Wikki schrieb:
-------------------------------------------------------
> Meine Oma, Jahrgang 1924, erlebte ihre Jugend als
> unbeschwert in Ostpreußen. Sie und mein Opa,
> geboren 1916 im Sudetenland, waren bis zu ihrem
> Tod sehr demokratisch. Trotzdem erzählte meine
> Oma, dass sie als Kinder gar nicht gemerkt haben,
> wie man sie mit wunderschönen Zeltlagern und
> ähnlichem zu ködern versuchte. Es war die die
> Kinder eine tolle Zeit. Glaube ich sofort.
>
> Es ärgert mich dann bei Typen wie dem
> geschilderten Mann aus dem Reisebus. Mit 60
> sollte man vielleicht mal etwas weiter denken und
> es macht einen Unterschied, ob man wie meine Oma
> zwar erzählt, dass man als Kind nichts verstanden
> hat, aber eben die Nazi-Ideologie komplett
> ablehnt, oder als Erwachsener Jahre später immer
> noch gegen die damals Gejagten hetzt und
> Kriegsverbrechen leugnet. In den schlimmen 12
> Jahren musste man sehr aufpassen, was man sagte,
> aber 1987 nicht mehr. Und da kristallisiert sich
> dann auch heraus, wer nur stiller, um sein Leben
> besorgte Mitläufer war und wer tatsächlich
> überzeugt war von der Ideologie und diese auch
> danach weiter lebte.
>
> Aber in den späteren Jahren saßen ja noch
> genügend ehemalige Verantwortliche in schönen,
> hohen Ämtern. Da müssen Jahrzehnte vergehen, bis
> endlich mal Urteile gefällt werden. Aber wer kann
> schon erwarten, dass man in den 50er Jahren gegen
> seine engsten Freunde ermittelt😇. Denen wurde
> dann eher geholfen, sich mit ihrem Familien
> abzusetzen. In der Arbeit gab es mal eine
> Ausstellung dazu. Mit einem Gesetz zb aus dem Jahr
> 1956 bzgl Sinti und Roma. Die braune Sauce floss
> von allen Seiten herunter. _
>
> Meine Oma erzählte übrigens auch, dass es ein
> Märchen war, dass jeder Deutsche in die NSDAP
> eintreten MUSSTE, wie im Film Das Urteil von
> Nürnberg mit Spencer Tracy die alte
> Reinigungsfachkraft behauptet (so eine Typ Frau
> wie die Oma aus dem Kurzfilm, deren Fahrschein
> gegessen wurde).
>
> Den Film muss ich auch unbedingt wieder sehen.




Vollkommen richtig! Niemand musste in der NSDAP sein. Und wer nicht gerade eine Karriere im Beamtenwesen einschlagen wollte, der hatte auch keinerlei Nachteile.

Und es wurde auch niemand gezwungen Leute zu denunzieren. Ob nun Juden, Regimekritiker, Widerstandskämpfer usw. Manchmal hätte es völlig genügt, einfach nur die Schnauze zu halten!

Aber viele beglichen so alte Rechnungen. Oder wollten sich einfach nur dem System andienen.

Sehr viele Menschen hätten anständig bleiben können, und zwar gefahrlos, wenn sie gewollt hätten !