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Die Ära Muhammad Ali
geschrieben von: Kaschi, 17.10.18 01:19
Ein echter Boxfan bin ich nicht. Aber die Muhammad-Ali-Ära fand und finde ich ausgesprochen faszinierend – und das geht offenbar nicht nur mir so. Vielleicht interessiert es hier ja den einen oder anderen.

Der kürzliche Tod von Karl Mildenberger, der nun nach Joe Frazier, Ken Norton, Ernie Terrell und Muhammad Ali, die in den letzten Jahren gestorben sind, auch nicht mehr unter uns weilt, hat mich dazu veranlasst, mich nochmal mit dieser Phase zu beschäftigen.

Es ist beim Boxen nicht ganz einfach, den Durchblick zu behalten: es gibt Amateure und Profis, dazu diverse Gewichtsklassen, deren Zahl stetig angestiegen ist, dann mehrere konkurrierende Weltboxverbände (bedeutende damals für die Profis deren 2, heute 4). Wer wann gegen wen worum boxt, ist meistens im Vorfeld nicht klar geregelt, sondern Gegenstand von Vertragsverhandlungen, bei denen finanzielle und taktische Erwägungen mit sportlichen Kriterien konkurrieren.

Deswegen habe ich hier mal die wichtigsten Kämpfe im Schwergewichtsboxen von 1956 bis 1981 zusammengestellt, mit ein paar Bemerkungen. 1956 wurde mit Floyd Patterson erstmals ein späterer Gegner von Muhammad Ali Weltmeister, 1981 beendeten Ali und Frazier ihre Karrieren.

Dieses Thema hat im übrigen auch einen TV-Bezug. Mein Opa ist in den 30er Jahren für Max Schmeling nachts aufgestanden, um seine Kämpfe in den USA ... im Radio zu hören. Für viele meiner Generation war der „Kampf des Jahrhunderts“ 1971 zwischen Frazier und Ali die erste TV-Sendung, die wir nachts sehen durften. Möglicherweise war das die erste Livesendung im deutschen Fernsehen mitten in der Nacht. Andere folgten.

1956
Floyd Patterson PS (Punktsieg) über Tommy „Hurricane“ Jackson I (erster Kampf der beiden)
Patterson KO über Archie Moore WM (Weltmeisterschaftskampf)

Der WM-Titel im Schwergewicht war nach dem Rücktritt von Rocky Marciano vakant. Mit Floyd Patterson gewann der jüngste Champion den Titel gegen Archie Moore, der wiederum der älteste Champ geworden wäre. Zuvor hatte Patterson in einem Ausscheidungskampf „Hurricane“ Jackson nach Punkten besiegt und sich damit für den WM-Kampf qualifiziert.

1957
Floyd Patterson TKO über Tommy Jackson WM II (TKO = Technischer KO, Abbruch durch Ringrichter)
Floyd Patterson KO über Pete Rademacher WM

Floyd Patterson verteidigte zweimal seinen Titel erfolgreich, unter anderem erneut gegen den „Hurricane“.

1958
Floyd Patterson RTD über Roy Harris WM (RTD = Aufgabe)

Patterson bleibt Weltmeister. Der Europameister Ingemar Johansson aus Schweden gewinnt seinen 21. von 21 Kämpfen und baut sich damit zum Herausforderer von Patterson auf.

1959
Sonny Liston KO über Cleveland Williams I
Floyd Patterson KO über Brian London WM
Ingemar Johansson TKO über Floyd Patterson WM I

Ein weiterer Rivale rückt immer mehr ins Blickfeld: Sonny Liston, ein furchteinflößender K.o.-Schläger, dem Verbindungen zu Gangsterorganisationen und Drogensucht nachgesagt werden. - Johansson gelingt es, Patterson den Titel zu entreißen.

