Und wieder lässt Gott einen Chansonnier in den Himmel auffahren. :...(

Wie heute bekannt gegeben wurde, ist der bekannte Sänger und Schauspieler Charles Aznavour gestern im Alter von 94 Jahren gestorben.

Als Sohn armer armenischer Eltern, die vor der Verfolgung geflüchtet waren, kam er am 22. Mai 1924 in Paris zur Welt. Édith Piaf protegierte den jungen Mann, dem somit einer glänzenden Zukunft nichts mehr im Wege stand.

Als Sänger waren es die Balladen, die ihn bekannt machten, wie etwa "She" das später im Film "Nothing Hill" von Elvis Costello interpretiert wurde. Wahrscheinlich lag es den Musikrechten und/oder am daran, dass die Briten immer ihre Schwierigkeiten mit den Franzosen hatten/ haben. Costello singt es zwar bemüht und gut, aber ich lasse nur Aznavour das Lied singen.







Doch er war mehr als das; mit Lieder über Tabuthemen wie "Comme ils disent" ("Wie sie sagen") über einen homosexuellen Transvestiten



oder "Mourir d'aimer" ("Aus Liebe sterben"), das aus der Perspektive von Gabrielle Russier geschrieben ist, einer jungen unkonventionellen Lehrerin, deren Liebe zu einem Oberstufenschüler am sozialen Widerstand der Spätsechziger scheitert und die daran zerbricht.
Ein Skandal, der seinerzeit Frankreich erschütterte, verfilmt und immer wieder rezipiert wurde und umso tragischer gelten muss, da es heutzutage kein Tabu mehr ist. (vgl. Macron)



Aber er hatte auch Meriten als Schauspieler gesammelt. So spielte er 1960 in "Schießen Sie auf den Pianisten" unter Truffaut einen ehemals bekannten Konzertpianisten, der auf schmerzhafte Weise ein zweites Mal die Liebe seines Lebens verlieren muss. Ein Kreislauf, der kein Ende zu nehmen scheint.

Und wie viele großartige Rollen hat er danach spielen dürfen: "Die Blechtrommel", "Der Zauberberg", "Die Fantome des Hutmachers", "Ararat" ... .Die Liste ist lang, aber er war auch auf diesem Gebiet begabt.

Selbst in der Muppet Show war er zu Gast und brachte Kermit etwas klischeehaft bei, welche Wirkung die französische Sprache haben kann:



Seine Version von "Inchworm", die er auch dort am Ende sang ist mir immer noch die Liebste. Da hilft auch kein Danny Kaye:



Ja, diese Folge ist mir bis heute eine der Liebsten. :)

Man spürt wie liebevoll und bescheiden er blieb.

Seine Wurzel verleugnete er nie, Armenien blieb sein "Herzensland" und politisch setzte er sich immer dafür ein. Ob es nach dem großen Erdbeben 1988, als Ehrenburger (2008) oder armenischer Botschafter in seiner neuen schweizerischen Wahlheimat (2009) geschah.

Alters- und krankheitsbedingt musste er sich ab 2006 rarer machen und leider auch seine aktuelle Tournee absagen, dies hielt ihm aber nicht davon ab, noch weiterhin sehr bemerkenswerte Alben aufzuzeichnen. Seine aktuelle Tournee musste er größtenteils absagen.

Nun ist der kleine Mann von der Weltbühne abgetreten, aber sein Schatten wird noch viele in seinen Bahn ziehen und viele andere Künstler beeinflussen.

Auch ich ziehe meinen Hut und verneige mich vor einem außergewöhnlichen Menschen.

Mein Beileid gilt den Hinterbliebenen.

Möge er in Frieden ruhen. :..(


Wicket



7-mal bearbeitet. Zuletzt am 01.10.18 15:15.