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Artur Brauner im Alter von 100 Jahren gestorben
Mich wundert, dass hier noch nichts zum Tod von Artur Brauner gesagt wurde, der gestern, nur wenige Wochen vor seinem 101. Geburtstag gestorben ist.
Artur Brauner war ein Mann mit einem langen bewegten und produktiven Leben. Er war Filmproduzent und der Gründer des Filmstudios CCC, das in der Nachkriegszeit unter anderen einige der Karl May und Edgar Wallace Fime, Die Nibelungen, Der Tiger von Eschnapur und das indische Grabmal produzierte. Bis heute werden in den Studios noch Filme gedreht, zuletzt beispielsweise die Mini-Serie Ku’damm 59, wobei er allerdings nicht mehr als Produzent mitarbeitete. Neben Unterhaltungsfilmen produzierte er auch einige Filme, die die Nazizeit und die Judenverfolgung aufarbeiteten, z.B. Morituri (1948), Der 20. Juli (1955), Sie sind frei, Dr. Korczak (1974, Aleksander Ford), Eine Liebe in Deutschland (1983, Andrzej Wajda), Hanussen (1988, István Szabó), Die weiße Rose (1983, Michael Verhoeven), Hitlerjunge Salomon (1990, Agnieszka Holland), Babij Jar – Das vergessene Verbrechen (2003, Jeff Kanew) und Der letzte Zug (2006, Joseph Vilsmaier und Dana Vávrová). Er selbst war aus einer jüdischen Familie, viele seiner Verwandten wurden im Holocaust getötet. Seinen Nachlass hat er schon 1989 dem Deutschen Filmmuseum in Frankfurt gestiftet, die hier auch eine Online-Ausstellung mit den Plakaten seiner Filme eingerichtet hat: [artur-brauner.deutsches-filmmuseum.de] Die von ihm gegründete Artur Brauner Stiftung fördert zudem die Verständigung zwischen Juden und Christen sowie der Toleranz zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen, Kulturkreise, Hautfarben und gesellschaftlicher oder ethnischer Herkunft. Artur Brauner war Filmproduzent geworden, weil er Filme liebte, und weil er Geschichten erzählen wollte. Dieses Engagement wird schmerzlich vermisst werden. Das wurde mir ganz besonders klar, als ich in Wikipedia gelesen habe, dass die Tage noch ein weiterer Filmproduzent gestorben ist, der nicht mal halb so alt wie Artur Brauner war: [de.wikipedia.org] In der Vita dieses armen Mannes geht es nur um Geld, Anlagen, Investmentfirmen. Damit hatte sicher auch Artur Brauner zu tun, aber wenn ich seine Biographie so lese, dann ist da viel weniger Profitstreben im Vordergrund, als vielmehr Leidenschaft für seine Filme, für die Menschlichkeit und gegen das Vergessen, dass in der Menschheit auch Unmenschlichkeit schlummert. Und dieses Lebenswerk hat meinen höchsten Respekt. Möge er in Frieden ruhen.
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