tomgilles schrieb:
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> Wie kann etwas das noch vor drei Jahren keine
> Feministin gejuckt hätte
Das erste Mal hab ich gegenderte Texte schon vor 10 (!) Jahren in AStA-Blättern gesehen.
> War die Gesellschaft damals bis ins Mark
> verdorben und unaufgeklärt, trugen etwa sogar die
> kampferprobten Emanzen patriarchalische Züge?
Mit so einem Totschlagargument kann man gegen jeden gesellschaftlichen Fortschritt wettern. Es sagt überhaupt nichts aus.
> Dieser Sprachpuritanismus geht doch völlig an der
> Wirklichkeit vorbei.
Und wie sieht denn "die Wirklichkeit" aus?
> und wenn Redakteure und Redaktionsmitarbeiter gegen ihren Willen zu einer
> verpflichtenden Sprachregelung verdonnert werden
Wo wäre das denn der Fall? Mir sind bislang nur Fälle bekannt, in denen sich Redaktionen gemeinsam dafür (FR) oder dagegen (Zeit) entschieden haben.
> Letztlich will man das Gendern durch massenhaften Gebrauch in den Köpfen der Leute
> verankern.
Das versucht jeder, der etwas durchsetzen möchte. So wie durch massenhaften Gebrauch von Empörungsfloskeln in unseren Köpfen verankern willst, dass das Gendern etwas sei, worüber man sich empören müsse.
> Ein Shitstorm einiger weniger kompromisslos gendernder Intellektueller auf Twitter ist den > öffentlich-rechtlichen Abteilungsleitern wichtiger als die massenhaft zum Ausdruck
> gebrachte Gender-Kritik ganz normaler Mediennutzer auf Facebook. Dieses Elitedenken,
> das immer auch mit einem gewissen Sendungsbewusstsein einhergeht, nährt genau die
> Ressentiments, die man stets zu bekämpfen vorgibt.
Schon mal darüber nachgedacht, warum jemand zu einer "intellektuellen Elite" gehört? Normalerweise, weil er/sie sich wissenschaftlich mit bestimmten Dingen auseinander gesetzt hat und sein/ihr Urteil daher wesenlich fundierter als das "ganz normaler Mediennutzer" sein dürfte. Wenn du krank bist und genesen möchtest, wirst du ja wohl auch zur "intellektuellen Elite" - in dem Fall zum Facharzt - gehen, und nicht "den ganz normalen Aspirinbenutzer auf Facebook" um eine Diagnose oder gar eine Kur bitten. Wohin dieser Antiintellektualismus führt kann, man momentan in den USA beobachten, wo für große Teile der Bevölkerung das Wort von Intellektuellen nichts zählt und stattdessen Flat-Earther, Klimawandelleugner und Kreationisten tonangebend sind.
@Sir Hilary: Das Uni-Zwang-Argument wird nicht richtiger, wenn man es noch öfter wiederholt. Wenn, dann gibt es dort eher den Zwang, die neue deutsche Rechtschreibung anzuwenden. Empörst du dich darüber auch?