1960
Sonny Liston KO über Cleveland Williams II
Sonny Liston TKO Roy Harris
Floyd Patterson KO über Ingemar Johansson WM II
Sonny Liston KO über Zora Folley
Sonny Liston PS über Eddie Machen

Floyd Patterson durchbricht als erster Exweltmeister im Schwergewicht das „They never come back!“, indem er sich den Titel von Johansson zurückholt. In den Kämpfen der beiden Kontrahenten kommt es beiderseits zu etlichen Niederschlägen. Derweil drängt Sonny Liston immer nachdrücklicher auf einen WM-Kampf, doch ist er als „bad guy“ bei den Verbänden nicht gern gesehen als WM-Kandidat. Viele befürchten, dass der beliebte Patterson keine Chance haben würde gegen Liston. Derweil beginnt Cassius Clay, der spätere Muhammad Ali, seine Profilaufbahn mit 2 Siegen. Zuvor war er Olympiasieger in Rom geworden, im Halbschwergewicht. Aus Wut über die Rassentrennung, die auch vor ihm als Olympiasieger nicht halt machte (Rauswurf aus einem Restaurant) warf er seine Goldmedaille in den Ohio.

1961
Floyd Patterson KO über Ingemar Johansson WM III
Floyd Patterson KO über Tom McNeeley WM

Im dritten Kampf gegen Johansson bleibt Patterson Weltmeister. Auch McNeeley kann ihn nicht entthronen. Cassius Clay boxt achtmal und gewinnt achtmal.

1962
Cassius Clay TKO über Archie Moore
Sonny Liston KO über Floyd Patterson I WM

Clay siegt sechsmal, unter anderem gegen Archie Moore. Damit wird er zum WM-Herausforderer. Präsident Kennedy fordert Floyd Patterson auf, Sonny Liston zu stoppen. Daraufhin kann der Weltmeister nicht mehr länger dem gefürchteten Gegner ausweichen – und verliert prompt sehr deutlich!

1963
Cassius Clay TKO über Henry Cooper
Sonny Liston KO über Floyd Patterson II WM

Clay gewinnt dreimal, tut sich aber in London gegen Henry Cooper sehr schwer! Der kampfstarke Engländer schlägt ihn Ende der 4. Runde nieder. Der Pausengong rettet Ali. Anschließend kann er den Kampf für sich durch Abbruchsieg über den stark blutenden Cooper entscheiden. - Auch im Rückkampf hat Floyd Patterson keine Chance gegen den furchtbar zuschlagenden Sonny Liston.

1964
Cassius Clay RTD über Sonny Liston I WM
Karl Mildenberger KO über Sante Amonti EM

Clay wird als WM-Herausforderer für Sonny Liston nominiert. Ali entwürdigt ihn im Vorfeld des Kampfes nach Kräften, bezeichnet ihn etwa als tumben, hässlichen Bären. Er fährt mit seinem Gefolge in einem Tourbus zu Listons Haus und schreit seine Beleidigungen heraus. Liston antwortet mit einer Pistole, die er abfeuert. Dieses Vorgehen ist eine von Alis Taktiken: den Gegner so stark zu provozieren, dass dieser vor Zorn nicht mehr kontrolliert kämpft. Als dennoch krasser Außenseiter besiegt das „Großmaul“ Liston nach 6 Runden (Liston gibt auf) und nimmt als Anhänger der „Nation of Islam“, geführt von Elijah Mohammad, anschließend den Namen Muhammad Ali an. Hinterher beklagt Ali, dass etwas in seinen Augen während des Kampfes furchtbar gebrannt habe. Eddie Machen bestätigt, dass bei ihm 1960 Gleiches gegen Liston passiert wäre. - Karl Mildenberger aus Kaiserslautern wird in Berlin Europameister, Joe Frazier Olympiasieger im Schwergewicht in Tokio.

