|
Re: Gerd Müller gestorben
Vor kurzem hat ja Robert Lewandowski einen scheinbar "ewigen" Rekord von Gerd Müller geknackt: 40 Tore im Laufe einer Bundesligasaison. Die neue Bestmarke liegt nun bei 41 Toren. Früher hieß es immer, einen wie den Gerd wird es nie wieder geben.
Ist das mithin also falsch? Hm. In einer TV-Galasendung meinte Franz Beckenbauer im Beisein von Müller, in der heutigen Zeit würden die Stars aus seiner Ära alle alt aussehen, schon von der athletischen Verfassung her, nur einer nicht: Gerd Müller. Der hätte in der modernen Spielweise mit der Raumdeckung viel mehr Platz als damals, wo ihm immer einer 90 Minuten auf den Füßen stand und versuchte, ihn per eisenharter Manndeckung "auszuschalten". "Aber einen Müller kannst du nicht völlig ausschalten!" hieß es dann, wenn der "Bomber der Nation" (ähem) trotzdem wieder zugeschlagen hatte. Laut Beckenbauer würde Gerd Müller heute NOCH mehr Tore schießen als seinerzeit. Ohne Gerd Müller wäre Bayern nie und nimmer jene Spitzenmannschaft geworden, die sie seit mittlerweile 65 Jahren ist! Die Nationalmannschaft hätte sich nicht für die WM 1970 qualifiziert, wäre 1972 nicht Europameister, 1974 nicht Weltmeister geworden! Immer wieder hat "kleines dickes Müller" zu diesen Erfolgen die entscheidenden Treffer erzielt, gerne auch mal in der letzten Minute! Ihm zu Ehren entstand sogar ein neues Verb: es "müllerte" mal wieder, wenn er ins Netz getroffen hatte. "Ein typisches Müller-Tor!" war ein Standardspruch der Reporter. Manche Tore von Müller waren höchst spektakulär, ob im Liegen oder Fallen erzielt. Besonders bekannt in dieser Hinsicht sein Treffer gegen Italien im Halbfinale bei der WM 1970, dem "Spiel des Jahrhunderts": Seine "klassischen" Müller-Tore entsprachen jedoch eher dem Siegtor gegen die Niederlande im WM-Finale 1974. Ballannahme im Strafraum, Drehung, Schuss, Tor. Alles blitzschnell: Seine Titelsammlung ist imposant: Mit Bayern München 4x Deutscher Meister, 4x DFB-Pokalsieger, 4x Europapokalsieger, 1x Weltpokalsieger. Dazu 7x Bundesliga-Torschützenkönig. Mit der Nationalmannschaft Weltmeister 1974, Europameister 1972, WM-Dritter und Torschützenkönig 1970. Eines aber hat er nicht geschafft: den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören zu erkennen. Verletzungsprobleme sowie ein neuer Trainer (Pal Csernai) führten dazu, dass er Anfang 1979, mitten in der Saison, seine Karriere bei Bayern beendete und nach Florida in die lukrative US-Liga wechselte. Die große Zeit des Fußballers Gerd Müller war damit jedoch vorbei. Mein Eindruck ist immer gewesen, dass Gerd Müller auf den Fußballplätzen der Welt zu Hause war, in unübertrefflicher Weise. Nicht aber im Rampenlicht drumherum, mit dem sich ein Weltstar auch auseinanderzusetzen hat. Er ist da nicht der einzige gewesen. Möglicherweise ein Grund für seine dann einsetzenden Alkoholprobleme.
In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
|