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Heinz Schirk gestorben
geschrieben von: LeMartin, 23.12.20 18:23
Laut übereinstimmenden Berichten ist bereits vor einigen Tagen Heinz Schirk verstorben, der nach meinem Kenntnisstand wohl gestern 89 Jahre alt geworden wäre,

Mit dem Begriff "Legende" soll man ja möglichst sparsam umgehen, aber im Falle von Heinz Schirk halte ich diese Bezeichnung schon für angebracht, wenn man sich vor Augen führt, wie omnipräsent er speziell mit seinen Regiearbeiten zeitweise in der deutschen Fernsehlandschaft war.

Ich denke hier z.B. an zahlreiche Tatorte zurück, beginnend mit dem SFB-Tatort "Der Boss" (1971), bis heute mit rund 56 Minuten übrigens der kürzeste Tatort der Geschichte, hochkarätig besetzt (u.a. mit Ronald Nitschke, Gerhard Wollner oder den beiden späteren TKKG-Hörspiel-Erzählern Günter Dockerill und Eric Vaessen) und ein Fall, der - ich denke, damit verrate ich eigentlich nicht zu viel - doch zu einem recht abrupten Ende kam.

1974 folgte dann der von ihm inszenierte WDR-Haferkamp-Tatort "Der Mann aus Zimmer 22", in der u.a. eine gewisse Marie-Luise Marjan eine, sagen wir, recht lautstarke Rolle verköprterte.

1978 inszenierte er dann den HR-Tatort "Zürcher Früchte" - und beim HR hat Schirk dann wohl so etwas wie seine "Tatort-Heimat" gefunden, denn von 1984 bis 1999 folgten, wenn ich richtig gezählt habe, neun weitere HR-Tatorte, in denen Schirk nicht nur als Regisseur, sondern auch als Autor in Erscheinung trat und wenn ich mich recht entsinne, war er - sozusagen als kleines "Sahnehäubchen" - in diesen Fällen dann auch meist (vielleicht auch immer???) - in Mini-Rollen zu sehen (Ob und ggf. in welchem Umfang dies auch für seine früheren Tatorte bzw. andere Regie-Arbeiten gilt, kann ich an dieser Stelle nicht fundiert beurteilen).

Hervorheben möchte ich aus dieser Ära den Tatort "Rubecks Traum", den ich persönlich als einen heimlichen Farbtupferl unter den Tatorten der 80er Jahre sehe, zumal die Handlung eher im ländlichen Umfeld angesiedelt war. Kommissar Rullmann, der nur in diesem Fall in Erscheinung trat, wurde verkörpert vom (ebenfalls leider verstorbenen) Hans Werner Bussinger, der ja auch in Hörspiel- und Synchronkreisen nach wie vor einen im wahrsten Sinne des Wortes klangvollen Namen genießt. In einer kleinen Nebenrolle war mit Christian Rode eine weitere Legende aus diesem Bereich zu sehen (in seiner m.W. einzigen Tatort-Rolle). Anzumerken ist, dass Rullmann in diesem Fall auch erst verhältnismäßig spät in Erscheinung trat. Dies kam damals durchaus häufiger vor (so z.B. auch der NDR, der - vereinfacht zwischen Finke und Stoever - ja auf zahlreiche wechselnde Ermittlerfiguren setzte) und auch in späteren Tatort-Arbeiten Schirks war dies keine Seltenheit.

Schirks restliche HR-Tatorte fielen dann in die Ära Brinkmann und umfassen - unter anderem - den m.E. ebenfalls starken Tatort "Brüder" (1988) oder den auf seine Weise irgendwie kultig-bemerkenswerten Tatort "Freitagsmörder" mit einer m.E. durchaus denkwürdigen Rolle von Manfred Zapatka. Sein m.W. letzter Tatort war 1999 "Der Heckenschütze" und wenn mein Eindruck nicht täuscht, wurde es danach auch allgemein etwas stiller um ihn.

So sehr der Name Heinz Schirk auch über Jahre hinweg untrennbar mit dem Tatort verbunden war, so sehr sollte man auch betonen, wie breit gefächert und umfangreich sein Lebenswerk auch darüber hinaus war. Es ist fast unmöglich, der Vielfalt dieses Schaffens im Rahmen eines solchen Beitrages auch nur ansatzweise gerecht zu werden.

Stellvertretend für die unzähligen anderen Produktionen seien z.B. genannt: "Die Wannseekonferenz" (1984 / Regie), die Adaption von "Maria Stuart" mit Anja Kruse (1986 / wenn ich richtig informiert bin, war Schirk hier sowohl für die Regie als auch die Bearbeitung verantwortlich???) , die Serie "Lokaltermin" (Regie) oder - um mal etwas aus einer völlig anderen Ecke herauszugreifen - "Theater im Hotel" (1976), eine hochkarätig besetzte deutsche TV-Adaption des (auch mit dem Marx-Brothers verfilmten) Stücks "Room Service"

Schon dieser erste Blick umtermauert, dass der eingangs gewählte Begriff "Legende" sicherlich seine Berechtigung hat und Schirk auf seine Weise vielfältige Akzente in der deutschen Fernsehlandschaft gesetzt hat.

Mein Beileid gilt seinen Angehörigen und Freunden.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 23.12.20 18:27.

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  Heinz Schirk gestorben
LeMartin 23.12.20 18:23 784 
  Re: Heinz Schirk gestorben
Krid H. Erne 25.12.20 11:46 236 


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