1965
Floyd Patterson PS über George Chuvalo
Ernie Terrell PS über Eddie Machen WM WBA
Karl Mildenberger PS über Piero Tomasoni I EM
Muhammad Ali KO über Sonny Liston II WM
Ernie Terrell PS über George Chuvalo WM WBA
Muhammad Ali TKO über Floyd Patterson WM I
Karl Mildenberger PS über Gerhard Zech EM I

Der Boxverband WBA erkennt Ali den Titel ab, weil er den Rückkampf Ali gegen Liston nicht akzeptiert. Stattdessen boxen Ernie Terrell und Eddie Machen nun um den vakanten WBA-Weltmeistertitel. In einem wenig ansehnlichen Kampf setzt sich Terrell als WBA-Champ durch und ist nun der „Nebenweltmeister“. Terrell verteidigt seinen Titel gegen den Kanadier George Chuvalo. Ali behält den WBC-Titel und besiegt Liston in der Revanche bereits in der ersten Runde durch einen kaum sichtbaren Blitzschlag an die Schläfe („anchor punch“). Im Ring herrscht zunächst Chaos, bis Ali als Sieger feststeht. Der Kampf ist überschattet von Morddrohungen gegen Ali im Zusammenhang mit der Rolle der „Nation of Islam“ bei der Ermordung des militanten Schwarzenführers Malcolm X, zu dem Ali engen Kontakt gehabt hat. Anschließend stoppt Ali den zweiten Comebackversuch von Floyd Patterson. - Joe Frazier beginnt seine Profikarriere. - In Europa ist Karl Mildenberger nach zwei Siegen weiterhin Europameister.

1966
Karl Mildenberger PS über Eddie Machen
Muhammad Ali PS über George Chuvalo (WM)
Muhammad Ali TKO über Henry Cooper WM II
Karl Mildenberger PS über Ivan Prebeg EM
Ernie Terrell PS über Doug Jones WM WBA
Muhammad Ali KO über Brian London WM
Muhammad Ali TKO über Karl Mildenberger WM
Joe Frazier PS über Oscar „Ringo“ Bonavena I
Muhammad Ali TKO über Cleveland Williams WM
Joe Frazier TKO über Eddie Machen

Ali ist auf dem Höhepunkt seiner „ersten Karriere“: 6 erfolgreiche Titelverteidigungen, u. a. gegen den Kanadier Chuvalo, erneut gegen Henry Cooper und in Frankfurt gegen Karl Mildenberger, der ihm als Rechtsausleger aber schwer zusetzt. In der 12. Runde jedoch bricht der Ringrichter den Kampf zugunsten von Ali, der am Ende deutlich überlegen ist, ab. Nach dem Kampf lobt Ali seinen Gegner. Ali wird nachgesagt, mit weißen Gegnern oft größere Probleme zu haben, weil er deren Mentalität schwerer einschätzen könne. - Joe Frazier macht immer mehr von sich reden, besiegt den bärenstarken, aber ungestümen und unsauber boxenden Argentinier Bonavena ebenso wie Eddie Machen. Ernie Terrell bleibt WBA-Weltmeister.

1967
Karl Mildenberger PS über Piero Tomasoni II EM
Muhammad Ali PS über Ernie Terrell WM
Karl Mildenberger TKO über Billy Walker EM
Muhammad Ali KO über Zora Folley WM
Joe Frazier TKO über George Chuvalo
Jimmy Ellis TKO über Leotis Martin WM-Qu WBA VF
Thad Spencer PS über Ernie Terrell WM-Qu WBA VF
Oscar Bonavena PS über Karl Mildenberger WM-Qu WBA VF
Jerry Quarry PS über Floyd Patterson WM-Qu WBA VF
Jimmy Ellis PS über Oscar Bonavena WM-Qu WBA HF
Karl Mildenberger PS über Gerhard Zech II EM

