieder für wenige Sekunden selbst auf. So erfolgreich Wedel auch war, kam es immer wieder zu Plagiatsvorwürfen. So sollen sich Szenen aus "Jenseits von Afrika" in "Papa und Mama" wiederfinden - und auch in anderen Filmen soll sich Wedel bei Oliver Stone, Woody Allen, Francis Ford Coppola und anderen bedient haben. Bei "Der Schattenmann" und "Die Affäre Semmeling" kam es diesbezüglich zu Prozessen. Die Vorwürfe räumte Wedel später ein, empfand die Aufregung darüber jedoch übertrieben.

Zwischen 2002 und Sommer 2014 leitete Wedel die Nibelungenfestspiele in Worms, zunächst als Regisseur, später auch als Intendant. Weitere Inszenierungen wie "Die Geschichte des Joseph Süß Oppenheimer, genannt Jud Süß" und "Das Vermögen des Herrn Süss" folgten. 2015 wurde Wedel Intendant der Bad Hersfelder Festspiele, doch im Januar 2018 erklärte er seinen Rücktritt, nachdem ihm mehrere Schauspielerinnen im Rahmen der #MeToo-Debatte sexualisierte Gewalt vorgeworfen hatten. In jenem Monat erlitt Wedel nach Angaben seines Umfelds einen Herzinfarkt.

Dem Regisseur wurde vorgeworfen, 1996 die damals 27-jährige Schauspielerin Jany Tempel bei einem Vorstellungsgespräch in einem Münchner Luxushotel vergewaltigt zu haben. In einem Bericht des ZEITmagazins im Januar 2018 warfen mehrere Schauspielerinnen sowie ehemalige Mitarbeiter Wedel gewalttätige und sexuelle Übergriffe vor, die er in den 1990er-Jahren begangen haben soll. Wedel bestritt die Vorwürfe gegen ihn und gab laut Angaben seines Anwalts "eine umfassende eidesstattliche Erklärung" zu den Anschuldigungen ab.

Es folgten weitere Schauspielerinnen und ehemalige Mitarbeiter, die Wedel ebenfalls sexuelle Übergriffe vorwarfen. Bereits 1975 soll es bei der Produktion der Serie "Pariser Geschichten" zu einer Vergewaltigung in einem Waldstück gekommen sein, ein weiterer sexueller Übergriff soll sich 1980 in einem Hotelzimmer ereignet haben. Während beim Saarländischen Rundfunk die Vorfälle schriftlich festgehalten wurden, konnten bei internen Untersuchungen von Sat.1, des NDR, des ZDF und Bavaria Film keine Belege für sexuelle Übergriffe oder strafbare Handlungen gefunden werden.

Wedels Anwälte sprachen bei der Anklageerhebung von Vorverurteilung und betonten, dass die Anklage wahrscheinlich gar nicht zugelassen werden könnte. Die Verzögerung des Verfahrens wurde wiederum von Jany Tempels Anwalt kritisiert. Tempel leide "sehr unter der langen Verfahrensdauer". Die Schauspielerin war sogar kurzzeitig in einen Hungerstreik getreten, um gegen die Verzögerung zu protestieren. Nach dem Tod des beschuldigten Regisseurs wird das Gerichtsverfahren eingestellt.

Dieter Wedel hat sechs Kinder von sechs Frauen, darunter einen Sohn mit der 2019 gestorbenen Schauspielerin Hannelore Elsner.

20.07.2022 - Glenn Riedmeier/TV Wunschliste
Bild: IMAGO / Sven Simon


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