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Re: Eintracht Frankfurt Legende Jürgen Grabowski ist tot
kleinbibo schrieb:
------------------------------------------------------- > Ich habe in einen zufällig herumliegenden Kicker > in einen Rückblick auf die EM 1972 gelesen, dass > die Spiele um die Bundesligaspiele herum > stattgefunden haben und ein Spieler nicht einmal > bei allen EM-Spielen anwesend sein konnte, weil er > aus der Regionalliga (entsprechend heute 2. Liga) > kam und da gespielt wurde. Heute hingegen stünde > die EM nach der WM und den Olympischen Spielen > unter den Sportereignissen an dritter Stelle - > wobei es mir aber so vorkommt, als hätten sie die > Tour de France und Formel 1 vergessen. Der Spieler war Linksaußen Siegfried "Sigi" Held, der nach seiner ganz großen Zeit bei Borussia Dortmund zu Kickers Offenbach gewechselt war und während der EM 1972 mit den Kickers in der Bundesliga-Aufstiegsrunde spielte (und dann auch in die Bundesliga aufstieg). Von 1963 bis 1974 gab es unter der damals neuen Bundesliga 5 Regionalligen (Nord, West, Süd, Südwest, Berlin), deren Meister und Vizemeister in einer Aufstiegsrunde, aufgeteilt in zwei Fünfergruppen, die beiden Aufsteiger in die Bundesliga ermittelten (etwas vereinfacht geschildert). Eine Relegation gab es damals nicht. Und ja, dass diese beiden Wettbewerbe parallel stattfanden, spricht nicht für die damalige Bedeutung der EM. Dazu muss man wissen, wie die EM entstanden ist: begonnen hat sie mit den Vorrundenspielen 1958 und dem ersten Endturnier 1960 - als Europapokal der Länder. In Anlehnung an die Europapokale der Vereinsmannschaften. Zunächst war die Beteiligung der europäischen Nationalmannschaften reichlich mager. Speziell der DFB machte bei den beiden ersten Durchgängen (1960 + 1964) gar nicht mit - andere aber auch nicht. Erst als der Titel "Europameisterschaft" eingeführt wurde, verbesserte sich das Image dieses Wettbewerbs langsam aber sicher. Bei der EM 68 waren die Westdeutschen nicht über die Gruppenspiele hinausgekommen. Gegen Jugoslawien sah es noch ganz gut aus: 3:1-Sieg zu Hause, 0:1-Niederlage auswärts. Gegen den damaligen sogenannten "Fußballzwerg" Albanien gab es zwar einen 6:0-Heimsieg, aber in Tirana nur ein enttäuschendes 0:0. Jugoslawien, das zweimal gegen Albanien gewonnen hatte, kam weiter. Kein guter EM-Start für die DFB-Elf! [de.wikipedia.org] 1972 lief die EM nach dem gleichen Modus wie 1968: Vorrundengruppen, die Sieger in den 4 Viertelfinals mit Hin-und Rückspiel, die 4 Halbfinalisten spielten dann das Endturnier mit gerade mal 4 Spielen: zwei Halbfinales, Spiel um Platz 3 und Finale. Das Ganze lief vom 14. bis 18. Juni 1972 in Belgien ab. Das war's dann schon! Auch 1976 galt dieser Modus. Aaaaaber: gerade die EM 1972 hat speziell hierzulande trotzdem einen legendären Nachruhm angenommen! Im "Kicker" erscheint z. B. jetzt gerade eine mehrteilige Serie anlässlich des 50-jährigen Jubiläums. Und das hat entschieden mit der Art und Weise zu tun, wie die deutsche Nationalmannschaft in den Jahren 1971 und (vor allem) 1972 die gegnerischen Mannschaften in teils grandioser Weise "hinwegfegte"! Von Ramba-Zamba war damals die Rede, die beste deutsche Nationalmannschaft aller Zeiten, heißt es immer wieder. Ein paar Ergebnisse: 4:1 und 3:0 gegen die Sowjetuinion, 3:1 in England und in Polen, 5:1 gegen die Schweiz, 2:0 in Ungarn, 3:0 in der Türkei, 7:1 in Norwegen, 3:1 in Dänemark, 5:0 gegen Mexiko. Es gab aber auch - wenige - nicht so dolle Spiele dazwischen. Spielerisches Zentrum der Mannschaft anno 71 und 72 waren Netzer und Beckenbauer. Overath spielte verletzungsbedingt nur selten - und dann auch nicht gerade überragend. Vorne sorgte Gerd Müller für die Tore, unterstützt von den Außenstürmern Grabowski, Held bzw. Erwin Kremers und Heynckes. Im Tor stand Sepp Maier, vor ihm die Verteidiger Höttges, Vogts, Breitner, Schwarzenbeck, dazu Beckenbauer als Libero, im Mittelfeld neben Netzer noch Hacki Wimmer und Uli Hoeness. Im Kern eine Kombination von Bayern- und Gladbach-Spielern, die ja auch die Bundesliga damals dominierten. Kulturbeflissene Geister und gesellschaftspolitisch Hellhörige sahen Verbindungen zum Aufbegehren der Jugendlichen dieser Jahre, der Ruf nach mehr Freiheit schien auf dem Fußballplatz umgesetzt werden, insbesondere durch den "Rebell am Ball", Günter Netzer. Willy Brandts "Mehr Demokratie wagen" fand in den Augen dieser Neunmalgescheiten seine Entsprechung auf dem grünen Rasen ... Netzer selber hat diesen Deutungen stets widersprochen, gerade jetzt wieder in einem langen Interview zur EM 1972 im "Kicker". Die Initialzündung dieses Kultes um die 72er Mannschaft war sicher der 3:1-Sieg gegen England in Wembley. England! Der Rivale schlechthin damals! Lange Zeit für die Deutschen unbesiegbar! Dann das dramatische WM-Finale 66! Dann das genauso dramatische WM-Viertelfinale 1970! Und jetzt dieser grandios herausgespielte Sieg in Wembley, auf dem "heiligen" Rasen. [de.wikipedia.org] [de.wikipedia.org] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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