Ali verteidigt seinen Titel noch zweimal. Er besiegt den „Nebenweltmeister“ Ernie Terrell klar nach Punkten und ist damit wieder ungeteilter Titelträger. Terrell weigert sich, seinen Gegner Muhammad Ali zu nennen, bleibt ausdrücklich bei "Cassius Clay", dokumentiert auch in einem Song, den Terrell zum Besten gibt. Das erzürnt Ali. Er beschimpft Terrell im TV-Studio vor dem Kampf als Uncle Tom. Im Kampf schnauzt er Terrell bei mehreren Volltreffern an: "What's my name?" Wumm! "What's my name?" Wumm! Der bekannte Boxreporter Howard Cosell fragt ihn später, ob das ernst gemeint war oder Teil des Ballyhoos gewesen wäre. Ali antwortet, Cosell hätte ein Recht so zu fragen, denn er, Ali, hätte in der Vergangenheit vieles wegen der PR veranstaltet, z.B. Gegner mit Gedichten verspottet, aber hier ginge es um seine Religion. Da mache er keine Scherze, das sei Ernst gewesen. - Später wird Ali der WM-Titel aberkannt und ihm eine Sperre auferlegt, weil Ali sich weigert, für die US-Army in den Vietnamkrieg zu ziehen. "Ich habe keinen Streit mit dem Vietcong. Kein Vietcong hat mich jemals Nigger genannt." Mit seiner Kriegsdienstverweigerung bietet er dem US-Imperialismus die Stirn!
Ausgangspunkt für all das ist sein einzigartiger und höchst erfolgreicher Boxstil! Keiner boxt so geschickt, leichtfüßig, fast tänzerisch (Ali-Shuffle), strategisch-raffiniert wie Ali: "Float like a butterfly, sting like a bee“ („Schwebe wie ein Schmetterling, stich wie eine Biene“)"
Auf der Höhe seines Könnens ist Ali nun den WM-Titel los! Der Titel bleibt zunächst vakant.
Für den WBC schälen sich Joe Frazier und Buster Mathis als WM-Kandidaten heraus, der WBA veranstaltet ein Turnier mit 8 Boxern, um einen neuen Weltmeister zu küren. Bei den 4 Viertelfinalkämpfen unterliegt Europameister Karl Mildenberger gegen Oscar Bonavena klar nach Punkten. „Milde“ erzählt später, er sei gesundheitlich angeschlagen gewesen. Auch Leotis Martin, Floyd Patterson und Ernie Terrell scheiden aus. Jimmy Ellis, ein Jugendfreund von Ali und wie dieser trainiert von Angelo Dundee, qualifiziert sich als erster für das Finale.

1968
Jerry Quarry TKO über Thad Spencer WM-Qu WBA HF
Joe Frazier TKO über Buster Mathis WM WBC
Jimmy Ellis PS über Jerry Quarry WM WBA Finale
Joe Frazier TKO über Manuel Ramos WM WBC
Jimmy Ellis PS über Floyd Patterson WM WBA
Henry Cooper Disqualifikationssieger über Karl Mildenberger EM
Joe Frazier PS über Oscar Bonavena WM WBC

Joe Frazier besiegt seinen alten Rivalen aus Amateurzeiten, den großen und breiten Buster Mathis, und wird neuer WBC-Weltmeister. Im WBA-Turnier qualifiziert sich die „weiße Hoffnung“ Jerry Quarry für das Finale gegen Ellis. Die „weiße Hoffnung“ ist beim Boxen ein alter Ausdruck des rassistischen Wunsches, ein Weißer möge endlich wieder die Schwarzen vom Titelthron vertreiben. Quarry selber verwehrt sich gegen diese ihm zugewiesene Bezeichnung: „I‘m fighting for the human race!“ Im Finale unterliegt er knapp gegen Jimmy Ellis, der seinen neuen Titel danach gegen Floyd Patterson verteidigt. Auch Frazier behält seinen neuen Titel, nach Siegen über Bonavena und den Mexikaner Ramos.
Ali bestreitet 1968 und 1969 keine Boxkämpfe. Er ist gesperrt. - In Europa verliert Karl Mildenberger seinen EM-Titel gegen Henry Cooper und beendet seine Karriere. - Bei den Olympischen Spielen in Mexico City wird George Foreman Goldmedaillengewinner im Schwergewicht.
Jerry Quarry wird 1999 an einer neuralen Dysfunktion, die nach häufigen Schlägen oder Stößen auf den Kopf auftritt, sterben.

