hi,

wir hatten schon mal so einen Thread, in dem man Sachen berichtete, die das Schlimmste waren, was man je gesehen/erlebt hatte.
Der hier geht in eine ähnliche Richtung, ich erwarte für das, was ich schreibe, keine Absolution, aber auch nicht unbedingt eine Verurteilung, und es muss sich ja außer mir sonst niemand outen.

1. Meine Großmütter
Meine Omas waren sehr verschieden, die ältere eine Soldatenwitwe, die ihr Leben lang hart gearbeitet und ihren Trost im Glauben gefunden hat, sie war schon immer sehr ältlich, mit Dutt, ziemlich verhutzelt, meist einen weiß-blauen Kittel an und roch ein wenig nach einer Mischung aus Weihwasser und Mottenkugeln, die jüngere immer sehr gepflegt, regelmäßige Friseurbesuche, schicke Kleider, Parfum etc. Ich habe es als Kind nie über mich gebracht, meiner älteren Großmutter einen Kuss zu geben, dies aber sehr wohl bei der jüngeren (leider auch in Gegenwart der älteren) getan, dabei hat sie mir nie etwas Böses getan oder gesagt, im Gegenteil sogar den Rest ihrer spärlichen Rente in Pommes, Cola und Taschengeld für ihre sieben Enkelkinder investiert.
Aber auch die jüngere, meine Lieblingsoma, habe ich später "verraten". Regelmäßig habe ich als Grundschüler meine Ferien bei ihr verbracht, aber als sie dement ins Altersheim kam, habe ich sie nur sehr selten besucht, und mir das dann damit schön geredet, dass ich damals vielbeschäftigt war (Prüfungen, Berufseinstieg), dass sie mich ohnehin nicht erkennt und dass es mir weh tut, sie in diesem Zustand zu sehen (und das tat es zwar auch, aber trotzdem ...)

2. Ein paar kleinere Sachen, aber trotzdem schlimm genug

In meiner Kindheit habe ich mich von meinen Freunden, oder Kindern, die ich zumindest dafür hielt, oft zu "schlimmen" Sachen verleiten lassen, naja, meist waren es Kleinigkeiten wie in abbruchreifen Häusern Fenster einzuwerfen oder mit Feuerwerk zu zündeln, aber was ich heute bereue, sind Vergehen gegen Tiere, z.B. gegen Schmetterlinge, die wir mit Federballschlägern gejagt haben.
Und schon als junger Erwachsener habe ich einmal etwas gemacht, worauf ich alles andere als stolz bin. Es war ein Fußballspiel beim Bund, unsere Kompanie gegen eine andere, und wir sollten zur Unterstützung ordentlich Krach machen, und ein paar von uns sind auf die Idee gekommen, Münzen in die Feldflaschen zu füllen. Dann sagte jemand, das sei aber sehr schlecht, weil dann innen die Beschichtung verkratzt würde. Obwohl ich gar nicht mal sicher bin, ob ich überhaupt meine Feldflasche mit den Münzen gefüllt habe, plagt mich immer mal wieder das Gewissen, dass jemand dann durch das Trinken aus "meiner" Flasche krank geworden sein könnte. Eigentlich hätte ich das Ding ja nur bei der Rückgabe als beschädigt oder verloren melden müssen, das habe ich aber nicht getan, warum auch immer, z.T., weil ich schon öfter mit den "Nachschubverwaltern" Stress hatte wegen Verlustmeldungen o.Ä.

So, das wollte ich mir einfach mal von der Seele schreiben ... Wenn ich noch in der Kirche wäre, hätte ich es vielleicht auch gebeichtet ...