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Re: Angelika Meissner ist gestorben
Fotografieren lassen hätte Frau Meissner sich auf gar keinen Fall. Und ich habe sie bei unserer Begegnung auch ganz bewusst nicht darauf angesprochen, obwohl ich eine Fotokamera dabei gehabt hätte. Da habe ich - auch ohne Worte - eine klare Grenze gespürt und selbstverständlich respektiert (übriges später, im Jahr 2006, auch nochmals in einem anderen Fall, bei meiner Zusammenarbeit mit einem sehr prominenten, in seinen letzten Lebensjahren zurückgezogen lebenden Unterhaltungskünstler, dessen Biografie ich verfasst habe).
Mir war wichtig, dass Frau Meissner sich bei unserem Treffen wohlfühlte. Dass da eine Vertrauensbasis und Auskunftsbereitschaft entstand. Denn das hat mich damals wirklich erstaunt: Ich durfte sie alles fragen. Ihrerseits gab es keinerlei Vorgaben, bestimmte Themen auszuklammern. Ich fand und finde es überhaupt toll, dass sie sich auf dieses Treffen eingelassen hat. Dazu hat Dreierlei entscheidend beigetragen: Wie schon gesagt, haben mich die IMMENHOF-Produzentin Carola Lang-Bornée und ihre jüngere Tochter bei meinen Recherchen unheimlich unterstützt. Frau Bornée hat mir die Tür zu Angelika Meissner geöffnet. Ihr verdanke ich, dass ich diesen Zugang und diesen Vertrauensvorschuss bekam. Dann spielte vielleicht auch eine kleine Rolle, dass ich Ende 2003 an einer Veröffentlichung zum Thema IMMENHOF beteiligt war, durch die ich Frau Meissner mein Interesse an ihr und der Filmreihe seriös glaubhaft machen konnte. Und drittens gibt es so etwas wie einen glücklichen Moment, den man als Autor/Filmhistoriker manchmal erwischt. Bei Angelika Meissner war diese Art "Glasnost" um das Jahr 2004 herum einen kurzen Moment lang gegeben. Vielleicht lag es an der zeitlichen Distanz zu ihrer Filmkarriere. Ganz sicher aber am Wiederaufleben ihres Kontakts zu Frau Bornée. Abschliessend noch eine Anekdote: Zum Abschluss unseres zweitägigen Treffens hatte ich die Idee, dass Frau Meissner und ich doch einen gemeinsamen Postkarten-Gruss an Frau Bornée schicken könnten. Das haben wir auch gemacht und auf dieser Karte (so eine typische Ansichtskarte mit Fotos von Berlin auf der Rückseite) gemeinsam unterschrieben. Von daher weiss ich also aus erster Hand, wie die originale Unterschrift von Angelika Meissner aussieht (im Gegensatz zu manchen Fälschungen bei Autogrammkarten, wie sie gelegentlich im Internet kursieren). Ihre Unterschrift entsprach noch ganz der aus den späten 1950er Jahren. Und jetzt kommt das Erstaunliche: Danach bat ich sie noch um ein Autogramm für mich selbst, auf einem alten IMMENHOF-Foto. Und das lehnte sie ab. Irgendwie wollte sie wohl in diesem Kontext keine neuen Autogramme mehr geben, so habe ich das damals verstanden (und selbstverständlich auch respektiert). Wie sie das sonst gehalten hat, weiss ich nicht. Aber das wechselte bei ihr rasend schnell: Ihre Nähe und Distanz zu diesem Thema. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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