1969
Joe Frazier KO über Dave Zyglewicz WM WBC
Joe Frazier TKO über Jerry Quarry WM WBC I
Leotis Martin KO über Sonny Liston
George Chuvalo KO über Jerry Quarry

WBA-Weltmeister Jimmy Ellis boxt in diesem Jahr nicht, während Joe Frazier seinen WBC-Titel zweimal verteidigt, insbesondere in einem spektakulären Fight gegen Jerry Quarry. Altmeister Sonny Liston geht gegen Leotis Martin schwer k.o, verliert im Ring das Bewusstsein. George Foreman beginnt seine Profikarriere. Sein Kampfstil ist zunächst sehr unbeholfen, aber seine Schlagkraft und seine Reichweite sind enorm!

1970
Joe Frazier TKO über Jimmy Ellis WM WBA+WBC I
Sonny Liston TKO über Chuck Wepner
George Foreman TKO über George Chuvalo
Muhammad Ali TKO über Jerry Quarry I
Joe Frazier KO über Bob Foster WM
Muhammad Ali TKO über Oscar Bonavena

Im Vereinigungskampf der beiden Boxverbände wird Joe Frazier ungeteilter Weltmeister gegen Jimmy Ellis. Fraziers Kampfstil zeichnet sich durch große Nehmerfähigkeiten aus: bei relativ geringer Körpergröße marschiert er permanent in den Gegner hinein, muss dabei ständig Schläge in Kauf nehmen, bevor er seinen gefürchteten linken Haken ansetzen kann. Auch den Halbschwergewichtsweltmeister Bob Foster besiegt er.
Muhammad Ali ist wieder startberechtigt und beginnt sein Comeback. Mit Jerry Quarry und Oscar Bonavena besiegt er nach rund dreijähriger Zwangspause gleich zwei Weltklassegegner! - Sonny Liston stirbt in der Silvesternacht in einem Hotel in Las Vegas unter ungeklärten Umständen.

1971
Joe Frazier PS über Muhammad Ali WM I
George Foreman TKO über Gregorio Peralta
Muhammad Ali TKO über Jimmy Ellis
Muhammad Ali PS über Buster Mathis
Muhammad Ali KO über Jürgen Blin

Der „Kampf des Jahrhunderts“! Der ungeschlagene und dominante Weltmeister „Smoking Joe“ Frazier gegen den gleichfalls ungeschlagenen Exweltmeister Muhammad Ali, der nach seiner Sperre eindrucksvoll zurückgekehrt ist – nahezu die gesamte Welt nimmt Anteil an diesem Duell! Der Kriegsdienstverweigerer Ali gegen Frazier, der in den Vietnamkrieg ziehen würde, wenn er einberufen würde. - Es wird ein spektakulärer Kampf im New Yorker Madison Square Garden– beide zeigen, weshalb sie an der Spitze stehen bzw. gestanden haben. Zu Beginn dominiert Ali. Doch in Runde 11 trifft Frazier Ali mit voller Wucht mit seinem gefürchteten linken Haken. Ali wankt, geht aber nicht zu Boden. Tatsächlich schickt Frazier Ali in der letzten von 15 Runden doch noch auf die Bretter, doch Ali beweist Nehmerqualitäten. Frazier gewinnt nach Punkten und bleibt Weltmeister. Er erzählt anschließend: "Der Kerl spinnt! Er redete im Ring: Weisst du nicht, dass ich Gott bin? - Ich antwortete: Okay, Gott, aber auch du bist jetzt dran!“
Über Frazier sagt Ali, er hätte immer wieder seine Gegner im Ring verbal provoziert ("Ist das alles? Da schlägt meine Mutter ja härter" - so oder so ähnlich ist es gewesen sein nach seinen Erzählungen), aber Joe Frazier sei der einzige, der - zu Alis Verblüffung - mit gleicher Münze zurückzahlt. "This guy talked back!"

