|
Re: Ukraine
So mancher dürfte mir damals nicht geglaubt haben, doch erfolgt jetzt die offizielle Bestätigung meines Beitrags aus dem Munde des ehemaligen russischen Präsidenten und Putin-Vertrauten Dimitri Medwedew:
"Noch schärfer als Putin in seinen öffentlichen Äußerungen setzte Medwedew die Ukraine mit dem nationalsozialistischen »Dritten Reich« gleich. Es wäre nicht verwunderlich, wenn die Ukraine das gleiche Schicksal erleiden würde wie das »Dritte Reich«, schrieb er: »Das ist der Weg für so eine Ukraine.« Aber der Zusammenbruch könne den Weg für »ein offenes Eurasien von Lissabon bis Wladiwostok« öffnen." (Zitat Spiegel-Online) Um zu verstehen welche Motive hinter diesem Krieg stecken muss man tiefer in die Gedankenwelt Vladimir Putins eindringen. Putin hat sich während der Pandemie zunehmend vom politischen Betrieb abgewandt und nur wichtige Auftritte absolviert, ansonsten fällte er, umgeben nur von seinem innersten Führungszirkel und Beraterstab, weitgehend abgeschottet vom Ministerrat wichtige Entscheidungen. Putin ist während seiner Selbstisolation zum überzeugten "Eurasier" geworden, wie sich die nationalistisch-geschichtsphilosophische Sekte nennt, der er wohl zur Gänze verfallen ist. Deren Anführer heißt Alexander Dugin, ein rechtsextremer, reaktionärer Prediger und Schriftsteller, der in Kreml-treuen Medien hofiert und als "politischer Experte" zu allen aktuellen Entwicklungen befragt wird. Gesponsert wird er auch vom erzfundamentalistischen Oligarchen Konstantin Malofejew, der um Dugin ein kleines Medienimperium geschaffen hat, das vor allem der Verbreitung seines faschistoiden Weltbildes dient. Putin gab sich in letzter Zeit geschichtsrevisionistischen Studien hin, die die "Eurasier" unters Volk brachten. Dugin ist zugleich Lehrmeister und Berater Putins, er fungiert quasi als moderner Rasputin am "Zarenhof" Putins. Dugins Philosophie ist schnell umrissen: Den guten Landmächten Eurasiens stehen die teuflischen Seemächte unter Führung Amerikas gegenüber, welche sinnbildlich für den verderbten Westen stehen. Ziel der russischen Politik müsse es sein die eurasischen Völker aus der Umklammerung der Seemächte zu befreien und eine unter russischer Führung befriedete Landmasse von Irland bis Kamtschatka zu schaffen. Der erste Schritt zu diesem Ziel ist die Wiedererrichtung Russlands in alter Pracht und Größe von Brest bis Wladiwostok und von Karelien bis zum Schwarzen Meer. Die Ukraine kann nach den Lehren Dugins kein legitimer Staat sein, sie ist tiefstes russisches Kernland und Grundbestandteil des wiedererstandenen Reiches. Der ukrainische Staat wird in den Schriften Dugins immer wieder als Anti-Russland bezeichnet, der zerstört, "denazifiziert" und demilitarisiert werden müsse. Er sei ein reines Herrschaftsinstrument des Westens, um Russland zu teilen und zu unterjochen. Ist Russland wieder eins, kann es die Vormacht über Eurasien antreten und dessen Völker von den tückischen "westlichen Eliten" befreien, also nicht nur die Ukraine, sondern nach und nach auch Deutschland, Frankreich, Italien etc. Bei jeder Gelegenheit zitiert Putin Dugins Kernsätze wortwörtlich, er benutzt unablässig dessen Terminologie und teilt seine Weltsicht mittlerweile zur Gänze. Gerne berufen sich die Eurasier auch auf den Nobelpreisträger Alexander Issajewitsch Solschenizyn, der nach seinem Exil immer mehr zum großrussischen Nationalisten mutierte und die Ukraine als illegalen Staat bezeichnete, der kein Existenzrecht habe. Nun darf man durchaus fragen warum ein ins Surreale abgeglittener, wahnhaften Ideen zugetaner Präsident ohne erkennbare innenpolitische