Kaschi schrieb:
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> Ein Kollege von mir hat vor kurzem auf
> einer Fete gesagt, er hätte sich vom Fußball
> verabschiedet, nicht aber von Werder Bremen. So
> ähnlich geht es mir auch, auch wenn es sich
> paradox anhören mag. Ich hoffe trotzdem auf einen
> neuen, äh, Anfang ...
Diese pessimistische Sichtweise kann ich nicht verstehen, gerade gestern
Abend das Spiel Schalke gegen HSV war wieder top-unterhaltsam, kein
blödes Ballgeschiebe wie so oft in früheren Zeiten, sondern Powerfussball
über 90 Minuten. Aus meiner Sicht war Fußball nie so unterhaltsam wie heute.
Ein ruhiges Umfeld ist auch heute noch sehr hilfreich, das sieht
man z. B. in Heidenheim oder Kiel. Man darf "ruhiges Umfeld" aber natürlich
nicht mit "ruhigem" Trainer verwechseln, vor allem Otto Rehhagel war ein
Heißsporn und genialer Motivator, der auch schon eine Menge Erfahrung mitgebracht
hatte als langjähriger Spieler und Trainer.
Ich denke, mit Anfang hat Werder nach einer Reihe von Flops auf der Trainerbank,
an denen teilweise viel zu lange festgehalten wurde, endlich wieder einen Trainer, der
ein Feuer in Bremen entfachen kann. Ohne Temperament geht es einfach nicht. Höre mal den Ole Werner, wie der 90 Minuten auf das Spielfeld brüllt.
Das wichtigste neben dem Trainer ist Glück und Geschick auf dem Transfermarkt. Beides hat Werder in der Ära Rehhagel und in der Ära Schaaf wie kaum ein anderer Club gehabt. Völler, Pezzey, Bratseth, Riedle, Ailton, Herzog, Özil, Micoud, Pizzaro usw.
Aber irgendwann änderte sich das, es wurden Spieler für Millionen verpflichtet, die sich schnell als Flops herausstellten, als Beispiel nenne ich Wesley, der für 7,5 Mio vom FC Santos kam. So etwas kann sich ein Club wie Werder Bremen nicht leisten.
Teilweise ist Werder vom Pfad vernünftigen, kontinuierlichen Wirtschaftens wirklich abgekommen. Zuletzt waren die Transfermodalitäten zu Selke eine Katasrophe. Wäre Werder nicht abgestiegen, wären 12 Mio (!) Ablöse an Hertha fällig geworden, für einen Bankspieler, unglaublich. Wenn ein Club schlecht wirtschaftet, jahrelang an temperamentlosen und weitgehend erfolglosen Trainer festhält, sollte man die Schuld nicht auf irgendwelche ominösen Entwicklungen im Fußball schieben.