1972
Joe Frazier TKO über Terry Daniels WM
Muhammad Ali PS über Mac Foster
George Foreman KO über Ted Gullick
Muhammad Ali PS über George Chuvalo
Joe Frazier TKO über Ron Stander WM
Muhammad Ali TKO über Jerry Quarry II
Muhammad Ali TKO über Alvin Lewis
Muhammad Ali TKO über Floyd Patterson II
Muhammad Ali KO über Bob Foster
Teofilo Stevenson Olympiasieger Schwergewicht in München

Frazier lässt es als Weltmeister etwas ruhiger angehen: Terry Daniels und Ron Stander zählen nicht zur ersten Garnitur der Herausforderer. George Foreman rückt mit zumeist schnellen K.o.-Siegen dank seiner gewaltigen Schlagkraft und mittlerweile besseren Technik mehr und mehr ins Rampenlicht. Ali kommt nach seiner ersten Niederlage wieder zurück. Ein Rückkampf gegen Frazier wird immer wahrscheinlicher.
In München gewinnt der Kubaner Teofilo Stevenson seine erste von drei olympischen Goldmedaillen, in sehr eindrucksvoller Manier! Hinzu sollten noch drei WM-Titel kommen! Er wäre im Profigeschäft eine Attraktion, zeigt aber dem US-Business die kalte Schulter.

1973
George Foreman TKO über Joe Frazier WM I
Muhammad Ali PS über Joe Bugner
Ken Norton PS über Muhammad Ali I
Joe Frazier PS über Joe Bugner
George Foreman KO über José Roman WM.
Muhammad Ali PS über Ken Norton II
Muhammad Ali PS über Rudi Lubbers

George Foreman durchkreuzt die Rückkampfpläne der beiden Rivalen, indem er Frazier in Kingston auf Jamaika mit furchtbaren Schlägen demontiert. In nur 2 Runden schlägt er den Weltmeister sechsmal zu Boden, bis der Ringrichter den Kampf abbricht! Frazier unterschätzt Foreman, geht mit Übergewicht in den Kampf und verliert seinen Titel!
Auch Muhammad Ali muss einen Rückschlag einstecken: gegen den noch wenig bekannten Ken Norton verliert er knapp nach Punkten, wobei er sich in der ersten Runde den Unterkiefer bricht, aber dennoch weiterkämpft. Einen sofortigen Rückkampf gewinnt Ali, bleibt damit im Rennen um den Titel.

1974
Muhammad Ali PS über Joe Frazier II
George Foreman TKO über Ken Norton WM
Joe Frazier TKO über Jerry Quarry II
Muhammad Ali KO über George Foreman WM

Der Revanchekampf zwischen Ali und Frazier ist nun kein WM-Kampf mehr. Diesmal gewinnt Ali. Im Vorfeld geraten die beiden Kontrahenten im TV-Studio handgreiflich aneinander, als sie über ihren ersten Kampf diskutieren. Die beiden gelten als erbitterte Rivalen. Tatsächlich sind sie aber gute Kumpels, kommen jenseits der Öffentlichkeit gut miteinander klar. Als Frazier Ali mit dem Auto mitnimmt, versteckt sich Ali im Wagen. Niemand soll sehen, dass er bei Frazier im Wagen sitzt. In der Sendung "This is your life" von Weihnachten 1978 (ITV, England) kann man sehen, wie gut die beiden sich verstehen. Frazier imitiert das Großmaul, Ali lacht sich schlapp …
Foreman verteidigt seinen Titel zunächst souverän durch einen beeindruckenden K.o.-Sieg gegen Ken Norton, doch dann kommt es zum „Rumble in the Jungle“! In Zaire. Der dortige Diktator Mobutu lässt im Stadion Kriminelle willkürlich hinrichten.
Der furchteinflößende Hüne Foreman ist klar favorisiert gegen den leichtfüßig im Ring tänzelnden Ali. Dieser provoziert Foreman, dessen etwas schwerfälligen Bewegungsablauf er schonungslos verhöhnt ("Die Mumie!"). Und Ali gelingt es, das Publikum in Kinshasa auf seine Seite zu ziehen. „Wen hassen die Leute hier?“ erkundigt er sich und bekommt als Antwort: „Die Belgier!“ (die alte Kolonialmacht). Foreman hat einen Belgischen (?) Schäferhund bei sich – das genügt. „Ali bomaye! - Ali, töte ihn!“ schreien viele Zuschauer am Ring. Foreman, ungeschlagen, hat zuvor zahlreiche Gegner fürchterlich verprügelt, drischt pausenlos auf den weitgehend defensiven Ali ein. In der 8. Runde jedoch hat er sich total verausgabt, Ali kontert mit kurzen, schnellen und gezielten Treffern und Foreman geht k.o. Ali hat sich nach 7 Jahren seinen Titel zurückgeholt!

