Touch-Down schrieb:
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> Ich mach bei diesem Schwachsinn ganz bewußt nicht
> mit, sondern mache gerade extra genau das
> Gegenteil. Und je mehr von diesen überkorrekten
> Aposteln sich darüber pikieren, umso größere
> Freude bereitet mir das.
Ich habe vollstes Verständnis dafür dass sprachlichen Veränderungen mit der Zeit Rechnung getragen werden muss, und derartige Entwicklungen logischerweise auch in den Medien ihren Niederschlag finden müssen. Was gerade zu beobachten ist hat aber den Charakter einer subtilen "Umerziehungskampagne", die keineswegs die gesellschaftliche Wirklichkeit widerspiegelt. Ganz im Gegenteil - in allen sozialen Netzwerken ist die Zahl derer, die das Gendern ablehnen, erdrückend.
Die neuen Redaktionsspitzen der Sender scheinen aufgrund ihres akademischen Werdegangs auf dem Standpunkt zu stehen einer geistigen Vorhut anzugehören, deren Mission es ist, das thumbe Volk, dem es an Sensibilität und politischer Korrektheit fehlt, ohne großangelegte öffentliche Debatte über das Für und Wider mit neuen verbindlichen Sprachregeln zu beglücken. Wie nicht anders zu erwarten treibt dieses Verhalten binnen kürzester Zeit Blüten, sodass vonseiten der selbsternannten Eliten umgehend der Duden in die Pflicht genommen wird, der zu Zeiten der von oben herab befohlenen Rechtschreibreform ja schon bewiesen hat, dass er über jedes Stöckchen springt, das ihm die Obrigkeit vor die Füße hält.
Warum haben sich Alice Schwarzer und all die anderen Vorkämpferinnen der Gleichstellung nie für eine zwangsweise Anpassung der Sprache stark gemacht? Weil sie sich an den gewachsenen sprachlichen Usancen nicht störten (generisches Maskulinum etc.) und sie klug genug waren die Widerstände und Abwehrbewegugen der überwältigenden Bevölkerungsmehrheit vorauszusehen, die derartige "redaktionelle Dekrete" nach sich ziehen, durch welche die Sprache von jetzt auf dann auf bewusst provokative Weise elementar verändert wird.
Deshalb glaube ich auch nicht, dass die Gendersprache über geschlechtssensible Publikationen und die überzeugte Anwenderschaft hinaus Wurzeln schlagen wird, nur weil es einigen Wenigen gerade weltanschaulich in den Kram passt. Was bis 2019 kaum jemanden gestört hat kann 2021 kein behebenswerter Misstand sein, nur weil sich der Wind in den Konferenzräumen der Medienschaffenden durch Neubesetzungen gedreht hat.