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Hans Tilkowski gestorben
geschrieben von: Kaschi, 06.01.20 17:15
Die meisten kennen ihn wohl nur wegen eines Balles, den er nicht gehalten hat. Hans Tilkowski hatte keine Chance, den Schuss des Engländers Geoff Hurst zu halten im WM-Endspiel 1966 im Londoner Wembleystadion. Der Ball prallte gegen die Latte und von dort senkrecht (oder nicht senkrecht?) nach unten und kam auf (oder hinter????) der Torlinie auf, sprang wieder hoch, sodass der Kölner Weber den Ball über die Latte ins Aus köpfen konnte.

Hans Tilkowski ist gestern 84-jährig gestorben.

Aber die Fußballkarriere von "Til" weist noch einiges mehr auf an Besonderheiten.

Tilkowski war, noch vor Gründung der Bundesliga, in der alten Oberliga West bis 1963 Torwart von Westfalia Herne und hatte maßgeblichen Anteil daran, dass Herne 1959 und 1960 ausnahmsweise ins nationale Fußballrampenlicht rückte: Herne nahm als Oberligameister und -vizemeister des Westens zweimal an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft teil. Auch damals schon kassierte Tilkowski ein bemerkenswertes Tor, gegen den HSV: Uwe Seeler war gestürzt, lag mit dem Rücken auf dem Boden, der Ball fiel auf ihn zu, am Boden liegend traf Seeler den Ball, der sich dann per Bogenlampe in Tilkowskis Tor senkte.

Tilkowski war spätestens seit 1960 Torwart Nummer 1 in der westdeutschen Nationalmannschaft. Doch bei der WM 1962 in Chile wurde er vom Bundestrainer Herberger nicht eingesetzt, der den Ulmer Wolfgang Fahrian plötzlich vorzog. Tilkowski bekam einen Wutanfall, erklärte seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft und wollte umgehend abreisen, was ihm aber verwehrt wurde. Tatsächlich spielte er erst 1964 wieder im Auswahlteam, nachdem ihn Herberger gebeten hatte zurückzukehren. Tilkowski hatte in jener Saison insbesondere im Europapokal der Meister mit mit seinem neuen Verein Borussia Dortmund Glanzleistungen auf internationalem Parkett hingelegt. Legendär sind seine Paraden beim damaligen Titelverteidiger Benfica Lissabon geworden, wodurch der BVB nur knapp verlor und beim geradezu sensationellen Rückspielsieg (5:0) ins Viertelfinale einzog.

Die größte Saison für Hans Tilkowski, aber auch - bis dahin - für den noch jungen westdeutschen Profifußball und den BVB, war die Spielzeit 1965/66. Als Pokalsieger nahm Dortmund am Europapokal der Pokalsieger teil - und wurde prompt der erste deutsche Europapokalsieger! Und wieder mit legendären Spielen, insbesondere gegen die englischen Teams West Ham und Liverpool. Erneut war Tilkowski der Rückhalt seiner Mannschaft, in der die "terrible twins" Sigi und Emma (Siegfried Held, Lothar Emmerich) für die Tore sorgten. Außen stürmte ein Dribbelkünstler, wie man ihn hierzulande noch nie gesehen hatte: "Stan" Libuda. Dieser erzielte dann das entscheidende Tor in der Verlängerung des Endspiels in Glasgow gegen Liverpool.

Bei der WM 1966 stand Tilkowski - wie schon zuvor in der Qualifikation - wieder im Tor der Nationalmannschaft. Im Halbfinale gegen die Sowjetunion hatte er sich verletzt, wurde aber zum Endspiel wieder fit. Und dann kam Hurst - und der Linienrichter Bahramow, der den Ball hinter der Linie sah ...

1967 bestritt Tilkowski sein letztes von 39 Länderspielen und wechselte zu Eintracht Frankfurt. Ein Jahr später wurde er dort vom Trainer Ribbeck nicht mehr aufgestellt, beendete seine Profikarriere und wurde Trainer.

Mit 34 Jahren und damit als einer der jüngsten Bundesligatrainer rettete er gleich bei seiner ersten Trainerstation als "Nothelfer" Werder Bremen vor dem Abstieg (1970). Danach stand er bei 1860 München und dem 1.FC Nürnberg unter Vertrag. Mit dem "Club" hätte er beinahe die Rückkehr in die Bundesliga geschafft, scheiterte ausgerechnet an Borussia Dortmund. 1976 wurde er erneut von Werder Bremen verpflichtet. Aber im Dezember 1977 sprachen sich drei Viertel der Bremer Spieler gegen ihn aus, informierten den Vorstand und - entgegen der Absprache - ein namentlich nicht bekannter Spieler steckte dieses dem Trainer. Tilkowski zog daraus die sofortige Konsequenz und kündigte, unter Verzicht auf die weiteren Gehaltszahlungen. Die letzten Trainerstationen waren der 1. FC Saarbrücken und AEK Athen. Danach zog sich Tilkowski aus dem Profigeschehen zurück. Fortan widmete er sich zahlreichen Benefiz-Vorhaben.

Zeit seines Lebens bestritt er vehement, dass DER Ball nicht drin war ...

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  Hans Tilkowski gestorben
Kaschi 06.01.20 17:15 396 
  Re: Hans Tilkowski gestorben
kleinbibo 06.01.20 17:27 129 
  Re: Hans Tilkowski gestorben
Kaschi 06.01.20 17:58 113 
  Re: Hans Tilkowski gestorben
U56 06.01.20 20:19 225 


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