1975
Joe Frazier TKO über Jimmy Ellis II
Muhammad Ali TKO über Chuck Wepner WM
George Foreman besiegt 5 Gegner an einem Abend
Muhammad Ali TKO über Ron Lyle WM
Muhammad Ali PS über Joe Bugner WM
Ron Lyle TKO über Earnie Shavers
Muhammad Ali RTD über Joe Frazier WM

Der „Thrilla of Manila“ ist der letzte Kampf der Ali-Frazier-Trilogie. Und der brutalste! Ali ist nach einem fürchterlichen Schlagabtausch bei 40 Grad Hitze nicht mehr das übliche Großmaul, sondern ächzt nur noch, der Kampf sei haarscharf am Tod vorbei gegangen. Wenn Frazier (der nicht mehr aus den zugeschwollenen Augen sehen kann) nicht nach der vorletzten Runde aufgegeben hätte, hätte er aufgegeben. Ali bricht kurz nach dem Kampf zusammen (Kreislaufkollaps).

1976
George Foreman KO über Ron Lyle
Muhammad Ali KO über Jean-Pierre Coopman WM
Muhammad Ali PS über Jimmy Young WM
Muhammad Ali TKO über Richard Dunn
George Foreman TKO über Joe Frazier II
Muhammad Ali PS über Ken Norton III
Teofilo Stevenson wird erneut Olympiasieger im Schwergewicht, in Montreal.
Die Brüder Leon und Michael Spinks werden Olympiasieger im Halbschwer- und Mittelgewicht.

Frazier will es nochmal wissen und tritt erneut gegen Foreman an. Diesmal sieht er zunächst etwas besser aus als 1973, doch in der 5. Runde erwischt ihn Foreman wieder und Frazier geht erneut k.o. Alis Sieg im dritten Kampf gegen Ken Norton ist sehr umstritten. Offenbar hat der „Größte“ seinen Leistungszenit überschritten.
Oscar Bonavena wird im Mai in Reno ermordet.

1977
Jimmy Young PS über George Foreman
Muhammad Ali PS über Alfredo Evangelista WM
Muhammad Ali PS über Earnie Shavers WM

Nach seiner Niederlage gegen Jimmy Young beendet George Foreman abrupt seine Karriere, wird Prediger und übt schonungslose Selbstkritik an seinem Auftreten als Boxer. Jedoch kehrt er 1987 in den Ring zurück und kämpft weitere 10 Jahre, wird 1994 sogar nochmal Weltmeister – und unterstreicht nebenbei damit die Klasse seiner Boxgeneration.

1978
Leon Spinks PS über Muhammad Ali I WM
Larry Holmes PS über Earnie Shavers
Larry Holmes PS über Ken Norton WM WBC
Muhammad Ali PS über Leon Spinks II WM WBA
Larry Holmes KO über Alfredo Evangelista WM WBC

Ali verliert überraschend seinen Titel gegen den krassen Außenseiter Leon Spinks, holt ihn sich aber noch im gleichen Jahr zurück. Doch es wird immer deutlicher: seine große Zeit ist vorüber.
Stattdessen trumpft ein ehemaliger Sparringspartner von Ali auf: Larry Holmes. Ken Norton hat kampflos den WBC-Titel zugesprochen bekommen, verliert ihn dann aber in einem dramatischen Fight gegen Holmes.

