Meiner Meinung nach gibt es da mehrere Tendenzen.

Die klassischen Unterschiede Nord-Süd im Geschmack bestehen meiner Meinung nach immer noch. Auch wenn es regional wieder Unterschiede geben mag, wird im Norden tendenziell immer noch das herbere Bier getrunken.

So gesehen gibt es analog dazu aber auch ein "Alt-Jung-Gefälle", in dem jüngere Generationen tendenziell das weniger herbe Bier trinken.

Wenn jetzt nicht gerade eine lokale Bierspezialität oder Biergattung alles in der Gegend überstrahlen sollte - wie eben z.B. Kölsch als Regionalbier - dann sind das wohl die entscheidenden Parameter.

Darüber hinaus gibt es auch immer wieder lokale "Mikro-Trends", was das Bier betrifft. In meiner Stadt und Region gibt es mehrere Beispiele der "Exhumierung" ehemals lokal sehr beliebter alter Biermarken. Da greift man gleichzeitig sowohl die nostalgischen Gefühle, als auch den Lokalpatriotismus ab, der beim Bier auch nicht selten eine Rolle spielt.

Ich habe schon einige Städte und Regionen erlebt, in denen man sich das lokale Bier fast schon aus Patriotismus in den Rachen kippt - nicht, weil es so besonders lecker wäre. Das sind dann wohl auch die Gegenden, in denen die Sauerländer mit gefälligen Pilssorten in den 70ern und 80ern den meisten Boden wett gemacht hatten.

Angesichts der Wirtschaftslage kann es aber nicht verwundern, dass gerade Oettinger mit halbwegs gefälligem Billigpils den Markt abseits von "Premium" und Marketing aufrollt. Dagegen waren die früheren Standard-Billigbiere, Hansa und "Aldis Rache" Karlsquell fast schon biologische Kriegsführung.

Ich war schon auf Feiern, auf denen es Oettinger gab - allerdings vom Fass. Das schmeckte dann schon okay, weckte aber wenig Begeisterungsstürme.

Am Ende hängt doch auch stark an der Klientel und am Alter. Älteren Biertrinkern braucht man jedenfalls nach meiner Erfahrung selten mit Longneck-Flasche und "Szene-Bier" kommen. Bleibt das "Tannenzäpfle", Kellerbier oder "Microbrew"-Stout halt im Getränkemarkt - oder was auch immer gerade irgendwo "in" ist.