Der ehemalige Boxeuropameister, WM-Herausforderer und Gegner von Muhammad Ali, Karl Mildenberger aus Kaiserslautern, ist gestern 80-jährig gestorben.

"Milde" war in den 60er Jahren der einzige deutsche Weltklasseboxer im Schwergewicht und zwar als Rechtsausleger. 1964 wurde er im Kampf gegen den Italiener Amonti Europameister im Schwergewicht und hielt diesen Titel 4 Jahre lang. 1966 forderte er den Weltmeister Muhammad Ali in einem Titelkampf in Frankfurt/Main heraus. Hinterher äußerte sich Ali, der durch Abbruch in der 12. Runde gewann, sehr anerkennend über seinen Gegner. Zwischenzeitlich hatte Mildenberger ihn ziemlich in Bedrängnis gebracht.

Als Ali seinen Titel am grünen Tisch verlor, kam es 1967/68 zu einem Ausscheidungsturnier, um Alis Nachfolger für den WBA-Verband zu ermitteln. Gesundheitlich geschwächt verlor Mildenberger gegen den wüst kämpfenden Argentinier Oscar Bonavena klar. Ein Jahr später unterlag er dem Engländer Henry Cooper und musste seinen EM-Titel abgeben. Daraufhin beendete er seine Karriere. (Das WBA-Turnier gewann dann Jimmy Ellis, der aber anschließend gegen den Weltmeister der WBC-Konkurrenz, Joe Frazier, den Titel wieder verlor. Was dann kam ist Geschichte.)

Im Herbst 1975 war Muhammad Ali zu Besuch im Aktuellen Sportstudio. Als ihm Karl Mildenberger als Überraschungsgast angekündigt wurde, rief er lauthals vor Freude" "Where is he? Where is he?" Anschließend alberten die beiden munter herum.

In den späten 90ern lief (im DSF?) eine Dokuserie über das Boxen, moderiert von Hans-Joachim Rauschenbach. Eine Folge war Mildenberger gewidmet, der Gast im Studio war. "Sag mal, Karl, deine letzten Kämpfe - waren sie nicht vielleicht doch ein paar zuviel?" "Zuviel? Na ja, ich war eben Profi!"

Karl Mildenberger ist für mich der einzige deutsche Weltklasseboxer im Profischwergewicht nach Max Schmeling gewesen, in einer der aufregendsten und spektakulärsten Phasen dieses Sportes. Letzteres ist in erster Linie Muhammad Ali zu verdanken gewesen, aber auch seinen erstklassigen Gegnern.



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