1979
Larry Holmes TKO über Ossie Ocasio WM WBC
Larry Holmes TKO über Mike Weaver WM WBC
Larry Holmes TKO über Ernie Shavers I WM WBC
John Tate PS über Gerrie Coetzee WM WBA

Larry Holmes dominiert die Schwergewichtsszene eindeutig.

1980
Larry Holmes KO über Lorenzo Zanon WM WBC
Larry Holmes TKO über Leroy Jones WM WBC
Mike Weaver KO über John Tate WM WBA
Larry Holmes TKO über Scott LeDoux WM WBC
Larry Holmes RTD über Muhammad Ali WM WBC
Mike Weaver TKO über Gerrie Coetzee WM WBA
Teofilo Stevenson in Moskau zum 3. mal Olympiasieger im Schwergewicht

1981
Larry Holmes PS über Trevor Berbick WM WBC
Larry Holmes TKO über Leon Spinks WM WBC
Mike Weaver PS über James Tillis WM WBA
Larry Holmes TKO über Renaldo Snipes WM WBC
Floyd Jumbo Cunnings remis gegen Joe Frazier; Frazier: Karriereende
Trevor Berbick PS über Muhammad Ali; Ali Karriereende

Optionen: AntwortenZitieren
Betreff geschrieben von Datum/Zeit Zugriffe 
  Die Ära Muhammad Ali
Kaschi 17.10.18 01:19 1615 
  Re: Die Ära Muhammad Ali
Thinkerbelle 17.10.18 15:37 559 
  Re: Die Ära Muhammad Ali
Kaschi 17.10.18 16:34 446 
  Re: Die Ära Muhammad Ali
MonaSchnute 18.10.18 18:01 412 
  Re: Die Ära Muhammad Ali
chrissie777 18.01.22 11:47 109 
  Re: Die Ära Muhammad Ali
kleinbibo 18.01.22 14:02 183 
  Re: Die Ära Muhammad Ali
tiramisusi 19.10.18 12:28 418 
  Re: Die Ära Muhammad Ali
Arschibald Puschtawitz 19.10.18 19:50 389 
  Re: Die Ära Muhammad Ali
Kaschi 20.10.18 01:33 480 
  Re: Die Ära Muhammad Ali
Arschibald Puschtawitz 20.10.18 19:50 369 
  Re: Die Ära Muhammad Ali
Kaschi 20.10.18 19:58 430 
  Re: Die Ära Muhammad Ali
Kaschi 21.10.18 22:05 409 
  Re: Die Ära Muhammad Ali
Arschibald Puschtawitz 19.10.18 19:30 394 
  Re: Die Ära Muhammad Ali
Kaschi 26.10.18 00:44 482 
  Re: Die Ära Muhammad Ali
tiramisusi 26.10.18 09:32 381 
  Re: Die Ära Muhammad Ali
Kaschi 06.11.18 23:06 469 
  Leon Spinks ist gestorben
Kaschi 07.02.21 17:44 282 
  Die Ära Muhammad Ali auf arte
Kaschi 13.01.22 00:07 181 
  Re: Die Ära Muhammad Ali auf arte
Kaschi 13.01.22 00:22 142 
  Re: Die Ära Muhammad Ali auf arte
seventy 14.01.22 08:02 141 
  Re: Die Ära Muhammad Ali auf arte
kleinbibo 14.01.22 15:46 144 
  Re: Die Ära Muhammad Ali auf arte
Arschibald Puschtawitz 14.01.22 16:59 154 
  Re: Die Ära Muhammad Ali auf arte
Kaschi 15.01.22 15:54 181 


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