Gegenwehr ein friedliches Land überfallen kann. Dazu muss man wissen dass Russland schon lange kein autoritärer Staat mehr ist sondern eine totalitäre Diktatur, in der alle Machtvertikalen unmittelbar auf Putin zulaufen. In über zwanzig Jahren hat er einen von Angst und Misstrauen geprägten Polizeistaat errichtet, in dem nur Claqueure und Ja-Sager mit Untertanenmentalität geduldet werden, eine Machtpyramide gegründet auf Bereicherung, Ausbeutung, strenger Gefolgschaft und Verbrechen. Alle Akteure dieses degenerierten Systems sind entweder Komplizen oder Mittäter und von Putins Gnaden abhängig, fiele der Präsident bräche der gesamte Machtapparat in sich zusammen. Zu diesem mafiösen Netzwerk gehören die Geheimdienste, die Heeresleitung, korrupte Funktionäre aller zugelassenen Parteien und kremltreue Oligarchen wie der Putin-Intimus Arkadi Rotenberg, der jede Ausschreibung für große öffentliche Bauvorhaben gewinnt und die Staatskasse gemeinsam mit der politischen Führungsclique nach Strich und Faden ausplündert, zumal die von ihm gelegten Rechnungen ein Vielfaches der Kostenvoranschläge der Konkurrenz ausmachen, die bei prestigeträchtigen Mammutprojekten ohnehin nie zum Zuge kommt. Die Geheimdienstler begehen Morde an missliebigen Bürgern, die Richter beugen auf Geheiß des Kreml das Recht und die militärische Führung hat sich in zahlreichen bewaffneten Konflikten schrecklicher Kriegsverbrechen schuldig gemacht. Ganz zu schweigen von den Söldnertruppen der Wagner-Gruppe, die der Privatkoch Putins, Jewgeni Wiktorowitsch Prigoschin, unterhält, dessen weitverzweigtes Militärdienstleistungsunternehmen den Verteidigungshaushalt dank seiner Beziehungen zum Präsidenten alljährlich um zig Milliarden Rubel erleichtert und rund um den Erdball unvorstellbare Gräueltaten begeht. Sie alle stecken mit drin in diesem Morast aus Abhängigkeit und Kriminalität und fürchten nichts so sehr wie den persönlichen Untergang und den Tag der Abrechnung. Bei diesem Krieg scheint sich Putin aber böse verkalkuliert zu haben. Mittlerweile kann als gesichert gelten dass fast niemand im System Putin mit Ausnahme des Verteidigungsministers, des engsten Kreises des Generalstabes und Putins "eurasischer" Berater in das perfide Vorhaben eingeweiht war. Weder die Geheimdienste oder Minister, noch die Parteifunktionäre und Abgeordneten wussten Bescheid, selbst die erweiterte Heeresleitung mit den verantwortlichen Offizieren glaubten bis zuletzt an eine Wehrübung. Das geht aus abgehörten Telefongesprächen hervor, die von verschiedenen Seiten abgefangen wurden, weil das verschlüsselte Kommunikationssystem der Armee nicht funktionierte und Geheimdienstagenten, Generäle und Soldaten innerhalb der Ukraine über das allgemeine Mobilfunknetz miteinander in Kontakt treten mussten. Entsprechend schlecht sind die Einheiten auf das Kriegsgeschehen vorbereitet, überall schwindet die Moral, gerät der Nachschub ins Stocken und geraten Kompanien in den ukrainischen Hinterhalt. Die Verluste sind verheerend. Derart einsame Entscheidungen sind wirklich nur in einer "lupenreinen Diktatur" möglich, selbst in China gibt es mit dem ZK und dem Politbüro Entscheidungsorgane, in denen unterschiedliche Ansichten aufeinanderprallen, Argumente ausgetauscht werden und verschiedene politische Lager und Interessensvertretungen kollegial um Kompromisse ringen. Nach Jahren der Machtüberdehnung und Willkür scheint das System Putin an seine Grenzen zu stoßen und in Anbetracht der Last der Sanktionen dem Untergang geweiht zu sein. 1-mal bearbeitet. Zuletzt am 05.04.22 18:44. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
|